Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Hubschrauber aus Kairo mitgebracht hatte. Es war ein einfacher Sarg, aus verzinktem Blech – eine flache längliche Wanne mit einem Deckel. Die Polizei kann ja nicht mit geschnitzten, schweren Holzsärgen umherziehen …
    Abdullah beugte sich endlich vor und nahm seiner Tochter das Mulltuch vom Mund.
    Sie holte tief Atem und sagte dann mit seltsam sanfter Stimme: »Das vergesse ich dir nie! Ich weiß jetzt, daß man auch seinen Vater hassen kann!«
    »Leila … mein Stern …«, begann Abdullah wehmütig. »Es … es war doch auch Franks Wunsch …«
    »Wo ist er? Wo habt ihr ihn hingebracht? Ihr belügt mich alle! Du, Harris, der Professor, Toc-Toc … Er ist schlimmer verletzt, als ihr geglaubt habt, nicht wahr? Ist es gefährlich? O Allah, lebt er noch? Antworte doch! Ihr müßt es mir doch einmal sagen …«
    »Darum bin ich hier, Leila.«
    Abdullah überlegte, ob er seine Tochter erst von den Bandagen befreien sollte, ehe er die letzten Ereignisse schilderte. Er entschloß sich nach kurzer Überlegung, sie zunächst eingewickelt zu lassen. Er beugte sich über sie.
    »Geh weg!« rief sie da. Ihr Gesicht war gespannt, die Backenmuskeln waren unter der Haut sichtbar. »Ich könnte in Versuchung kommen, dich anzuspucken!«
    »Leila! Das sagst du deinem Vater?«
    »Ich habe keinen Vater mehr! Ich kenne nur einen widerlichen Menschen, der mich unter Lügen fesseln ließ. Der mich von meinem Frank getrennt hat …«
    »Um Frank geht es ja …«, sagte Abdullah bedrückt.
    Die schwarzen Augen glühten. Ein Zucken lief über Leilas Gesicht und zitterte noch lange in den Lippen nach.
    »Er ist also tot …«, sagte sie nach einer langen Pause leise.
    »Nein! Wir wissen es nicht …«
    Sie starrte ihn an. Das verstand sie nicht. »Ihr wißt es nicht? Man weiß doch, ob ein Mensch …«
    »Er ist verschwunden, mein Stern!«
    »Verschwunden …?«
    »Suliman ließ ihn abholen, wie verabredet. Frank wollte nicht, daß du ihn begleitest. Und auf dem Weg zu Suliman ist der Krankenwagen überfallen und entführt worden …«
    »Nein …«, stammelte sie leise.
    Und dann lauter, immer lauter, bis es zu einem Schrei wurde, kam dieses entsetzliche: »Nein … nein … nein!« über ihre Lippen.
    »Polizei und Militär suchen fieberhaft. Alles ist abgesperrt. Es gibt keine Möglichkeit, dieses Gebiet zu verlassen. Wer auch immer dahintersteckt … Frank muß irgendwo in der Nähe sein! Alle haben die große Hoffnung, daß er noch lebt. Wenn man ihn hätte töten wollen, dann hätte man sich doch die ganze Entführung sparen können! Die beiden Fahrer des Wagens wurden kaltblütig erschossen … Frank aber ist verschwunden. Niemand zweifelt daran, daß er lebt …«
    »Schneide die Binden durch …«, sagte Leila leise. »Bitte …«
    »Ich habe Angst.« Abdullah sah seine Tochter flehend an. »Leila, mein Augenlicht, ich habe Angst, daß ich dich verliere …«
    »Mit jedem Atemzug, den ich hier gefesselt bin, verlierst du mich mehr! Binde mich los … bitte … Vater …«
    »Sag es noch einmal … dieses eine Wort …«
    »Vater …«
    »Was wirst du tun, mein Herz?«
    »Jedenfalls nicht herumsitzen und auf ein Wunder warten!«
    »Wir sind alle in Gefahr! Salimah …«
    Abdullah schluckte und starrte an Leila vorbei auf die Barackenwand. »Salimah ist tot. Hinterrücks erstochen, als sie zu Sulimans Jacht fahren wollte. – Leila, wir haben keine Ahnung, wer hier tötet … und warum! Aber eines weiß ich … sie werden auch dich töten …«
    »Wo wäre da ein Sinn, Vater?«
    »Hat Salimahs Tod einen Sinn?«
    Er griff in die Tasche, holte ein scharfes Klappmesser heraus und zerschnitt die Mullbinden.
    Von der Umschnürung befreit, dehnte sich Leila und strampelte die Bindenreste von sich. Aber sie sprang nicht sofort auf, wie es ihr Vater befürchtet hatte, sondern blieb auf dem Bett liegen.
    »Wie lange ist das alles her?« fragte sie zögernd und starrte die Decke an.
    »Knapp fünf Stunden. Salimah wird gerade in einen Sarg gelegt und zu Suliman gebracht …«
    »Ich werde Salimah begleiten«, sagte Leila ruhig.
    Dann richtete sie sich auf und setzte sich auf das Bett. Wie schön sie ist, dachte Abdullah. Die Beine einer Gazelle, der Körper wie der eines Engels und ein Gesicht … die Summe von Jahrtausenden ägyptischer Frauenschönheit … Meine Tochter …
    Dann sah er wieder den nackten Körper Salimahs vor sich, ebenso wunderbar und makellos schön, aber mit einem furchtbaren tödlichen Stich im Rücken. Der Mörder,

Weitere Kostenlose Bücher