Die schoenen Hyaenen
die Lücke füllt.
Die Tage der Crawford, Hayworths, Grables und Hepburns sind nicht nur vorbei, sie sind auch fast vergessen. Meist spielen die Frauen heutzutage Huren, Opfer, Schlampen oder tragische Nebenrollen. Entmenschlicht, auf den Körper reduziert, auf ein Stereotyp oder ein Klischee.
Am schlimmsten geht es den Körperdoubles. Mädchen, die nicht gut genug sind, um eine »richtige« Rolle zu spielen, die aber Brüste, Bäuche, Pos oder Beine haben, die man groß herausbringen kann. Indem man einige ihrer Körperteile glorifiziert, beleidigt man ihr Gesicht und ihr Talent. Darüber sollten Sie mal nachdenken. Möchten Sie etwa Julia Roberts' Bauch in Pretty Woman spielen oder Jane Fondas Brüste in Klute?
Die meisten Doubles verdienen wenig Geld und müssen sich vertraglich zur Geheimhaltung verpflichten. Schließlich will kein Star öffentlich zugeben, daß sein Bauch oder seine Brust nicht vorzeigbar ist. Das verdirbt die Illusion, für die Sie, lieber Leser, ja bezahlen.
Wie heißt es doch so schön in Hollywood? Der Regisseur schläft mit dem Star, der Regieassistent bekommt nur das Körperdouble. Da machte auch Birth of a Star keine Ausnahme.
A. Joel Grossman setzte alles daran, Sams Wünsche zu erfüllen. Doch das war nicht so einfach, wie er es sich vorgestellt hatte. Er konnte von Glück sagen, daß er Regieassistent für Birth of a Star geworden war, da dieser Job im allgemeinen den langjährigen Wasserträgern der Regisseure vorbehalten blieb. Ein Einzelgänger wie Sam hatte keine Wasserträger. Das bescherte Joel Grossman den Job. Doch Sam ließ Joel nur wenig allein machen, sprach kaum mit ihm, vertraute ihm nicht. Sam vertraute niemandem.
Dabei lief es keineswegs gut. Grossman hielt Michael McLain für einen abgehalfterten Schürzenjäger und einen Trottel. Es ging das Gerücht um, daß er es mit Jahne Moore getrieben hatte. Jetzt deutete alles darauf hin, daß Sam an ihr interessiert war. Allerdings hieß es auch, daß Sam etwas mit April Irons hatte. Vielleicht war das aber auch schon vorbei gewesen, bevor er Jahne Moore in sein Bett holte. Joel seufzte und schüttelte den Kopf. Er verstand die Männer nicht, die sich wegen einer Bagatelle wie Sex die Karriere verderben ließen. Wie dem auch sei, die Dreharbeiten schleppten sich mühsam voran. Es fehlte an Wärme oder Gefühl oder beidem.
Als Sam eines Tages Joel anrief und dringend ein Double verlangte, empfand Joel das wie ein Geschenk Gottes. Endlich erhielt er die Chance, etwas zu leisten, was ihn vielleicht für einen künftigen Auftrag bei Sam oder beim Studio empfehlen würde. »Das muß unter höchster Sicherheitsstufe laufen«, verlangte Sam. »Keine Mittelsmänner, kein Wort an die Öffentlichkeit. Schaffen Sie das?«
»Kleinigkeit«, versicherte Joel.
In dem Durcheinander von Visitenkarten und abgerissenen Notizzetteln auf seinem Schreibtisch suchte Joel den Namen des Mädchens, das ihm Paul Grasso vor einiger Zeit einmal hatte andrehen wollen. Ein Mädchen mit einem Dutzendgesicht, aber einem sagenhaften Körper. Er hatte sie damals nicht haben wollen. Doch in Hollywood konnte es sich niemand leisten, wegen einer einmaligen Absage zu schmollen.
Endlich fand Joel den Zettel. Adrienne Godowski. Was für ein Name! Er wählte die Nummer.
»Hallo?« sagte eine verschlafene Stimme.
»Hier spricht Joel Grossman. Ich hätte gern Adrienne Godowski gesprochen.«
»Wer spricht da?« Es war die Stimme einer Frau. Sie klang wie ein Reibeisen. War sie betrunken? Lag sie im Sterben?
»Joel Grossman. Ich habe Adrienne einmal über Paul Gras-so interviewt. Spreche ich mit Mrs. Godowski?«
Eine Pause. Husten. »Ja, Mr. Grossman.« Die Frau schien nur mit Mühe sprechen zu können. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hätte da eine Filmrolle, sehr klein, kein Text. Darüber wollte ich mit Adrienne sprechen. Kann sie gleich zu mir kommen?« Er nannte die Adresse.
»Ich setze sie in ein Taxi. Ich habe eine fürchterliche Grippe. Sonst würde ich selbst mitkommen.« Sie hustete wieder. »Sie ist in zwanzig Minuten bei Ihnen.«
Adrienne schaffte es in fünfzehn Minuten. »Meine Mutter hat gesagt, Sie würden das Taxi bezahlen. Sie hatte kein Kleingeld«, verkündete Adrienne. Joel entlohnte den Fahrer.
»Haben Sie Ihren Lebenslauf dabei?«
Adrienne fischte aus ihrer schäbigen Tasche ein Blatt mit Eselsohren und reichte es ihm. Zwar geben Schauspielerinnen in L.A. sogar eine Röntgenaufnahme als Filmerfahrung aus. Doch was auf dem
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