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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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die zum Wald hinaufführten.
    Als sie noch ein Stück höher geklettert waren, hielt Forella es für besser stehenzubleiben, um nicht mit dem Fremden zusammenzutreffen, der das Haus beobachtet hatte.
    „Mal sehen, wie weit man von hier sehen kann“, sagte sie.
    Miklos war Feuer und Flamme. Er stellte den Kasten auf die Erde, nahm beide Teleskope heraus und reichte Forella eins davon.
    „Weißt du, wie man es einstellt?“ fragte er.
    „Ich denke schon“, gab Forella lächelnd zurück.
    Sie schaute hindurch aufs Tal und stellte fest, daß der Hitzeschleier über der Landschaft eine klare Sicht verhinderte. Dann schwenkte sie das Fernrohr aufs Haus zu, um möglicherweise den Prinzen sehen zu können.
    Plötzlich kam ihr eine Idee.
    „Weißt du, was wir machen werden, Miklos?“ wandte sie sich an den Jungen. „Wir blicken beide durchs Fernrohr auf die weißen Tauben, die auf dem Dach und den Giebeln hocken. Wer die meisten zählt, hat gewonnen.“
    „Das gefällt mir!“ rief Miklos begeistert aus. „Welchen Preis bekommt der Sieger?“
    „Das müssen wir deinen Onkel János fragen“, erwiderte Forella. „Sag mir, wenn du bereit bist.“
    „Ich bin bereit!“
    „In Ordnung“, erwiderte Forella, hielt das Fernrohr vors rechte Auge und kniff das linke zu. „Achtung – fertig – los!“
    Die Sehschärfe des Teleskops war sehr gut, und sie konnte die auf dem Dach umherflatternden weißen Tauben klar erkennen. Ihr fiel auf, daß sich einige auf ein Fenstersims im dritten Stock gehockt hatten. Vermutlich wurden sie dort von ihrer Herrin gefüttert.
    Ohne mit den Gedanken recht bei der Sache zu sein, begann sie die Tiere zu zählen, die auf dem Fenstersims Futter aufpickten.
    Dann trat jemand ans Fenster.
    Es war eine Frau. Forella konnte ihr Gesicht deutlich erkennen. Es war die Gemahlin des Prinzen.
    Es gab keinen Zweifel, daß sie noch immer sehr hübsch aussah, aber es war eher ein Kindergesicht, das Forella da durchs Fernrohr betrachtete, und wirkte trotz der Entfernung auffallend jung und puppenhaft.
    Während sie es selbstvergessen anstarrte und vergaß, weitere Tauben zu zählen, entfernten sich diese plötzlich mit nervösem Flügelschlag, und sie bemerkte, wie die Prinzessin sich weit aus dem Fenster beugte.
    Forella schoß der Gedanke durch den Kopf, daß das gefährlich war und sie aus dem Fenster stürzen könnte.
    Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da griff die „arme Lady“ haltsuchend mit den Armen in die Luft, als wollte sie sich irgendwo festhalten, dann stürzte sie mit schreck verzerrtem Gesicht aus dem Fenster.
    Während sie durch die Luft segelte, stieß Forella einen gellenden Schrei aus, ohne sich dessen bewußt zu werden.
    Alles geschah so schnell, das Davonflattern der weißen Tauben, der Sturz der Frau aus dem Fenster.
    Es war kein Sturz, stellte sie benommen und völlig verstört fest. Jemand hatte die Bedauernswerte aus dem Fenster gestoßen.
    Ein Mann war es, der sich jetzt über den Sims beugte, um sich zu vergewissern, daß sein Opfer unten gelandet war. Schwarzhaarig war er und hatte einen dichten schwarzen Schnurrbart.
    Schnell verschwand er wieder im Innern des Zimmers und ließ sich nicht mehr blicken.
    Während Forella noch nach Luft rang und gegen den Schock ankämpfte, den das grausame Schauspiel bei ihr auslöste, hörte sie Miklos neben sich schreien:
    „Da ist jemand aus dem Fenster gefallen! Hast du’s gesehen? Sie ist rausgefallen! Ich hab’s genau gesehen!“
    „Das … war auch mein Eindruck!“ würgte Forella mühsam hervor.
    „Da war doch ein Mann am Fenster. Hast du den auch gesehen? Warum hat er nicht versucht, sie zu retten?“
    „Vielleicht … war das nicht mehr möglich.“
    Das Ganze kam ihr so unwirklich vor, so als hätte das Teleskop sie genarrt, und doch war es grausige Wirklichkeit gewesen.
    „Wir … wir sollten sofort ins Haus gehen, Miklos“, sagte sie tonlos.
    „Wir müssen Onkel János sagen, was wir gesehen haben“, drängte der Junge. „Glaubst du, daß die Lady verletzt ist?“
    „Ich … ich weiß es nicht“, antwortete Forella.
    Mehr konnte sie nicht sagen. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Sie rannten über den Rasen aufs Haus zu. Miklos hatte eilig den Kasten und die Fernrohre aufgesammelt und folgte ihr auf dem Fuß.
    Erst als sie am Haus angelangt waren, verlangsamte Forella den Schritt und rang nach Luft.
    Sie mußte auf schnellstem Wege zum Prinzen, obwohl ihr das Ganze noch immer wie ein böser Traum

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