Die schoenen Hyaenen
campiert. Ich wollte meine Kompetenzen nicht überschreiten, indem ich ihn fortschickte.«
»Sam?« fragte sie, und Brewster nickte.
»Möchtest du ihn sehen, oder soll ich ihn fortschicken?« »Ich habe ihn schon einmal fortgeschickt. Jetzt stelle ich mich ihm lieber. Tut mir leid.«
»Das braucht dir nicht leid zu tun. Es geht um dein Leben, Jahne. Es gibt nichts, weswegen du dich entschuldigen müßtest. Du schuldest mir nichts.« Er ging zur Tür.
Ich muß katastrophal aussehen, dachte Jahne und ärgerte sich sofort über sich selbst. Denn wen kümmerte das schon? Sam etwa? Er zählte nicht mehr.
Sie blickte hoch. Sam war leise eingetreten. »Geht es dir gut? Ich konnte es kaum glauben und mußte dich mit eigenen Augen sehen. Geht es dir wirklich gut?« Sie nickte. Sam stand neben ihrem Bett. »Als ich den Mord auf dem Bildschirm sah, erkannte ich, daß ich es nicht überleben würde, wäre dir etwas passiert. Mary Jane, ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll, damit du zu mir zurückkommst. Aber ich weiß, daß es niemanden, absolut niemanden auf der Welt gibt, den ich heiraten will außer dir.«
»Mich heiraten? Ich sollte dich heiraten? Ich möchte dich nie wiedersehen.«
»Ich weiß, daß das deine Einstellung wegen Birth of a Star war. Das hat dich getroffen. Aber jetzt siehst du doch sicher ein, daß es nötig war, um...«
»Bist du übergeschnappt? Bist du vollständig verrückt geworden?«
»Bitte, hör mir zu. Wir haben beide Dinge getan, auf die wir nicht stolz sein können. Aber es ist noch nicht zu spät.«
»Darin irrst du dich um zweihundert Prozent. Es ist Jahre zu spät.«
»Jahne, was du gesagt hast, jedes einzelne Wort, stimmte. Ich habe lange nachgedacht. Jetzt weiß ich, was ich will: dich. Nur dich. Laß uns alles andere vergessen. Das Leben ist zu kurz, um es zu vergeuden.« Er nahm ihre Hand.
Jahne betrachtete ihn eindringlich. Was hatte sie eigentlich an ihm geliebt? Sein Aussehen? Seinen Egoismus? Sein leichtlebiges, oberflächliches Naturell? Seinen Witz? War sie nicht selbst unglaublich seicht gewesen, daß sie ihre Gefühle an einen Mann wie ihn verschwendete?
»Du hast recht. Das Leben ist kurz, und man darf es nicht vergeuden«, bestätigte sie. »Darum werde ich auch keine Minute mehr mit dir verbringen.«
Erst am dritten Tag erlaubte Brewster Jahne, die Nachrichten selbst im Fernsehen zu verfolgen. Es lief die Sendung Entertainment Tonight , die sich mit dem Mord befasste. Jahne sah sich, Lila und Sharleen beim Eintreffen in dem Theater. Sie sah sich in Nahaufnahme unter den geladenen Gästen. Es war makaber. Wer wollte sich so etwas anschauen? Warum schaltete überhaupt jemand eine solche Sendung ein? Um den Tod eines Idols zu verfolgen? Eines falschen Idols obendrein. Arme Lila. Jahne fühlte Übelkeit in sich hochsteigen. »Als Arzt werde ich dir die Medizin verschreiben, auf die meine Mutter immer schwor«, erklärte Brewster lächelnd. Er telefonierte nach dem Zimmerservice.
Jahne trank gerade ein Glas Ginger Ale, als sie zum erstenmal den Schützen sah. Sie brachten eine Nahaufnahme von Neil Morelli.
16.
Jahne verabschiedete sich von Brewster an ihrer Haustür. Der Abschied am Flughafen wäre über ihre Kraft gegangen, weil er sie zu sehr an den Abschied von Neil damals in New York erinnert hätte. Sie fröstelte.
»Frierst du?« fragte Brewster. Seine Fürsorge rührte sie. Doch nach dem Frost, der sich über ihr Leben gelegt hatte, hätte Winter sein müssen — wäre man nicht in Hollywood gewesen. Da ist man herzlos. Die Luft war mild.
»Nein, es geht mir gut.« Doch Jahne war nicht sicher, ob das auch so bleiben würde. »Brewster, ich weiß nicht, wie ich dir je werde danken können.«
»Das tust du gerade.« Er sah auf seine Schuhspitzen.
»Du hast mehr verdient als bloße Worte.«
»Dafür gibt es doch Freunde.« Er küßte sie sehr behutsam auf die Lippen. Dann ließ er sie allein.
Jahne kehrte ins Haus zurück. Ihre Lippen brannten. Seit Sam hatte sie niemanden mehr geküßt, und sie merkte jetzt, wie gut es sich anfühlte. Etwas von ihrer Verkrampfung wich. Doch dann erinnerte sie sich wieder an Lila. Jahne nahm ihre Katze auf den Arm und setzte sich mit ihr aufs Sofa. Sie begann, eine Liste aufzustellen. Es gab noch viel zu tun.
Das Telefon klingelte. Jahne wußte nicht, ob sie abheben sollte oder nicht. Doch sie brauchte es nicht zu entscheiden. Der Sicherheitsmann von La Brecque machte das für sie. Er stand an der Tür und rief ihr
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