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Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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du musst dir keine Sorgen machen, versprochen.
    – Mache ich mir aber.
    – Was habt ihr jetzt vor?
    – Wer?
    – Du und deine Polizeifreunde.
    – Wir suchen den Erpresser. Und wir suchen Marga.
    – Wer schneller ist, einverstanden?
    – Max.
    – War nur ein Scherz.
    – Du lässt deine Finger davon.
    – Sagtest du schon. Könnten wir jetzt vielleicht reingehen? Mir ist kalt, Tilda.
    Max gibt ihr einen Klaps auf den Hintern, Tilda fletscht die Zähne. Das Thermometer ist bereits bei 85 Grad, die Gespräche in der Kabine sind in vollem Gang. Über Marga, über August, über das Grab, wer so etwas tut, und warum hier im Dorf. Es ist heiß, es ist laut, der Lehrer spricht über Moral, Agnes gießt auf.
    Neunzig Grad, Wasser, wie es über die Steine rinnt, verdampft, wie Agnes das Tuch auf die Luft schlägt. Wie sie schwitzen, immer leiser werden. Wie Hanni Max anstarrt, ihn mit Blicken straft. Für Emma. Wie Max die Blicke nimmt und den Kopf einzieht, weil Agnes gnadenlos ist. Wie ihre alte Haut wackelt, wie sie ihren Bauch stolz vor sich herträgt, wie es leise wird in der Sauna. Und dann, wie die Tür aufgeht. Wie August in die Kabine kommt. Wie er mit gesenktem Kopf fragt, ob er bleiben kann.
    Ich möchte nicht allein sein, sagt er.
    Komm herein und mach die Tür zu, sagt Agnes.
    August schwitzt, alle schwitzen, schweigen, keiner will dem Trauernden zu nahe treten, keiner will ein falsches Wort sagen. Agnes fuchtelt mit dem Tuch in der Luft herum, dann gehen alle hinaus in den Schnee, legen sich hin, kühlen ab.
    Die Winterluft ist plötzlich schwer und traurig. Max schweigt, schaut zu ihm. August liegt neben ihm, er hört ihn atmen, die Augen des Schweinebauern sind geschlossen. Oben die Sterne. Und Baroni.
    Er steht auf seiner Terrasse und schaut nach unten in den Garten. Er grinst. Max winkt ihm zu. Wie oft er ihn eingeladen hat, mit ihm zu schwitzen. Wie oft Baroni abgewinkt hat. Er wolle sich nicht mit den Dörflern nackt in eine überhitzte Besenkammer setzen, sich einfach ausziehen vor diesen Bauern. Egal, wie oft ihm Max erklärte, dass das alles intelligente, freundliche Menschen wären, Baroni sagte nein. Auch an diesem Abend kann ihn keine Schönheit der Welt nach unten locken. Er steht oben, beobachtet das Treiben eine Weile lang, dann schreit er hinunter.
    – Max, du Hund. Was hast du mit mir gemacht? Ich bin krank, ich kann mich kaum bewegen. Der Schnaps von dem Saubauern war schlecht, der wollte uns umbringen.
    Baronis Lachen dröhnt nach unten. Max will ihn stoppen, er springt auf und winkt ab, er bittet ihn mit Händen und Beinen, den Mund zu halten, aber Baroni lacht weiter, er macht sich lustig über den kleinen Max, der zu ihm hinaufschreit, über den Saubauern, der wie hingekotzt am Küchentisch lag. Er lästert, er flucht, er ist nicht zu stoppen. So lange, bis die Tür zugeht und die Nackten wieder in der Kabine verschwinden.
    – Ich bin also der Saubauer?
    – Tja.
    – Saubauer, so nennt ihr mich?
    – Stimmt doch, oder? Du warst doch einer. Ist ja nicht böse gemeint, ist nur eine Berufsbezeichnung.
    – Und ich wollte euch umbringen?
    – Der Schnaps war schon stark, mein Lieber. Trotzdem danke.
    – Das ist nicht witzig, Max.
    – Aber es war doch nur ein Scherz, August, bleib ganz ruhig, Baroni hat es nicht so gemeint.
    – Jemand hat meine Frau gestohlen.
    – Das wissen wir, August. Und das ist tragisch, das finden wir alle hier im Dorf.
    – Dass ihr das mit mir macht. Das ist nicht in Ordnung.
    – Ist doch alles nicht so schlimm.
    – Sie war meine Frau. Ich habe sie geliebt.
    – Wissen wir.
    – Und dass dieser Fußballer ein Arschloch ist, wissen auch alle.
    – Was soll das jetzt?
    – War doch nicht schwer zu verstehen, oder?
    – Vielleicht bist ja du das Arschloch.
    – Was bin ich?
    – Könnte ja sein.
    – Ich sollte besser gehen.
    – Solltest du.
    – Sonst passiert noch etwas.
    – Da ist die Tür.
    August steht auf und geht. Ohne sich noch einmal zu den anderen umzudrehen, macht er die Tür auf und zu. Max weiß, dass August ihn am liebsten geschlagen hätte, dass er ihm gerne seine Nase brechen würde. Jeder im Raum hat es gespürt, hat gesehen, wie er kurz gezögert, wie er überlegt hat. Doch er geht.
    Tilda schimpft. Ob Max den Verstand verloren hat, dass er nicht so viel saufen soll, wenn er sich dann nicht im Griff hat. Max hört nicht hin, er weiß, Tilda hat Recht, er weiß, dass es falsch war, aber er konnte nicht anders. Wortlos steht auch er auf und

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