Die schoenen Hyaenen
Lila als Mädchen eingetragen?«
»Natürlich, was denkst denn du? Er hat selbst den Hoden abgebunden und eine Hormonbehandlung durchgeführt, als die Zeit dafür reif war. Es hat mich eine Menge Geld gekostet. «
»Jesus Maria! Theresa, was sagte Kerry denn dazu?«
Theresa lachte. »Vielleicht weißt du das nicht. Aber in der Nacht, in der Lila zur Welt kam, war Kerry auf einer von Aras Sexorgien. Nur für Männer und die ganze Nacht. Er, ich meine Kerry, erschien erst im Krankenhaus, nachdem alles andere in Ordnung gebracht worden war.«
»Wieso hat er es nie erfahren?«
»Wie denn? Etwa beim Windelwechsel oder täglichen Bad? Du bist vielleicht blauäugig, Robbie. Dabei kanntest du Kerry besser als ich. Er wollte mit mir oder dem Baby oder einem glücklichen Familienleben nichts zu schaffen haben. Er hat sich meines Wissens ja auch von dir zurückgezogen, als du mehr von ihm wolltest, als nur den gelegentlichen Fick. Kerry wollte sich nicht anbinden lassen. Von niemandem. So blieb es unser Geheimnis. Lilas und meins.«
»Und Estrella?«
»Estrella wurde gekauft und dafür bezahlt. Sie wußte vom ersten Tag an, was los war. Sie hatte die Wahl: entweder vernünftig damit umzugehen und die Bequemlichkeiten eines Lebens mit uns zu genießen, oder zu der strohgedeckten Kate in der Wüste von Mexiko zurückgebracht zu werden. Was hättest du denn gewählt?«
Der Brandy zeigte Wirkung. Theresas Augen wurden glasig. Sie sank auf einen Stuhl. »Was für ein süßes kleines Mädchen sie war! So rund und weich. Dazu die bildschönen Augen und das herrliche Haar!« Theresa versank in ihren Erinnerungen. »Wir haben nie wieder einen Gedanken daran verschwendet. Als es so weit war, hat Carlton sie, wie gesagt, mit Hormonen behandelt. Er hat ihre Brustimplantation in Mexiko vernehmen lassen. Lila hat sich nie beklagt, nie etwas in Frage, gestellt. Sie war als Mädchen glücklich. Der Penis war winzig. Kaum zu sehen. Wir haben die meiste Zeit vergessen, daß sie als Junge zur Welt gekommen ist.«
»Sie war jedenfalls nicht sehr glücklich, als sie bei mir eingezogen ist. Mein Gott, Theresa, du hast ihr das Geschlecht genommen! Du hast sie zum Neutrum gemacht. Du hast sie verkrüppelt. Kein Wunder, daß sie dich haßt«, warf Robbie ihr in höchster Erregung vor.
»Damit hat das nichts zu tun«, schrie Theresa. »Sie haßt mich, weil ich ihr nicht bei ihrer Karriere geholfen habe. Aber ich wußte ja, was passieren würde. Man verliert sein Privatleben, und es gibt auch keine Geheimnisse mehr, die man bewahren kann, wenn man berühmt ist. Jedenfalls heutzutage nicht. Ich wußte, daß sie früher oder später bloßgestellt werden würde.«
»Du meinst, daß du bloßgestellt werden würdest. Du bist immerhin die, die für diese Tragödie verantwortlich zeichnet.« Nun nahm auch Robbie einen Schluck Brandy. »Verglichen mit dir kommt mir Joan Crawford vor wie Mutter Teresa.«
»Untersteh dich! Du tust gerade so, als hätte ich sie geschlagen oder ans Bett gefesselt. Sie hatte ein phantastisches Leben, und jeder Wunsch wurde ihr erfüllt.«
»Sie hatte kein eigenes Ich mehr.«
»Na und? Was ist denn mit meinem wahren Ich? Was spielt es für einen schreienden Säugling schon für eine Rolle, ob es Kleid oder Hose trägt? Doch für mich und meine Karriere war es wichtig.«
»Für deine Karriere!« schnaubte Robbie.
»Genau, meine Karriere. Ohne die gäbe es nämlich keine hübschen Kleider, kein großes Haus, keine Angestellten, Privatschulen und so weiter. Nur ich habe das geschaffen. Aber dann mußte sie ja unbedingt fortlaufen. Mit deiner Hilfe, wie ich hinzufügen möchte.«
»Na und?«
»Ihr Fehler war, daß sie Schauspielerin wurde. Warum hat sie den Kerl nicht geheiratet, den ich ihr ausgesucht hatte und der ihr Leben leicht gemacht hätte? Warum mußte sie unbedingt ein Star werden? Doch nur, um mir Konkurrenz zu machen. Seit ihrer Pubertät hat sie es darauf abgesehen gehabt. Nun habe ich nichts mehr. Die Leute werden über mich lachen. Niemand wird Verständnis aufbringen. Ich werde nie wieder arbeiten und nie wieder eine Party besuchen können.«
»Und was ist mit Lila? Was passiert mit ihr?«
»Nichts. Sie hat noch immer Kerrys Treuhandvermögen. Und sie macht mit der Serie Millionen. Obendrein dieser Emmy. Ich hoffe, sie machen damit keinen Mist. Ist das nicht genug?«
Das Telefon in der Schublade klingelte. Theresa sah Robbie an. Doch der schüttelte ablehnend den Kopf. Also torkelte Theresa zum
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