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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drehte sie heller. Er schritt vorsichtig die ziemlich große Grabkammer ab und blieb dann erstaunt vor einem vielleicht einen Meter hohen Felsdurchbruch stehen.
    Als er hineinleuchtete, konnte er einen Gang erkennen, der sich im Dunkel verlor.
    »Irgendeiner der Gänge, die sich im Labyrinth verlieren, Frank!« sagte Luisa. »Daß man ihn nicht zugemauert hat, beweist, daß es dort keinen Ausgang gibt!«
    »Aber Luft …«
    »Fünftausend Jahre alt …« Luisa kam zu ihm und kniete sich neben Herburg vor den niedrigen Durchbruch. »Und Imhoteps Giftfallen …«
    »Vielleicht ist das ein schönerer Tod als Ersticken?«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »Ich werde durch den Gang kriechen und nachsehen, wo er mündet.«
    »Das wirst du nicht tun«, sagte sie ganz ruhig. »Du kennst die vielfachen Tücken dieser Grabanlage. Dann bin ich wieder allein, und ich werde schreien vor Angst, schreien, bis ich zerplatze.«
    Er drehte die Leuchte wieder herunter und zog Luisa zu sich hoch.
    Sie umarmte ihn und kreuzte ihre Arme hinter seinem Nacken. Ihre Lippen waren dicht vor ihm, und er sah, daß sie in den Winkeln zitterten.
    »Wir müssen etwas tun«, sagte Frank gepreßt. »Luisa, wir können doch nicht auf dem Boden sitzen und warten, bis wir sterben …«
    »Wir könnten uns lieben …«, sagte sie leise, und eine unendliche Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. »Endlich könnten wir uns lieben …«
    Dann brach es aus ihr heraus.
    Sie weinte, klammerte sich an ihn fest und drückte ihr Gesicht gegen seine Brust. Die Angst hatte sie besiegt.
    Frank Herburg hielt sie umfaßt, streichelte ihr Haar, ihre zuckenden Schultern und ihren Rücken. Ein paar Minuten nur dauerte dieser Ausbruch, dann hob sie den Kopf und wischte mit dem Handrücken die Tränen aus ihren Augen.
    »Es ist schon vorbei, Frank«, sagte sie tapfer. »Ich bin eben doch nur eine Frau …«

XII
    Sulimans Beobachter, die auf dem flachen Dach die ganze Gegend überblicken konnten, meldeten ihm die Ankunft einer Autokolonne, aus Polizei und Militär bestehend. In schneller Fahrt kam sie näher und brauste durch das breite Tor in den weiten Empfangshof mit dem Marmorbrunnen. Aus vier großen, übereinander liegenden Schalen plätscherte das Wasser – in Kaskaden und im Sonnenlicht bunte Tropfen sprühend – in das weite Becken.
    Im Nu war der Innenhof mit Uniformierten angefüllt. Sie schwärmten nach allen Seiten aus und bezogen, wie im Krieg, wenn man eine Stellung erobert hat, Sicherungsposten.
    Der Chef des Geheimdienstes, der Polizeipräsident von Kairo, der General, der den gesamten Militäreinsatz bis zur libyschen Grenze leitete, standen zusammen mit den Herren der Forschungsgruppe, Professor Mitchener, den Doktoren Abdullah und Pernam, Mr. Polski. Sie warteten schweigend, bis der Kleinbus mit dem Zinksarg und Leila vor das Haus rollte.
    Suliman, immer noch in seiner schneeweißen Tenniskleidung, lief durch die große Eingangshalle und erschien zwischen den arabischen Säulen, die das Vordach trugen. Einige bewaffnete Diener begleiteten ihn.
    Als er den Polizeipräsidenten und die anderen Herren erkannte, blieb er stehen und winkte seine Diener zurück. Dann kam er allein die drei Stufen des Eingangs hinunter und nahm fassungslos die militärische Besetzung seines Hauses zur Kenntnis.
    »Sie sind mir immer willkommen!« rief er, vom schnellen Gehen etwas heftiger atmend. »Mein Haus ist Ihr Haus! Bei Allah, was ist passiert? Warum diese Militärmacht? Und Sie sind auch da, Abdul ibn Khadar?«
    Er streckte impulsiv dem Chef der Geheimpolizei beide Hände entgegen. Abdul nahm sie und schüttelte sie, wie es unter Freunden üblich ist.
    »Auf offener Straße erschießt man meine Leute und entführt meinen Gast! Ich kann das nicht verstehen. Warum alles auf mein Haupt? Ich habe keine Feinde, ich war zu jedermann freundlich und hilfreich … und man mordet und mordet …«
    Abdul ibn Khadar warf einen schnellen Blick auf den Polizeipräsidenten, dann seufzte er und übernahm es, Suliman zu unterrichten. Der Bus stand etwas abseits, und gerade jetzt öffnete sich die hintere Tür. Leila stieg heraus, und Suliman erblickte den flachen häßlichen Zinksarg der Polizei.
    »Man … man hat Dr. Herburg gefunden?« stammelte er schließlich. Er spielte seine Rolle vorzüglich und zeigte echtes Entsetzen. »Wo? Was hat man mit ihm gemacht …?«
    Vier Soldaten hoben den Sarg aus dem Wagen und trugen ihn auf den Schultern heran. Leila folgte ihnen. Sie hatte das

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