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Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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es, hat Spaß daran, ihnen Fleisch vor die Füße zu werfen.
    Mit betroffener Miene bringt er die Fotografen und Kameraleute zum Grab, er führt sie durch die Hintertür, an den Absperrungen vorbei, er gewährt ihnen exklusiven Einblick, gibt ihnen einen besonderen Leckerbissen. Er lässt sich fotografieren, wie er mit der Schaufel vor dem Grab steht, wie er gräbt. Er zeigt ihnen, wie tief der Sarg lag, kurz steigt er sogar hinunter ins Loch und erklärt, wie er den Sarg nach oben gebracht hat. Von Emma sagt er nichts, ganz alleine hat er ihn nach oben gezogen, fast wäre er ihm entglitten. Mit der Schaufel in der Hand und zusammengekniffenen Augen kommt Max zum Ende. Er droht. Er wird sie finden, sagt er, Marga und den, der sie gestohlen hat. Er wütet, verschüttet seinen Ärger auf die Journalisten, er will nicht länger freundlich sein, er will der Welt sagen, dass gerade alles auseinanderbricht, sein Leben, dass jemand dafür verantwortlich ist und dass er diesen Jemand finden wird. Dass er Ordnung machen, Marga wieder an ihren Platz legen wird. Die Journalisten jubeln, sie lieben ihn für das, was er tut, sie kleben an seinen Lippen. Er wird herausfinden, was passiert ist, er wird alles dafür tun, sagt er, alles.
    Max, wie ihm der Speichel vor dem Mund steht. Seine Stimme klingt bedrohlich. Er will seine Leiche zurück, er will Rache, Wiedergutmachung für Marga, für August, für sich selbst, deshalb tut er das, macht sich zum Affen, fletscht seine Zähne. Der Täter soll wissen, dass er jetzt hinter ihm her ist, dass keiner ungestraft davonkommt, keiner, der auf seinem Friedhof eine seiner Leichen stiehlt. Er schreit es fast in die Kamera, ins Mikrofon, auf die Notizzettel der Reporter. Glücklich rennen sie zu ihren Autos, bereits im Laufen telefonieren sie mit ihren Redaktionen, zwischen den Gräbern stolpern sie dahin. Max bleibt zurück.
    Er deckt das Loch wieder ab und geht zurück zum Haus. Er will Emma nicht wecken, ihr nicht begegnen, sich für nichts schämen. Nur einen kurzen Blick wirft er zu ihr. Er sieht sie auf Tildas Eckbank liegen, zusammengerollt, zugedeckt. Leise geht er nach oben und sperrt seine Wohnungstür ab. Er weiß, dass Tilda sich ärgern wird, wenn sie die Nachrichten hört. Er sieht sie vor sich, wie sie vor verschlossener Tür steht, klopft, läutet. Er wird schlafen, sie wird mit ihrem roten Kopf wieder nach unten gehen.
    Er lässt die Rollläden herunter, blockiert die Klingel und macht das Telefon aus. Dann zieht er die Decke über seinen Kopf.

Acht
    Baroni steht im Schlafzimmer und zieht Max an den Beinen aus dem Bett. Max wacht auf, murrt, bellt Baroni an, doch der zieht weiter, bis Max am Boden liegt.
    – Du sollst das lassen.
    – Kann ich nicht.
    – Lass es.
    – Wenn es doch so Spaß macht.
    – Bitte, ich muss schlafen.
    – Es ist nach Mittag, du stehst jetzt auf und erstattest Bericht.
    – Leck mich.
    – Ich hab dich im Fernsehen gesehen, mein Lieber.
    – Wie kommst du überhaupt in die Wohnung?
    – Du hast mir einen Schlüssel gegeben, ich nehme an, genau für solche Fälle. Damit ich dich wecken kann, wenn etwas passiert.
    – Wie war ich?
    – Man bekommt richtig Angst, wenn man dich so hört. Mit der Schaufel in der Hand, am Friedhof mit diesen irren Augen. Wow.
    – Der hat mir eine Leiche gestohlen.
    – Dir?
    – Ja, mir. Das ist mein Friedhof, ich bin verantwortlich für die Toten, ich grabe sie ein und niemand gräbt sie aus, niemand außer mir.
    – Es hat also wirklich jemand eine Leiche gestohlen? Da ist endlich was los in dem Nest, und gerade dann bin ich in Wien.
    – Jetzt bist du ja da.
    – Und was passiert als nächstes?
    – Ich muss Tilda aus dem Weg gehen.
    – Die ist unten, sie hat gesagt, ich soll dich wecken, sie kommt gleich rauf.
    – Oh, oh.
    – Sie ist sauer. Sehr.
    – Sie ist meine Stiefmutter, sie wird mir nichts tun.
    – Bist du dir da sicher? Sie ist die leitende Ermittlerin, und du hast hinter ihrem Rücken mit den Medien geredet. Sie hat gesagt, sie versohlt dir den Hintern.
    – Oh, oh.
    – Was willst du machen?
    – Sie beruhigen, mich entschuldigen und ihr einen Kuhfellteppich kaufen. Den wünscht sie sich schon lange.
    – Ich meinte wegen der Leiche. Was willst du tun?
    – Wir fahren zuerst zu August.
    – Wir?
    – Ja, wir. Du hast ja sonst nichts zu tun, oder?
    Tilda kommt ins Zimmer. Sie steht nur da und schaut böse, wartet, bis Max sich ergibt, sich entschuldigt, ihr verspricht, so etwas nie wieder zu tun,

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