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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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schmalen Füße steckten ohne Socken in teuren Mokassins. Das weiße Hemd machte seine Zähne und das Weiße in seinen Augen noch auffallender. Sam in Weiß. Ein Novum. Etwas anderes, das Jahne auffiel, war sein Haar. Er trug es noch immer glatt zurückgekämmt und im Nacken zusammengebunden. Doch es war nicht mehr dunkel, sondern graumeliert. Auch das stand ihm gut.
    Jahne hatte Sam immer für einen innerlich total gefestigten Mann gehalten, einen, der vor niemandem kuschte. Doch er stand offensichtlich unter Aprils Einfluß und ihrem Kommando. Sam war ein Mann der großen Gesten gewesen. Jetzt tupfte er mit der Serviette geziert die Mundwinkel ab.
    Überraschend fand Jahne auch Sams Verlegenheit und Unsicherheit. Er schien ihm viel daran zu liegen, einen guten Eindruck zu erwecken. Bei Jahne Moore oder April Irons?
    Als der Kaffee serviert wurde, fragte Sam: »Also Jahne, kommen Sie zu einem Vorsprechen? Darf ich hoffen, daß wir zusammenarbeiten werden?«
    Jahne lächelte erst April, dann Sam an. Es war alles sehr schnell gegangen. Jahne hatte ihre wichtigste Rolle glänzend gespielt. Die Rolle der Jahne Moore. »Ich halte das für möglich. Es gibt für alles ein erstes Mal.«
    April zog einen kleinen Handspiegel aus der Tasche und erneuerte ihr Lippenrot. Jahnes rechte Hand kribbelte. Sam hatte sie berührt. Nur unbeabsichtigt und leicht. Doch das weckte Erinnerungen in ihr. Denn Sam war immer behutsam vorgegangen. Erst spielerisch, abwartend, wie ihre Reaktion ausfallen würde. So vermied er es, abgewiesen zu werden und erreichte meist, was er wollte.
    Wieder berührte er Jahnes Hand. Es fühlte sich so gut an wie früher, eher besser. Denn das alles lag so lang zurück, und Jahne hatte Sam so sehr vermißt! Sie wußte ja, was er mit seiner Hand auszulösen vermochte.
    Die Härchen auf ihrem Arm standen senkrecht. Sie warnte sich selbst. Das ging entschieden zu weit. Hatte sie nicht feste Entschlüsse gefaßt? Sie hatte sich schon mit Michael eingelassen. Wurde sie allmählich zur Hure? War sie bisher nur aus Mangel an Gelegenheiten treu gewesen? Ein abstoßender Gedanke. Würde Sam es nicht sofort merken, wer sie war, wenn sie mit ihm schlief? Oder merkte er es auch dann nicht? Plötzlich wußte sie, daß es gar keinen anderen Ausweg gab. Sie mußte mit Sam schlafen.

5.
    Sharleen hielt den Telefonhörer fest an ihr Ohr gepreßt. Sie bemühte sich, mit Sy Ortis nicht die Geduld zu verlieren. Immerhin half er ihr an allen Ecken und Enden, brachte ihr Verhaltensregeln bei und half ihr, so manche Klippe zu umschiffen. Doch was er jetzt verlangte, ging ihr gegen den Strich.
    »Stars gehen nicht auf Partys von Bühnenarbeitern und Technikern. Das gehört sich nicht«, wiederholte Sy gerade.
    »Warum denn nicht? Ich bin immer hingegangen und hab mich toll amüsiert. Was hat sich denn geändert?«
    »Alles. Zieren die Bilder dieser Leute etwa die Titelseiten? Machen die eine Million Dollar im Jahr? Sharleen, Sie müssen unter Leute. Das ist richtig. Aber unter Leute Ihrer Klasse. Unter Stars. Hat sich Michael McLain eigentlich jemals mit Ihnen in Verbindung gesetzt? Er hat sich von mir Ihre Nummer geben lassen.«
    Sharleen errötete. Sie war froh, daß sie Ortis jetzt nicht gegenübersaß, denn sie erinnerte sich nur ungern an den Abend mit Michael McLain. Das alles verwirrte und beschämte sie noch immer. Erst war es riesig aufregend gewesen, mit einem Filmstar auszugehen. McLains Freundlichkeit, sein Geschenk, sein Optimismus in Bezug auf ihre Karriere, all das hatte Sharleen genossen. Doch dann kam der Champagner, der Schwips — und das andere.
    Sie wunderte sich nicht, daß sie nichts mehr von ihm gehört hatte. Nicht mal angerufen hatte er. Doch so wie Sharleen sich benommen hatte, mußte ein Mann ja jeden Respekt verlieren. Sie fühlte sich beschmutzt und dachte möglichst nicht daran. »Er hat einmal angerufen, aber dann nicht mehr«, antwortete sie auf Sys Frage. Sie trug noch immer die Kette, die ihr Michael geschenkt hatte. »Bloß weil ich ein Star bin, hat sich nun alles geändert?« vergewisserte sie sich.
    »Genau. Meine Liebe, Sie sind einfach zu groß, um sich auf einer Party von Stuntmen sehen zu lassen. Außerdem gibt es auf solchen öffentlichen Partys keine Sicherheitskontrollen. Wenn es bekannt wird, daß Sie sich dort sehen lassen, bricht das Chaos aus. Niemand kann Sie dann beschützen. Mit Ihrem Besuch machen Sie den Leuten nur Schwierigkeiten. Es sind ja alles nette Leute, und die mögen Sie

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