Die schoenen Hyaenen
durchfüttern zu lassen. Zudem traute Sharleen ihrer Momma nicht mehr. Man konnte nicht ausschließen, daß sie sich wegen Dean und Sharleen an die Presse wenden würde.
Um ihn aufzuheitern, sagte sie: »Rate mal, wer heute abend kommt, außer Momma meine ich. Es ist nicht einer, sondern zwei. Welche zwei möchtest du lieber als alle anderen auf der Welt sehen?«
Dean brauchte nicht zu überlegen: »Oprah und Dobe.«
»Richtig, mein Schatz. Sie besuchen uns heute abend.«
Da riß Dean Sharleen glücklich in seine Arme und jubelte. An diesem Abend saßen sie zu viert um den Tisch im Eßzimmer. Momma sah Dobe mit einem breiten Lächeln unverwandt an. Sharleen fragte sich, wieviel sie getrunken hatte. »Du bist ein toller Mann, Dobe Samuels. Ich wette, daß dir die Frauen nur so nachlaufen.« Flora Lee zwinkerte ihm vielsagend zu. Während des Essens hatte sie exaltiert über seine Späße gelacht und ihm wiederholt versichert, wie schlau er sei. Dean achtete glücklicherweise nicht darauf. Er hatte Oprahs Kopf auf seinem Schoß und fütterte den Hund mit Leckerbissen von seinem Teller.
»Also, ich muß mal für kleine Mädchen«, erklärte Flora Lee und verließ den Tisch. Der viele Alkohol machte ihren Gang unsicher.
Dean stand auf und legte die Kotelettknochen zusammen. Oprah und die drei jungen Hunde sprangen um ihn herum. »Wir gehen mal raus«, verkündete er.
»Ein reizender Bursche«, meinte Dobe. »Allem Anschein nach führt ihr hier ein feines Leben.«
»Der Eindruck täuscht.« Sharleen mußte es einfach mal jemandem erzählen. Sie wollte sich nicht beklagen. Doch nur Dobe würde verstehen, warum Sharleen nicht glücklich war.
Sharleen erzählte also, wie sie den Job als Schauspielerin im Fernsehen bekommen hatte und wie ihr Leben sich seither verändert hatte. Das Gute wußte er ja schon. Sie erzählte ihm nun von dem, was sie verloren hatte, indem sie soviel gewann. Denn Sharleen hatte nicht wissen können, daß Erfolg und Geld nur im Tauschhandel zu haben waren.
Sie hatte dabei ihre Freiheit eingebüßt. »Ich kann nicht mehr allein ausgehen, weder ins Kino, noch zu anderen Leuten. Ich kann in keinem Supermarkt einkaufen, obwohl ich es mir leisten könnte, den ganzen Laden zu kaufen. Für alles brauche ich Wagen und Leibwächter. Leibwächter, Dobe! Außerdem bin ich grenzenlos müde. Immer. Die Männer laufen mir schlimmer nach als vorher.«
»Was ist denn mit deiner Momma, Sharleen? Kannst du dich mit ihr unterhalten?«
Sharleen wischte die Tränen aus den Augen. »Sie ist plötzlich bei uns aufgetaucht. Natürlich wollten wir sie wiedersehen. Erst war ich richtig froh. Aber jetzt? Sie ist nie so lang nüchtern, daß man sich mit ihr unterhalten kann. Sie kommt nur, um Geld zu holen. Dann geht sie in die Bars und wirft damit um sich. Dean mag sie nicht. Das ist eine Sünde, Dobe, aber ich kann es ihm nicht übelnehmen. Denn Momma will gar nicht nett sein. Ständig will sie mehr. Außerdem hat sie nun angefangen, Fragen zu stellen. Neugierige Fragen. Darüber regt Dean sich auf. Er erinnert sich noch von früher an sie. Aber jetzt mag er sie nicht mehr. Ich wünschte, sie hätte uns nie gefunden.«
Dobe stand auf. Er zog Sharleen vom Stuhl hoch und drückte ihren Kopf an seine Schultern. So hielt er sie fest in seinen Armen. Sharleen weinte, wie sie seit ihrer Kindheit nicht mehr geweint hatte.
»Deine Momma hat jetzt ein bißchen viel getrunken. Was hältst du davon, wenn ich sie nach Hause bringe und zusehe, daß sie nicht in Schwierigkeiten gerät?«
Sharleen nickte. Ein wenig besser ging es ihr jetzt schon.
34.
Leider habe ich nie erfahren, wie es ist, schön zu sein. Das wird Sie nicht sonderlich wundern. Wer hat schon mal von einer schönen Schriftstellerin gehört? Die Schreiberei, wie ich sie betreibe, strengt an und macht einsam. Auf so was läßt sich niemand ein, der seinen Spaß haben könnte. Schöne Frauen haben ein besseres Leben. Sie leiden erst später. Wir Hässlichen müssen zunächst viel hinnehmen, doch wenn wir uns bemühen, wird unser Leben von Jahr zu Jahr besser. Nicht immer.
Hollywood hat die Situation der Frauen noch verschlimmert. Man schraubt Erwartungen immer höher. Gleichzeitig wird die »Lebenserwartung« einer Schauspielerin kürzer. Früher hielten sich die weiblichen Stars über Jahre. Ein Jahrzehnt galt eher als kurze Karriere. Heute trifft das auf eine einjährige Karriere zu. Die Männer wollen eben öfter was Neues. Und es gibt immer eine, die
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