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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Luisa …?«
    Er warf die Flasche weg und rannte über die Terrasse. Die Gruppe der in die Ecke getriebenen Herren löste sich auf. In aller Augen stand noch das Entsetzen geschrieben, viele hatten gefürchtet, liquidiert zu werden.
    Im Palast schrien noch immer die Damen.
    Suliman, die ohnmächtig gewordene Salimah auf den Armen, schwankte aus dem Garten heran. Er beobachtete, wie sich Frank Herburg über einige Körper beugte, jemanden zu suchen schien und dann ins Haus rannte. Leila griff an Dr. Pernams weißes Smokinghemd und riß es über der Brust auf. Sie fetzte ein Stück ab und schob es einem Niedergeschossenen in die Schußwunde.
    »Wo ist Luisa?« brüllte Pernam immer wieder.
    Er stürzte ebenfalls ins Haus, um unter den Damen zu suchen. Einer älteren Dame, die mit weit aufgerissenem Mund hysterische Schreie ausstieß, stülpte er einfach sein Jackett über den Kopf. Sie verstummte.
    »Luisa! Wo sind Sie, Luisa?«
    Nach zehn Minuten stand fest, was allen unbegreiflich war:
    Es hatte neun Tote gegeben: drei Gäste und sechs Diener Sulimans.
    Von den Reitern schienen alle überlebt zu haben, oder sie hatten ihre Toten oder Verwundeten mitgenommen – jedenfalls war niemand mehr zu finden.
    Die Gartenfront des Palastes war von Kugeln durchsiebt.
    Man fand dann auch, wie die Reiter hereingekommen waren. Sie hatten ein Tor am äußersten Ende des Parks, wo die Wasserreservoire lagen, aufgesprengt. Niemand hatte es bei der lauten Musik auf der Terrasse gehört …
    Und Dr. Luisa Alius war verschwunden.
    Harris Pernam raste wie ein Irrer herum … im Park, im Haus, vom Keller bis zum Flachdach – begleitet von vier Dienern mit Maschinenpistolen.
    Luisa blieb verschwunden.
    Es gab keine Spur, keine Augenzeugen, nur die Tatsache, daß sie als einzige – bis auf die Toten – ein Opfer des Überfalls geworden war.
    Suliman sprach über drei Telefonleitungen mit Kairo. Er rief zuerst die Polizei an, dann das Militär, den ihm bekannten Innenminister und noch einige andere hohe Regierungsbeamte. Selbst den Chef des ägyptischen Geheimdienstes holte er aus dem Bett.
    »Ich sage es Ihnen, Abdul – es war eine politische Aktion!« schrie Suliman, heiser vor Erregung. »Wen hat man erschossen? Drei Mitglieder der Volksdemokratischen Partei – führende Mitglieder! Und sechs meiner Diener – das war ein Kampf! Drei meiner Gäste sind ermordet! Auf meiner Party! Der ganze Überfall war eine politische Terrortat! Es war bestimmt ein Trupp der ›Befreiungsfront‹! Von Libyen unterstützt! Guerillas von Ghaddafi! Und die Ärztin Dr. Alius aus Kairo ist verschwunden! Was wollen Sie noch für Beweise? Die Giftexpertin der Universität! Klingelt es noch nicht in Ihrem Hirnkasten?«
    Es dauerte lange, ehe wieder so etwas wie Ordnung in Sulimans Palast eingekehrt war. Die Toten hatte man weggeschafft – in einen abseits gelegenen Raum, das Billardzimmer. Die Damen beruhigten sich langsam, sie bekamen wieder Champagner, und man reichte parfümierte Tücher herum. Die Herren suchten ihren Schrecken mit harten Getränken, vornehmlich Gin und Whisky, zu betäuben.
    Nach Hause konnte niemand fahren, denn aus Kairo war der Befehl gekommen, daß sich alle Gäste zum Verhör bereithalten mußten – an Ort und Stelle.
    Die erste Militärmacht, die eintraf, war der junge Leutnant und seine zehn Mann aus dem Barackenlager von Sakkara. Sie kamen in Jeeps herangebraust und umstellten das Haus. Das war zwar völlig sinnlos, denn die Vermummten kamen bestimmt nicht noch einmal zurück, aber was sollen Soldaten machen, wenn sie zu spät kommen? Man verlangt trotzdem Aktionen von ihnen, und absperren ist immer gut … es demonstriert Autorität … den Staat.
    Dr. Harris Pernam benahm sich wie ein Amokläufer, der nichts zum Töten findet. Seitdem feststand, daß Luisa spurlos verschwunden war, entnervte er alle Gäste mit den dauernden Fragen, sie müßten doch wenigstens etwas von ihr gesehen haben …
    »Natürlich nicht! Gar nicht!« brüllte er dann plötzlich los. »Sie standen ja alle in der Terrassenecke und hatten Mühe, ihre Ärsche zusammenzukneifen, um nicht vor Angst in die Hosen zu machen! Keiner hat etwas gesehen? Gibt es das denn? Wo stand oder saß Luisa zuletzt, ehe die Kerle kamen?«
    Wenigstens das wußte man ziemlich genau.
    Aber es konnte weder Pernam noch Herburg beruhigen – im Gegenteil! Als der Überfall begann, hatte Dr. Alius bei zwei Herren gestanden, die dann erschossen worden waren! Das war keine sehr

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