Die Schöne vom Nil
daß Luisa …«
»Nein, nein. Salimah …«
»Mein Gott! Dazu waren Sie fähig?«
»Eine Zwangslage, Frank! Ich ahnte selbst nicht, wieviel Salimah wußte. Als sie schließlich noch so dumm war, es vor Luisa herauszuschreien, blieb mir keine andere Wahl. Die Dummheit eifersüchtiger Frauen ist wirklich immer wieder verblüffend. Was hat sie nun damit erreicht? Sie selbst ist tot – und hat auch noch gleichzeitig das Todesurteil über Luisa gesprochen … wenn es mir nicht gelingt, in den nächsten fünf Tagen – so lange brauche ich – zu räumen. Vom sechsten Tag an bin ich weg. Die Welt ist groß, Frank, und man hat seine Freunde …«
»Was heißt das: zu räumen?«
»Das Grab, Frank. Sie haben mich durch Ihre Graberei in eine verzweifelte Lage gebracht, und Sie wissen, Verzweiflung erzeugt die tollsten Reaktionen. Sie haben meine Warnungen mißachtet …«
»Ach, die Liebesbriefe mit dem Fluch der Pharaonen! Suliman, Sie hätten sich doch denken können, daß wir darüber lachen! Auch, wenn sich hinterher durch Dr. Alius' Untersuchungen ergeben hat, daß der gute Imhotep die Grabanlage mit teuflischen Giften geradezu vollgepumpt hat! Die mannigfachen Unfälle und Spätschäden meiner verehrten Kollegen in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts und noch davor bekommen durch die moderne Toxikologie ihre ganz nüchterne Erklärung. Ja, damit also konnten Sie mich nicht von dem Grab fernhalten. Auch als unser Professor vergiftet wurde, aber noch rechtzeitig in Behandlung kam …«
»Halt! Das war nicht Imhoteps Verdienst!« Suliman rauchte seine zweite Zigarette an. »Das Gift kam von mir! Ich will es Ihnen anvertrauen, Frank, denn Sie können keinen Gebrauch mehr davon machen. In Ihrer Gräberkolonne ist ein von mir bezahlter Mann. Er hatte, nachdem Sie den Eingang entdeckten, in der Nacht eine kleine Giftflasche an die zugemauerte Tür montiert. Als Mitchener dann ein größeres Loch reißen ließ, zerplatzte das Fläschchen und Ihr Professor atmete das geruchlose Gas ein. Bei Allah! Ich wollte ihn nicht töten! Die Giftmenge war so berechnet, daß er nicht sterben würde. Aber was taten Sie? Anstatt diese massive Warnung ernst zu nehmen, kletterten Sie mit Dr. Alius doch in das Grab! Sie und die Doktorin in den Spezialanzügen … das war für mich die akute Gefahr! Ich mußte handeln. Dr. Herburg, Sie haben mich dazu gezwungen …«
»Ungemein logisch! Den Tod von zwölf Menschen habe also dann ich verschuldet?«
»Das kann man so sagen, ja. Sie und Ihre verdammte deutsche Sturheit! Alles wäre nicht passiert, wenn Sie vor dem Grab und den Warnungen kapituliert hätten! Und jetzt haben Sie sich noch selbst zum Opfer gemacht – und Luisa Alius! Nummer dreizehn und vierzehn!«
»Wo ist Luisa?« fragte Herburg heiser, und sein Hals verkrampfte sich.
»Bereits in einer der vielen Nebenkammern des Grabes!«
»Sie Teufel! Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, warum.«
»Wären Sie von dem Eingang aus, den Sie entdeckt haben, zur Hauptgrabkammer mit dem Sarkophag des Menesptah vorgestoßen, so hätten Sie mein Lager entdecken müssen. Was für ein Lager? Nun … Haschisch und Kokain im Wert von etlichen Millionen Pfund! Ich wäre über Nacht zum armen Mann geworden …«
»Es gibt also noch einen anderen Weg in die Grabanlage? Einen giftfreien Gang?«
»Natürlich! Weiter zum Nil hin! Imhotep hat einen unterirdischen Gang graben lassen von etwa dreihundert Metern Länge. Er endet außerhalb der Gräber der dritten Dynastie in einem Gebiet, das mit Dornengestrüpp bewachsen ist und das bisher niemand untersuchte, weil es dort kein Grab geben kann! Ich weiß, das ist archäologisch eine neue Sensation, so wie die Entdeckung des Drei-Etagen-Grabes des Menesptah. Ich habe die Gangöffnung einmal durch Zufall entdeckt … durch meinen Jagdhund, der ein Kaninchen verfolgte und plötzlich verschwand – mitten in dem Dornengestrüpp! Es gab für mich kein besseres und risikoloseres Versteck als dieses!«
Suliman warf die Zigarette zu Boden und trat sie aus.
»Sehen Sie jetzt ein, daß bei diesen Werten vierzehn Tote durchaus berechtigt sind?«
»Ihre Überzeugungsgabe ist umwerfend, Suliman. Wer sollte das nicht einsehen?«
»Ihren Spott sparen Sie sich für die kommende Nacht auf, und nun … kommen Sie!«
»In Ihr Haus? Mit Freuden!«
Frank Herburg stieß sich von der Wand ab und ging zur Tür. »Wie wollen Sie nur diese Menge Rauschgift unbemerkt wegbringen?«
»Alles wird sich, wenn man
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