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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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fuhr in eine Kurve. Sams Schulter berührte kurz Jahnes nackten Arm. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    Plötzlich hatte sich zwischen ihnen etwas geändert. Jahne spürte, daß er sich für sie interessierte, daß er sie begehrte. Auch eine Folge der Ohrfeige?
    Jahne schwor sich, daß sie diesmal alles anders anpacken würde. Diesmal wollte sie diejenige sein, die geküßt wurde. Sam sollte sie mehr lieben, als sie ihn je geliebt hatte.
    Sie verließen die Schnellstraße und nahmen die Küstenroute. Die braunen Berge wirkten abweisend, doch gerade darum auch wieder beeindruckend. Der Wind vom Pazifik spielte mit dem langen Gras, das sich in Wellen bewegte.
    »Wohin fahren wir eigentlich?« fragte Jahne, obwohl es sie kaum interessierte. Sie genoß es vielmehr, neben Sam zu sitzen, Musik zu hören, die Landschaft zu betrachten, und wünschte sich höchstens, daß es immer so bleiben sollte. Alle ihre hochgespannten Erwartungen wurden Wirklichkeit. Ich will diesen Augenblick nie vergessen, versprach sie sich selbst. Zumindest einmal im Leben bin ich völlig glücklich.
    »Zu einem Restaurant in Santa Cruz. Es galt früher als die Grenzstation für alle Wanderer und Pioniere, die gen Westen zogen. In Santa Cruz ging es nicht weiter. Nur noch ins Meer. Da hört die Straße auf. Wie in Key West. Warst du mal dort?«
    Ja, Jahne war einmal mit Sam dort gewesen. Der einzige Urlaub, den sie je zusammen verbracht hatten. Die Erinnerungen an ihren Spaziergang über die Duval Street, das Bier, das sie bei Sloppy Joe's getrunken hatten, ihr Besuch in Hemingways Haus, all das überfiel Jahne mit Macht. Damals hatte sie noch an Sams Liebe geglaubt. Leider gelang es ihr doch nicht, die Dinge so leicht zu nehmen, wie sie sich das vor diesem Ausflug vorgenommen hatte. Sie sah aus dem Seitenfenster und blinzelte die Tränen fort.
    »Ja, Route One endet dort«, brachte sie schließlich heraus.
    »Nicht nur Route One, sondern auch die Träume vieler Menschen. In Santa Cruz ist es nicht viel anders. Darum wurde es auch zum Schauplatz vieler Filme.«
    »Klingt gruselig.«
    »Ist es aber nicht. Santa Cruz hat viel bodenständigen Charme. Wie ich.« Er lächelte.
    Jahne spürte seine Wärme, kannte nur zu genau seine schweigende Bitte, ihm zu helfen, weil er in Schwierigkeiten steckte. Sein Profil hob sich scharf gegen die untergehende Sonne ab. Seine Haut glühte. Sie hätte gern die Hand ausgestreckt und ihn gestreichelt, hätte gern seine Wange unter ihrer Hand gespürt und die Konturen seines breiten Mundes mit dem Finger nachgezeichnet. Statt dessen wandte sie sich ab.
    Schließlich parkte er vor dem Restaurant. Er sah Jahne lange an. So, wie er sie damals angesehen hatte, bevor er ihr die Rolle der Jill anbot. Nun mußte er sie erkennen!
    »Du bist eine rätselhafte Frau, Jahne«, sagte er nur und half ihr beim Aussteigen.
    Santa Cruz war vielseitig, eine Art überzüchtetes Spielzeugland mit einem atemberaubenden, gigantischen Weg am Meer entlang. Sam wählte irgendein italienisches Lokal aus.
    Dort teilten sie sich eine Flasche Wein und aßen Nudeln und berauschten sich am Blick auf die weißschäumenden Brecher, die an die Küste donnerten. Anschließend machten sie einen Spaziergang und versuchten ihr Glück bei den Spielbuden. Sam störte es nicht, daß er nicht einmal den kleinsten Preis gewinnen konnte: eine Schlange aus billigem Plüsch mit einer grässlichen Schleife um den Hals.
    »So was willst du sicher nicht haben? Das ist eine Geschmacksverirrung«, meinte er.
    Jahne lachte. Doch sie hätte die Schlange gern gehabt, damit sie etwas besaß, das sie an diesen Abend erinnerte.
    »Sport ist nicht meine Stärke.«
    »Was ist es dann?« fragte sie und traute ihren eigenen Ohren nicht. Denn nachdem sie fest entschlossen war, nicht mit Sam zu schlafen, glich diese Frage einer direkten Aufforderung.
    »Möchtest du das wirklich wissen?« fragte er. Er legte seine schmale, braungebrannte Hand unter ihr Kinn, bog ihren Kopf zurück und küßte sie. Seine Zunge drang in ihren Mund ein. Sein köstlicher Atem mischte sich mit ihrem. So war sie noch nie geküßt worden. Sam begehrte sie. Sie spürte das. Ihr Körper erwachte und vibrierte.
    Er gab ihren Mund frei. »Willst du es wirklich wissen?« fragte er wieder.
    »Wenn ich es wissen will, werde ich April fragen«, erwiderte sie. »Und jetzt möchte ich nach Hause.«

36.
    Marty legte den Hörer auf. Er lächelte. Normalerweise war er zu souverän, als daß er einem anderen

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