Die Schöne und der Tod (1)
Mundwinkel gingen weit nach unten, Max weiß, was das mit ihr macht. Sie hat sich damit abgefunden, dass Max sich von ihr getrennt hat, sie hat eingesehen, dass sie diesen Mann nicht ganz haben konnte, dass er sie nicht so lieben konnte, wie sie das gerne gehabt hätte. Das Gespenst Emma war immer über ihnen, diese Liebe, die nie ganz aufgehört hatte. Immer war da Emma, die Erinnerung an sie, an das, was besser war als Hanni und Max. Und jetzt liegt sie wieder in seinem Bett. Emma.
Er lädt sie ein, mitzukommen in die Sauna, sie lehnt ab. Max weiß, was Emma möchte, dass er bei ihr bleibt, dass er neben ihr einschläft, dass nur sie wichtig ist für ihn, dass er auf seine Saunarunde verzichtet, auf diese ordinäre Hanni Polzer, auf Agnes Oberhammer und auf die anderen Dörfler. Max liest es in ihren Augen. Überall Frauenaugen, die etwas von ihm wollen, die Vorwürfe machen, ihn unter Druck setzen, sein Leben kompliziert machen. Er zieht sich an.
– Bitte bleib.
– Drei Aufgüsse, in zwei Stunden bin ich wieder da.
– In zwei Stunden schlafe ich.
– Dann lege ich mich ganz nah an dich.
– Warum ist immer alles andere wichtiger?
– Das stimmt doch nicht. Das mit der Sauna ist seit Jahren so, das hat mit dir nichts zu tun.
– Ich bin bald wieder weg.
– Vielleicht bleibst du ja doch noch ein bisschen.
– Um wie immer auf dich zu warten?
– Um mit mir zusammen zu sein.
– Ich werde heiraten, Max.
– Wirst du?
– Ja.
– Ich komme bald wieder.
–
– Vielleicht bist du ja doch noch wach.
– Vielleicht.
Max geht nach unten. Der Lehrer ist da, Tilda, Agnes und Hanni. Sie ziehen sich aus in dem kleinen Vorraum, es ist kalt. Einer nach dem anderen verschwindet in der Sauna. Tilda hält Max zurück, sie macht die Saunatüre zu und bleibt mit Max im kalten Vorraum allein.
– Was ist mit ihr?
– Mit wem?
– Emma.
– Sie ist oben.
– Geht es ihr gut?
– Keine Ahnung.
– Warum kommt sie nicht mit in die Sauna? Das würde ihr gut tun.
– Sag du ihr das.
– Dir ist nicht zu helfen.
– Das ist alles nicht so einfach.
– Wenn du meinst.
– Sie wird wieder abreisen.
– Das ist natürlich deine Sache, Max. Aber vielleicht wäre es noch einen Versuch wert mit euch beiden?
– Können wir bitte aufhören, über Emma zu sprechen? Erzähl mir lieber von diesem Erpresserbrief.
– Ihr habt euch doch immer gut verstanden.
– Ich sagte, es reicht.
– Vielleicht passiert das alles nicht umsonst, vielleicht ist das Schicksal, damit ihr wieder zusammen sein könnt.
– Du sollst das lassen, Tilda. Was steht in dem Brief?
– Schrei mich bitte nicht an.
– Lass mich bitte mit Emma in Ruhe.
– Sie wollen 30.000 Euro.
– Sie?
– Er, sie, keine Ahnung.
– So wenig?
– Wie viel, denkst du, ist sie wert?
– Kommt darauf an, wen man fragt.
– August ist fassungslos.
– Wie schaut er aus, der Brief? Handschrift, getippt?
– Warum?
– Es könnte sein, dass es der Junge war.
– Dennis?
– Ja.
– Das glaube ich nicht. Wie kommst du darauf?
– Weil er weg ist, er, das Geld aus der Sakristei und ein paar Leuchter.
– Ich weiß.
– Du hast mit Stein geredet.
– Nicht nur geredet. Spurensicherung, wieder das volle Programm.
– Hat doch auch was Gutes, wenn du nicht so weit zur Arbeit musst.
– Der Brief besteht aus Zeitungsschnipseln, keine Fingerabdrücke, keine Details zur Geldübergabe, nur das mit den 30.000.
– Hat er Geld?
– Hat er nicht. Schulden aber auch nicht. Er hat seinen Bauernhof verkauft, bevor er hierher kam. Was er mit dem Geld aus dem Verkauf gemacht hat, weiß niemand, es ist auf alle Fälle nicht mehr da. Aus ihm ist dazu nichts herauszubringen, ich war bei ihm, er ist immer noch am Boden. Ich werde ihn wohl vorläufig in Ruhe lassen, dass er das mit Marga nicht war, ist ja mittlerweile klar, es gibt keinen Grund, ihn weiter zu quälen.
– Wir waren auch bei ihm.
– Wer? Wann? Warum, Max?
– Wir haben sein Haus durchsucht, Baroni und ich. Marga ist nicht dort, das ist sicher. Wenn er sie hat, hat er sie woanders hingebracht.
– Max, du musst damit aufhören. Das ist eine polizeiliche Ermittlung und du gefährdest sie, wenn du dich weiter einmischst. Ich sage dir das nicht noch einmal.
– Ich rede nur mit den Leuten und frage sie, ob sie wissen, wo meine Leiche ist. Sonst nichts.
– Du bist wie dein Vater.
– Das ist gut, oder?
– Ja, das ist gut. Trotzdem, Max. Hör auf damit.
– Ich mache dir keine Probleme,
Weitere Kostenlose Bücher