Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
Elfen zu regieren, war allzu verführerisch für beide, aber lange ist das nicht gut gegangen. Dazu waren sie einander
viel zu ähnlich. Weder er noch sie waren bereit, sich dem Willen eines anderen zu beugen. Vor anderthalb Jahrhunderten haben sie sich dann getrennt, und als Bestandteil der Scheidungsvereinbarung hat Dionnu seinen Titel als König der Winterelfen zurückbekommen. Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass das Verhältnis zwischen den beiden Herrscherhäusern während der vergangenen Jahrzehnte weniger als herzlich gewesen ist.«
»Und was hat das alles mit Ihnen zu tun?«
Fiona seufzte.
»Nun, sehen Sie … Dionnu ist nicht bloß der König der Winterelfen und Mabs Erzfeind. Er ist gleichzeitig auch mein Onkel.«
9
Das darauf einsetzende Schweigen dauerte Fionas Einschätzung nach kaum weniger als sechsundzwanzig Millennien. Die drei Männer starrten sie an, als hätte sie sich gerade in eine Hydra verwandelt, die kleine Kinder und Kaninchenbabys zum Frühstück verschlang. Sie selbst lehnte sich auf der Couch zurück und verschränkte in einer abwehrenden Geste die Arme vor der Brust.
Natürlich war es Walker, der als Erster die Sprache wiederfand, um sie anzuschreien.
»Ihr Onkel? Er ist also der Bruder eines Ihrer Elternteile? Wollten Sie das damit sagen?«
Sie sah ihn nur teilnahmslos an.
Rafael und Graham ließen sich in jeweils einen Sessel sinken und rieben sich in einer identischen Geste der Ratlosigkeit das Gesicht.
Walker gab sich gar nicht erst die Mühe, nach einem Sitzmöbel zu suchen. Er lehnte sich einfach mit dem Rücken gegen die Wand und ließ sich daran auf den Fußboden hinuntersinken, wo er die Ellbogen auf die Knie stützte und nicht minder ratlos den Kopf schüttelte.
»Wäre es wirklich zu viel verlangt gewesen?«, fragte er. Er klang fast, als hätte ihn sämtlicher Mut verlassen.
»Wäre es wirklich zu viel von Ihnen verlangt gewesen, zu erwähnen, dass Sie nicht bloß die Nichte der Königin der Sommerelfen sind, sondern zufällig auch noch die des Königs
der Winterelfen? Was für eine Überwindung hätte es Sie gekostet, mir zu verraten, dass es sich bei Ihnen um die potenzielle Thronfolgerin sowohl der Sommer- als auch der Winterelfen handelt?«
»Sie haben mich ja nicht gefragt.«
»Aber wir fragen Sie jetzt«, schaltete Rafael sich ein.
»Ich glaube, es wäre sehr hilfreich, wenn Sie uns den Gefallen täten, uns Ihre exakte Stellung an den Königshöfen der Anderwelt zu erklären.«
Oh je. Als wenn das nicht ihr Lieblingsthema wäre.
»Ehrlich gesagt bemühe ich mich, meine Stellung so klein wie möglich zu halten. Doch falls es um meine Ahnenreihe geht – meine Mutter war Annan, Dionnus jüngste Schwester. Sie ist gestorben, als ich noch ein Kind war.«
Graham lachte, aber Fiona deutete das Geräusch richtig, nämlich nicht als Ausdruck des Amüsiertseins.
»Perfekt. Und Ihr Vater?«
»Sein Name war Malcolm. Er war Mabs ältester Bruder, aber auch er ist bereits seit meinen Kindheitstagen tot.«
Rafael lehnte sich in seinem Sessel zurück, streckte die Beine aus und trommelte nervös mit den Fingern auf der Lehne. Würde er die Gestalt einer Raubkatze annehmen, dachte Fiona, würde er jetzt mit dem Schwanz zucken.
»Ich kann mich nicht erinnern, jemals gehört zu haben, dass Ihr König oder Ihre Königin je Kinder gehabt hätten. Haben sie die während ihrer Ehe bekommen?«
»Nein, aber ihre sämtlichen Geschwister hatten Kinder. Ich bin eine von zweiundzwanzig Nichten und Neffen.«
»Aber vor ihrem Tod waren Ihre Mutter und Ihr Vater doch als Thronfolger vorgesehen, wenn ich nicht irre? Und das würde doch bedeuten, dass auch Sie bei beiden Höfen ganz oben auf der Liste stehen müssten, oder?«
»Nein … Na ja, so ungefähr.« Das fehlte ihr gerade noch – dass jemand einen Ihrer Verwandten darauf stieße, ihre Position auf besagter Liste zu hinterfragen. Sie konnte nur hoffen, dass nicht so etwas wie Gedankenübertragung stattfand.
»Mab hat noch niemanden für ihre Nachfolge bestimmt, und außerdem glaube ich nicht, dass sie den Thron während der nächsten paar Jahrhunderte freizugeben gedenkt, also hat sie noch Zeit genug, sich später darum zu kümmern. Vorerst bin und bleibe ich nur eine in einer langen Reihe von Prinzen und Prinzessinnen, die noch nicht wissen, ob sie jemals die entscheidende Stufe in der Hierarchie der Elfen aufrücken werden oder nicht.«
Rafael seufzte.
»Aber durch Ihre Eltern kommen Sie sowohl als
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