Die schoenen Hyaenen
Lila mußte am Ende der Ausfahrt warten, bis sie sich zwischen zwei Wagen in den Verkehr quetschen konnte. Sally hätte ihr da nicht folgen können. Doch als sie wieder in den Rückspiegel sah, fuhr er nur eine Wagenlänge hinter ihr. Sie beschleunigte, wechselte von einer Fahrbahn zur anderen und traf bei Marty atemlos, aber zufrieden ein. Marty öffnete selbst die Tür.
»Wo ist denn Sally? Wo ist mein Wagen? Wessen Jeep ist das überhaupt?« schoß er eine Frage nach der anderen ab.
»Wie reizend, Sie zu sehen, Mr. DiGennaro. Vielen Dank für die charmanten Komplimente.« Lilas Stimme troff vor Hohn. »Darf ich hineinkommen, oder galt die Einladung nur bis zur Haustür?« In diesem Augenblick preschte Martys Wagen die Einfahrt hoch. Sally sprang heraus, kaum daß der Motor abgestellt war. »Tut mir leid, Mr. D. Sie wollte nicht mit mir fahren. Sie bestand darauf, ihren Wagen zu nehmen.«
»Schon gut, Sally. Kommen Sie herein, Lila.«
Doch Sally gab noch nicht auf. »Ich habe versucht, ihr unmittelbar zu folgen, Mr. D. Doch sie fährt wie ein Mann. Ich meine, keine Frau fährt so gut. Echt, es tut mir leid, Mr. D.«
Marty sah Lila an, die unschuldig lächelte. »Ich hätte es wissen müssen, Sally. Aber vielen Dank, daß du es versucht hast. Mach uns jetzt ein paar Drinks. Dann kannst du den Abend frei nehmen.«
»Was möchten Sie trinken?« fragte Sally den Gast.
»Chardonnay«, antwortete Lila zuckersüß. Sie stand noch immer vor der Haustür.
Marty riß sich zusammen. »Tut mir leid, Lila. Wo bleiben meine Manieren, werden Sie sich fragen. Bitte treten Sie ein. Ich dachte mir, wir gehen mit den Drinks nach draußen. Ist Ihnen das recht?«
Sie überquerte die große, marmorgeflieste Diele mit der breiten Treppe in den ersten Stock und kamen auf einen gleichfalls gefliesten Hof. Sally stellte den Weinkühler neben Marty und schenkte zwei Gläser Weißwein ein. Dann ging er ins Innere des Hauses.
»Auf was stoßen wir an, Lila? Das ist ein so wichtiger Moment, daß wir ihn mit einem entsprechenden Toast beginnen sollten. Trinken wir auf den Erfolg der Serie? Oder ist das für Sie schon Schnee von gestern?«
»Trinken wir auf das, was wir uns wünschen.« Sie stieß mit ihm an und nahm einen tiefen Schluck.
»Ich habe alles, was ich mir wünsche. Eine Fernsehsendung, die voll eingeschlagen ist, ein schönes Haus, die bezauberndste Frau Amerikas mir gegenüber. Was gäbe es Besseres?«
»Für mich den Ruhm.«
»Den haben Sie doch schon. Sie werden auf jeder Illustrierten im Land als Titelbild gebracht, und ihr Bild erscheint sogar schon in Europa und Südafrika.«
»Das meine ich nicht. Ich bin bekannt geworden. Das ist richtig, Marty. Doch das ist kein richtiger Ruhm. Berühmt wird man nur durch etwas Dauerhaftes, wie Ihren ersten Film, der für Sie den Durchbruch brachte. Back Streets haben Sie berühmt gemacht. Three for the Road macht mich bekannt. «
»Auch Sie werden noch berühmt werden. Warten Sie ab. Sie sind zu ungeduldig und dabei noch sehr jung. Freuen Sie sich erst einmal an dem, was Sie haben, und dann können Sie weitermachen. Sie werden eine Rolle finden, die Ihnen auf den Leib geschnitten ist und die nur Sie spielen können. «
Lila beugte sich nach vorn. Sie stützte die Ellbogen auf die Knie. »So etwas gibt es schon. Ich möchte Ihre Meinung darüber hören und hätte gern Ihre Hilfe, damit ich diese Rolle bekomme.«
Martys Neugierde erwachte. »Welche?«
» Birth of a Star , antwortete Lila.
Es gab keinen Film, den Marty mehr mochte als Birth of a Star. Vor Jahren hatte er versucht, eine Option für eine Neuverfilmung zu erhalten. Es verbitterte ihn, daß ihm die Verfilmung ein anderer weggeschnappt hatte. Nicht irgendwer, sondern diese alte Hexe. Die würde daraus einen Flop machen, wie das Beispiel ihrer anderer Neuverfilmungen bewies. Er fragte sich, wie April an die Rechte zu der Verfilmung gekommen war.
Doch hier durfte er das Gesicht gegenüber Lila nicht verlieren. Birth of a Star ? Wahnsinn. Die Neuverfilmung eines Films, der in der Originalfassung schon nicht viel hergab! Das einzige, was den Film auszeichnete, war Theresa O'Donnell in der Hauptrolle. Und damals stand sie auf einer Sprosse der Karriereleiter, wo alles, was sie machte, beklatscht wurde.
»Das eben möchte ich auch bei der Neuverfilmung erreichen«, erklärte Lila mühsam beherrscht.
»Neuverfilmungen sind kalter Kaffee, Lila. Ich weiß es, Sie wissen es, und das Publikum weiß es auch. Die sind
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