Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
bliebe.« Fiona ignorierte Walkers unerklärliche Nervosität und brachte entschlossen ihre Meinung zum Ausdruck.
»Wenn wir diesen Beschwörer finden und verhindern wollen, dass der Dämon, den er in seinem Bann hat, noch mehr Menschen umbringt, müssen wir rasch handeln. Und wir benötigen jede Hilfe, die wir kriegen können.«
Rafael nickte.
»Dem kann ich nur beipflichten, aber was bringt es uns, wenn wir zwar Zeit gewinnen, dafür aber in einen hitzigen Krieg mit dem Volk der Elfen verwickelt werden?«
»Wem fällt eine bessere Lösung ein?« Niemand meldete sich, aber alle Anwesenden blickten ziemlich betreten drein. Fiona nickte.
»Gut. Dann, denke ich, zeigen Sie mir am besten mal dieses Geschenk von Mab.«
16
Fiona musste lachen, als sie es sah.
Das Geschenk war vermutlich dafür gedacht gewesen, dass man es vor ein großes Fenster hängte, wo die Sonne durch die unzähligen farbigen Glasfelder scheinen und strahlend helle, pulsierende Farbkleckse aus Licht im Raum verteilen konnte. Den Sternen war Dank, dass die Anderen klug genug gewesen waren, das nicht zu tun. Stattdessen hing das zwei mal drei Fuß große Ding wie ein Besitz, dessen man sich schämte, in einem hölzernen Schränkchen in einem kleinen Arbeitszimmer im oberen Stockwerk des Vircolac-Clubs. Der vergoldete Rahmen um das scheußliche Teil herum mochte gut und gerne aus den Tagen des Menschenkönigs Ludwig XIV. stammen, aber Fiona ordnete es eher einem noch früheren Zeitalter des schlechten Geschmacks zu.
Die Ränder der Glastafel steckten in einem derart mit Ornamenten überfrachteten Rahmen, dass sie beinahe befürchtete, das Ding könne das massive Möbel, in dem es aufbewahrt wurde, mit seinem Gewicht zum Einsturz bringen. Hier schlängelten und wanden sich Weinranken, an denen hier und dort Trauben wuchsen, wie als ein abschreckendes Beispiel dafür, von welchen Pflanzen man besser die Finger lassen sollte. Geflügelte Puttenengel grinsten dämlich aus jeder der vier Ecken und spannten mit ihren pummeligen Ärmchen mit feinsten Verzierungen ausgestattete Flitzebogen. Ihre Pfeile waren schnurstracks auf einen jeden gerichtet,
der dumm genug war, sich vor dem vergoldeten Blendwerk der Scheußlichkeit aufzubauen. Doch schlimmer noch als die Sünden des Rahmens wogen die Bilder, die er umschloss.
Irgendein sich künstlerisch veranlagt wähnender Stümper hatte sich an der gleichen Technik wie der der herrlichen Glasfensterzyklen der Kathedrale von Chartres versucht, um Shakespearesche Elfen mitten in ihrem fröhlichen Treiben abzubilden – ein Anblick, bei dem sich einem der Magen umdrehte. Kleine geflügelte Wesen mit Gesichtern wie Trolle und Armen wie Zahnstocher vollführten um die Ränder dessen, was wohl eine Waldlichtung darstellen sollte, ihre Luftsprünge. Im Vordergrund plätscherte ein sich in einem völlig unnatürlichen Kurs dahinwindender, erbarmungslos kornblumenblauer Bach, und die Mitte des Ganzen bildete eine abstoßend grässliche blonde, von dem normalerweise Heiligen vorbehaltenen, schimmernden Strahlenkranz umgebene Fee in einer Toga und mit einer Krone auf dem Kopf.
»Meine Güte. Einer von Ihnen muss sie richtig geärgert haben.«
»Ja, das haben wir uns auch dabei gedacht.« Tess stellte Fiona so hin, dass sie die Zielscheibe für die kleinen goldenen Pfeile bildete, die aus einem Meter Entfernung aus dem atemberaubend kitschigen Machwerk auf sie zielten.
»Das erinnert mich übrigens daran, dass ich dich noch nach Mabs Geburtstag fragen wollte. Ich habe nämlich ein bezauberndes Toilettenpapierhäubchen aus Makramee für sie, das sie einfach unwiderstehlich finden wird.«
»Es gibt einen kleinen Zauberspruch, den sie uns mitgegeben hat und mit dem man das Glas aktivieren kann«, sagte Rafael. Er und die anderen hatten sich an der dem Fenster abgewandten Wand des Raumes aufgestellt, wo sie das Bild
nicht sehen konnten – und sich vielleicht auch außerhalb der Schussweite der Engel in dem magischen Wunderwerk wähnten.
»Aber ich glaube nicht, dass Sie ihn brauchen werden. Sie haben so etwas doch bestimmt schon einmal gemacht, oder?«
»Ich denke, ich krieg’s hin.«
Fiona holte tief Luft, konzentrierte ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Glasscheibe, und biss die Zähne zusammen – nicht, weil sie sich Sorgen um ihre Fähigkeit machte, mittels des Geschenks ihrer Tante an die Anderen kommunizieren zu können, sondern vielmehr, weil sie, sobald ihre Tante auf ihren Versuch, Kontakt aufzunehmen,
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