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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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Leinwand wirkte es nahezu fade. Sie mußte also lernen, überzureagieren. Doch dafür war es zu diesem Zeitpunkt fast zu spät.
    Nachdem sie zum erstenmal im Dunkeln in ihrer Hotelsuite miteinander geschlafen hatten, mußte Jahne ihm von den Narben erzählen. Sie hatte sich vor seinem Ekel oder seiner Kritik oder Verachtung gefürchtet. Doch er fragte nur: »Verstehst du denn nicht, daß mir egal ist, wie du aussiehst? Ich liebe dich. Nur dich.«
    Jeden Abend sanken sie sich in die Arme. Sie küßte ihn am ganzen Körper, glücklich, ihn wiederzuhaben. Er liebkoste jeden Teil von ihr und liebte sie so intensiv, daß sie meinte, in Flammen zu stehen.
    Inzwischen war es zu spät, Sam die ganze Wahrheit zu gestehen. Anfangs hatte sie das alles noch als Rachefeldzug geplant. Nun würde sie sich damit selbst strafen. Sie hatte alles, was sie von ihm jemals gewollt hatte. Dennoch beobachtete sie ihn scharf. Und sie konnte die Traurigkeit nie ganz abstreifen.
    Michael McLain haßte Nordkalifornien. Er haßte Außenaufnahmen. Er haßte Sam und April, das Drehbuch, den Film, den er als Dreck bezeichnete. Mehr als alles andere haßte er Jahne Moore und — überraschenderweise — auch seinen Beruf als Schauspieler. Er fand die Tätigkeit dumm, kindisch, unmännlich. Außerdem langweilte sie ihn. Zwar wurde sie gut bezahlt. Doch das Argument verfing bei ihm nicht, weil er längst mehr Geld besaß, als er je verbrauchen konnte.
    Leider wußte er nicht, was er sonst hätte tun können. Er genoß es berühmt zu sein und schlief gern mit schönen Frauen, wenn auch der Reiz von beidem zu verblassen begann.
    Michael fehlte das Alter, um sich ganz aufs Altenteil zurückzuziehen. Das Geschäftsleben interessierte ihn nicht. Er hätte eine Fabrik für Spaghettisaucen oder eine Restaurantkette eröffnen können. Das lockte ihn nicht. Auf was er sich auch künftig einließ, es mußte im großem Stil erfolgen, und er mußte die Nummer eins sein.
    Der nächstliegende Job wäre für ihn der des Regisseurs oder Produzenten gewesen. Doch Michael hatte es schon versucht und das reichte ihm. Der Leistungsdruck setzte ihm zu sehr zu.
    Politik wäre eine Möglichkeit gewesen. Doch auf lokaler Ebene kam es für ihn nicht in Frage, und in der Landespolitik sah er keine Chancen. Ein Senator unter vielen? Nein!
    Der Regieassistent rief ihn zur Aufnahme. Michael ballte die Faust. Manchmal war das Leben so gemein. Er sah besser aus als Ronald Reagan, war auch ein besserer Schauspieler als der. Warum hatte Ronnie die bessere Rolle bekommen?
    Das Licht für die Strandaufnahmen wurde schlechter. Die Crew beeilte sich, die Szene in den Kasten zu bekommen, bevor die Wolken heraufzogen. Zwar konnte man solche Aufnahmen bis zu einem gewissen Grad künstlich mit Jupiterlampen drehen. Doch der Gesamteindruck litt darunter. Erst hatten sie Schwierigkeiten mit einem Kabel gehabt, dann mit einer Speziallinse. Es sollte eine längere Szene werden, die mit einer glühenden Umarmung und einem Kuß endete. Jahnes Nervosität steigerte sich von Minute zu Minute. Die Verzögerungen nervten sie zusätzlich. Endlich schien alles bereit zu sein.
    Jahne wandte sich an Mai, damit sie ihr den Pullover abnahm und dafür die einfache weiße Bluse gab, die Jahne für die Szene tragen mußte. Die Bluse sah wie ein Männerhemd aus und sollte Michaels Hemd sein, das sie nach dem Sex mit ihm für den Strandspaziergang angezogen hatte. Doch tatsächlich war es aus feinstem Baumwollstoff gearbeitet, weicher und glatter als ein Herrenhemd. Damit man ihren Körper deutlicher sah, war es feucht. Dadurch wurde es durchsichtig. Es klebte an ihren Brüsten.
    Jahne hatte darum gebeten, daß das Double die Szene spielte. Doch Sam hatte Jahne angefleht: »Das käme nicht überzeugend genug herüber. Und deine Brüste sind schön. Vertrau mir getrost. Die Narben sieht man nicht.«
    Jahne wandte sich jetzt wieder zu Mai um. Sie brauchte die Unterstützung ihrer alten Freundin. Denn im Grunde vertraute sie nur Mai. Doch als sie Sie jetzt sah, erschrak sie zutiefst. Mai sah so entsetzlich alt aus! Ihr Gesicht war so weiß wie Papier. Litt Mai unter Schmerzen? »Fehlt dir etwas?« fragte sie Mai.
    »Kopfschmerzen«, antwortete Mai nur matt. Zu mehr blieb keine Zeit. Jahne mußte zur Aufnahme. Ihre Maske wurde nicht einmal von Jerry begutachtet. Dann war alles bereit.
    Jahne wartete und wartete. Der Schweiß rann ihr trotz der kühlen Brise über den Rücken. Endlich tauchte Michael auf. Grußlos,

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