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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unbewohnt. Das Dach mußte schadhaft sein, denn große braune Flecken an der rissigen Decke zeigten, daß es durchregnete.
    Frank stützte sich mit beiden Händen ab und wartete, daß sich jemand melden würde.
    Aber niemand kam.
    Das Gehör aufs äußerste gespannt, begann dann Herburg, sich von seinen Bandagen zu befreien. Er wickelte alles auf und war froh, an die Pistole heranzukommen. Er steckte sie in den Gürtel seiner Hose, verstaute die Magazine in der Hosentasche und wollte gerade zu einem der verhangenen Fenster gehen, als die Tür aufsprang.
    Mit einem Satz warf er sich herum und riß die Pistole aus dem Gürtel.
    Elegant wie immer, in einem schneeweißen Tennisanzug, das lockige schwarze Haar wie einen Helm tragend, trat Suliman in die Hütte. Die Tür hinter sich warf er mit einem Tritt zu.
    Frank Herburg, der bis zur Wand zurückgewichen war, lächelte in einer Art von Galgenhumor.
    »Sie haben mir ein klimatisiertes Krankenzimmer versprochen, Suliman«, sagte er. »Ich kenne Ihre Vorliebe für ausgefallene Eleganz, das hier aber entspricht nicht Ihrem Stil!«
    »Und ich hatte einen Schwerverletzten erwartet, Dr. Herburg!« Suliman winkte ab. »Wir haben uns nichts vorzuwerfen … wir haben beide gut gespielt und hatten beide eine Menge Tricks bereit. – Übrigens, wollen Sie mich erschießen?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »In Ihrem Auftrag hat man meine beiden Krankenträger erschossen …«
    »Sie trugen nur weiße Mäntel. Es waren meine Diener.«
    »Verzeihung, das wußte ich nicht. Das ändert vieles! Diener sind ja keine Menschen. Wie konnte ich das vergessen …«
    »Ist Sarkasmus alles, was Sie zu bieten haben? Hoffen Sie nicht zu sehr auf Ihre Pistole. Sie mögen mich umlegen können … gewonnen hätten Sie damit nichts. Draußen stehen fünf Mann, drei davon sind nubische Neger …«
    »Muskelberge! Ich kenne die Nubier.«
    »Sie würden sich freuen, Sie, einen Weißen, in Einzelteile zerlegen zu können, wenn mir etwas passiert. Und erst eine weiße Frau … Jeder meiner Nubier ist fähig, sie fünfmal hintereinander zu vergewaltigen. Macht fünfzehnmal … danach wird man sie abtransportieren lassen müssen …«
    »Luisa ist bei Ihnen?« fragte Herburg.
    Er steckte die Pistole zurück in den Hosenbund. Sulimans plastische Darstellung hatte ihn überzeugt. Er selbst hätte sich vielleicht noch den Weg freischießen können –, aber Luisa wäre dann rettungslos verloren gewesen.
    »Ich habe es beinahe geahnt …«
    »Wenn dem so ist, dann haben Sie sich aber wie ein Narr benommen!«
    »Nein! Ich war nur schneller als Sie, Suliman! Bevor Sie uns mit Luisa erpressen konnten, war ich schon wieder in der Grabanlage des Menesptah. Das sollte Sie nervös machen …«
    »Beinahe wäre es Ihnen gelungen.«
    Suliman warf Herburg eine Zigarette und sein goldenes Feuerzeug zu. Herburg rauchte die Zigarette an und warf das Feuerzeug zurück.
    »Es hätte geklappt, wenn nicht der dumme Unfall dazwischengekommen wäre. Unsere Aktivität bei den Grabungen hätte Sie trotz der Entführung Luisas gezwungen, sich direkt mit mir zu befassen. Darauf war ich vorbereitet, doch da trete ich auf diese dämliche hohle Treppenstufe. Nun kamen Sie ins Lager und boten den armen Schwerverletzten Ihre Gastfreundschaft an. Ein guter Gedanke! Nicht nur mich hätten Sie gehabt, sondern auch noch Leila … Ganz offiziell, ohne jeglichen Zwang! Wie müssen Sie gejubelt haben, als Sie von unserem Unfall hörten …«
    »Ganz recht! Das habe ich. Ich habe Allah gedankt.«
    »Steht Ihr Allah auch Gangstern und Mördern bei?«
    »Wollen wir hier philosophieren, Frank? Nicht doch! Sie begleiten mich nun in mein Haus und werden in einem Nebenflügel ein Zimmer beziehen, das – wie Sie es auszudrücken beliebten – meiner Vorliebe für ›ausgefallene Eleganz‹ entspricht. Sie werden sich nicht beklagen können … höchstens über die Kürze, diesen Luxus zu genießen. Wir müssen uns morgen leider trennen …«
    »Endgültig?«
    »Für immer.«
    Plötzlich klang Sulimans bisher so verbindliche Stimme eisig. Das freundliche Lächeln auf seinem Gesicht war erfroren.
    »Warum diese Umwege, Suliman?« fragte Frank Herburg und schüttelte den Kopf. »Warum elf Tote, wenn nur zwei nötig gewesen wären: Luisa und ich? Ich gebe zu, die Inszenierung des Reiterüberfalls war filmreif, aber …«
    »Sie irren, Frank, es sind zwölf Tote.«
    Herburg zog den Kopf zwischen die Schultern. »Sie wollen doch damit nicht sagen,

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