Die schoenen Hyaenen
suchte, ging sie ins Wohnzimmer zurück und telefonierte. Anschließend erklärte sie Joel: »Meine Mutter sagt, solange ich den Job bekomme, hat sie nichts dagegen.«
35.
Geschützt von einem weißen Sonnenschirm las Jahne in dem Drehbuch. Sie war hochgradig nervös. An diesem Tag sollte sie zum erstenmal mit Michael McLain drehen. Auch April Irons wurde erwartet. Tatsächlich taugte das Drehbuch, obwohl es nun schon fünfmal umgeschrieben worden war, noch immer nichts. In dieser Hinsicht hatte Sy Ortis recht behalten.
Inzwischen gab es drei Nacktszenen. Doch Jahne brauchte sich nicht auszuziehen. Das war in ihrem Vertrag festgeschrieben.
Die Tonbühne von San Francisco war weitläufig wie eine Flugzeughalle und ein totales Chaos. Stromkabel, Geräte, Apparate, wohin man sah. Es wurde gehämmert, geschrien, geschweißt.
Mai hatte Jahne darauf hingewiesen, daß Filmarbeit sich grundsätzlich von Fernsehaufnahmen unterschied. Doch Jahne hatte nicht mit einem solchen Aufwand gerechnet. Das fing schon mit ihrem Wohnwagen an und setzte sich dann über die riesige Tonbühne, über die zahllosen Techniker und Hilfskräfte fort. Eingeschüchtert dachte Jahne an die Handvoll Schauspieler, die sich unter der St.-Malachy-Kirche in New York eingefunden hatten. Sie fragte sich auch, wie Sam in dieser kurzen Zeit den Umgang mit einem so gewaltigen Apparat hatte lernen können.
Durch einen Knäuel von Arbeitern an Kisten und Lampen vorbei, kämpfte Jahne sich zum Assistenten durch. »Wer wird denn an der Vorbesprechung heute teilnehmen, Joel?«
»Sam, April, Michael, Bob und Samantha Reiger.«
»Ist April Irons immer bei solchen Besprechungen anwesend?«
»Nein, das ist ungewöhnlich. Aber das ist ein so großes Projekt, daß sie sich wahrscheinlich davon überzeugen will, daß es von Anfang an richtig läuft. Aber mit Ihnen in der Hauptrolle ist der Erfolg ja vorprogrammiert.«.
Jahne hätte fast gelacht. Auch nach einem knappen Jahr konnte sie sich nicht daran gewöhnen, daß die Leute in L.A. Schrott wie Three for the Road ernst nahmen. Manchmal wußte Jahne nicht, ob sie nur heuchelten, oder ob sie den Mist tatsächlich bewundernswert fanden, was kaum für ihre geistigen Fähigkeiten gesprochen hätte. Joel gehörte natürlich zu den Heuchlern. Das erleichterte Jahne. So brauchte sie ihn weder zu bedauern noch zu mögen.
Immer wieder vergegenwärtigte Jahne sich Sys Warnungen vor diesem Film. Sy rief sie fast jeden zweiten Tag an, um ihr einzuhämmern, wie wichtig ihr erster Film für sie war. »Wenn der Film ein Reinfall wird, bleiben Sie ans Fernsehen und die kitschig-romantischen Rollen gebunden.«
Nein, Jahne fühlte sich nicht wohl. Sie hatte zu lange gearbeitet und zuviel gelitten, war zu tapfer gewesen, als daß sie das alles riskieren wollte. In den Momenten totaler Ehrlichkeit wußte sie, daß ihre Entscheidung nicht richtig gewesen war. Sie handelte gegen den Rat ihres Fernsehregisseurs und gegen den ihres Agenten, nur, damit sie in Sams Nähe sein konnte, obwohl der sie schon einmal betrogen hatte!
In Jahnes Magen rumorte es. Warum fürchte ich mich so vor dem Wiedersehen mit Michael? fragte sie sich. Er war es doch, der sich wie ein Schwein benommen hat, nicht ich.
Jahne erreichte die Teilnehmer der Besprechung. April sah so kühl und elegant aus wie stets. Außer ihr saßen noch zwei Schauspieler da und Michael. Michael bemerkte Jahne und stand auf. »Jahne!« Bevor sie sich rühren oder reagieren konnte, hatte er die Arme um sie geschlungen und küßte sie intensiv. Es verschlug ihr die Sprache. Michael ließ einen Arm auf ihrer Schulter liegen und brachte sie an den Tisch. April lächelte zufrieden. Sam sah sie nur an. Sie errötete wie ein Schulmädchen.
»Setz dich gleich neben mich«, schmeichelte Michael. Nun lag sein Arm auf ihrer Stuhllehne.
Der peinliche Moment wurde abgekürzt, weil Joel eine Frage an Sam richtete. Diesen Augenblick benutzten Bob Grantly und Samantha Reiger, die beiden weiteren Schauspieler des Films, sich vorzustellen. Die Besprechung nahm ihren Lauf.
Jahne hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Ging Michael etwa davon aus, daß sich zwischen ihnen nichts geändert hatte? Dachte er, sie freue sich, ihn wiederzusehen? Natürlich konnte er nicht ahnen, daß sie mit Sharleen gesprochen hatte und über die identischen Halsketten Bescheid wußte. Vielleicht hatte Lila inzwischen auch eine bekommen. An sich kümmerte es Jahne wenig, mit wem Michael schlief, solange er sie in
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