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Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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mustert die beiden, schaut sie von oben bis unten an, genauso wie fast alle anderen im Lokal auch. Sie passen nicht hierher, sie spüren das, alle Augen sind auf ihnen, ein, zwei Minuten lang. Erst als sie beginnen, sich zu unterhalten, fallen die Blicke wieder von ihnen ab.
    Ihnen ist klar, dass der Kellner und die Hälfte der Gäste Baroni sofort erkannt hatten. Mit ihm hat niemand gerechnet, nicht hier. Baroni hat lange Jahre in Wien gespielt, hier ist er berühmt geworden, hier kannte man ihn, von hier aus ging er nach Deutschland. Der charmante Österreicher schaffte den Sprung in die Spitzenliga, er war unkompliziert, witzig und spielte sich in die Herzen der Fans. Johann Baroni. Der Kellner verbirgt sein Interesse nicht, er sucht das Gespräch.
    Während Baroni sich um ihn kümmert, setzt Max sich mit einer halbnackten Rumänin, die sich von hinten angeschlichen hat, auf die Couch. Baroni hört sich an, was der Kellner über ihn weiß, während Max dem Mädchen auf die Brüste starrt. Baroni nickt und beantwortet Fragen, Max kauft Sekt für das Mädchen.
    Er wird sie nach Marga fragen, vielleicht war auch sie schon in der Wohnung, vielleicht kannte sie Marga, vielleicht weiß sie, was Marga da oben gemacht hat. Vielleicht war alles ganz einfach. Vielleicht ist Marga hier auf den Strich gegangen. Vielleicht hat sie da oben gearbeitet. Vielleicht.
    Max geht langsam vor, behutsam, er lässt sich von der rumänischen Haut berühren, er beantwortet ihre Fragen, woher er kommt, ob sie ihm gefällt, ob er Spaß haben will. Max findet sie hübsch, er sagt es ihr und hört dabei mit einem Ohr dem Gespräch zwischen Baroni und dem Barmann zu. Baroni schlägt sich tapfer, er lässt sich vom Aussehen des Kellners nicht aus der Ruhe bringen, er versucht, diplomatisch zu sein, nicht zu neugierig zu wirken, seine Fragen beiläufig zu stellen. Alles läuft gut, sie werden hierbleiben und trinken, und mit der Zeit werden sie erfahren, was sie wissen wollen. Max wird mit der Rumänin reden, vielleicht auch mit einem der anderen Mädchen, irgendjemand hier weiß etwas, irgendjemand wird reden.
    Max will sich gerade wieder der braunen Haut widmen, als die Stimmung kippt. Baroni hat das Haus erwähnt, die Wohnung im neunten Stock, plötzlich wird es still an der Bar. Der Kellner verschwindet, Baroni hat ihn mit seiner Frage ins Hinterzimmer getrieben. Max rutscht nervös auf der Couch hin und her, die Rumänin kaut an seinem Ohr, Baroni sitzt fluchtbereit auf seinem Hocker. Der Barmann kommt zurück. Ein noch hässlicherer, größerer, stärkerer Mann begleitet ihn.
    Was für ein Bulle, denkt Max. Er kann Baronis Herz sehen, wie es wild um sich schlägt unter seinem Hemd, er kann seinen Angstschweiß riechen. Der Bulle baut sich vor Baroni auf, Max flüstert der Rumänin zu, sie soll damit aufhören, sein Ohr zu misshandeln, er will hören, was passiert, er will sehen, wie schwer es Baroni trifft, er will sprungbereit sein, einsatzfähig, wenn Baroni nach Hilfe ruft. Die Rumänin streichelt Max still am Oberschenkel, er hört zu und staunt.
    Baroni greift an, anstatt unterzugehen.
    – Was willst du?
    – Wir wollen Spaß.
    – Was du hier willst, habe ich gefragt, woher weißt du von der Wohnung?
    – Ich habe gehört, dass man dort spielen kann.
    – Von wem hast du das gehört?
    – Ich kenne viele Leute. Die Leute reden.
    – Was reden die Leute?
    – Sie sagen, man kann dort spielen. Um Geld, um viel Geld. Deshalb sind wir hier.
    – Hast du Geld?
    – Natürlich habe ich Geld.
    – Du willst also Karten spielen?
    – Wie oft willst du es noch hören?
    – Wer hat dir von der Wohnung erzählt?
    – August Horak. Du kennst ihn, oder?
    – Was hat er dir erzählt?
    – Nicht viel, nur dass hier gespielt wird.
    – Woher kennst du ihn?
    – Wir gehen in dieselbe Sauna.
    – Horak ist ein Arschloch.
    – Sehe ich auch so.
    – Wenn du spielen willst, dann komm mit. Das Spiel ist Poker. Aber keine Fragen mehr.
    – Mein Freund muss auch mit.
    – Du musst euch einkaufen.
    – Reicht das?
    Baroni legt dreitausend Euro auf den Tresen. Max ist aufgestanden und schaut entsetzt, er begreift nur langsam, was vor sich geht, wie Baroni auf gut Glück August ins Spiel gebracht hat, dass er sie tatsächlich in eine Pokerpartie eingekauft hat, dass da tatsächlich sechs violette Scheine liegen, dass Baroni sie in seiner Tasche hatte, einfach so.
    Max ist nie gut in diesem Spiel gewesen, er kann sich nicht vorstellen, dass es mit Baroni

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