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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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zu. »Es ist jemand namens Sam. Möchten Sie den Anruf entgegennehmen?«
    Jahne erstarrte. Was wollte der denn noch? Sie schüttelte den Kopf — nicht in Beantwortung der Frage, sondern über sich selbst. »Ich werde mit ihm sprechen.« Sie griff nach dem Hörer.
    »Mary Jane, bist du es?«
    »Ja.«
    Sam zögerte. »Es geht hier um Berufliches. Ich weiß nicht, wie du zu mir stehst, aber ich glaube, wir müssen uns über manches unterhalten. Unter anderem unterzeichne ich einen Vertrag über drei Filme mit Paramount. Und ich möchte dich für die Hauptrolle in dem ersten dieser Filme gewinnen.«
    Nun schwieg Jahne. Hollywood. Sie hätte fast verächtlich geschnaubt. Es war eine Stadt, in der der Teufel sich als Produzent maskiert und mit drei Filmen für Paramount lockt. Wer war dieser Typ am anderen Ende der Leitung? Wer glaubte er zu sein, und für wen hielt er sie?
    »Tut mir leid. Das Heimchen macht das nicht mehr.«
    Seine Stimme ging um einige Tonlagen tiefer. Er brachte seine schauspielerischen Qualitäten ins Spiel. War er verrückt oder nur der gefühlloseste Mensch Amerikas? »Es kann wie früher werden. Ich arbeite an dem Drehbuch, und das ist wirklich gut, Jahne. Wirklich. Es geht um einen Rennfahrer, der die Frau, die er liebt, fast verliert, weil er seinen Sport nicht aufgeben will. « Er legte eine Pause ein, während Jahne schwieg. »Ich weiß, das klingt simpel, aber im Text ist es das nicht.« Wieder ließ er einige Sekunden verstreichen. Erst dann sprach er mit seiner richtigen Stimme: »Wir könnten gut sein zusammen, Jahne«, sagte er.
    Sehr behutsam legte sie den Hörer auf.

17.
    Sie spielten noch immer den verdammten Song. Sy Ortis verlor fast die Herrschaft über seinen Wagen, weil er an seinem Autoradio herumspielte, auf der Suche nach einem anderen Sender. Doch der Song wurde auf allen Kanälen gespielt. Seit der Schießerei hörte man den Song der Kins über weibliche Hochstapler. Als nächstes kam die idiotische Parodie von Al Yankovic auf Lila, die er auch noch »Lila« nannte. Dabei ließ sich dem Original kaum noch etwas hinzufügen.
    Jeder spielte verrückt. Die Sponsoren, die Presse, das Studio. Kurz, ganz Hollywood wollte an Three for the Road mitverdienen oder aussteigen. Und diese alte Hure, Laura Richie, hatte die Stirn, ihn nachts zu Hause über sein Privattelefon anzurufen und ihn zu fragen, ob er Jahne Moore oder Lila schon mal nackt gesehen habe.
    Als Sy Ortis zur Rezeption kam, hatte der Kerl am Tresen eine aufgeschlagene Ausgabe des Informer vor sich, mit dem marktschreierisch aufgemachten Titel: »Skandal beendet Three for the Road .«
    Seine Sekretärin erwartete Sy schon. »Haben Sie etwas von Mr. DiGennaro gehört?«
    »Nein. Er steht noch unter Beruhigungsmitteln. Doch das Krankenhaus hat wegen des Befindens von Miss... ich meine Mr. Kyle angerufen. Er ist tot.«
    »Na und? Was kümmert das mich?« bellte Sy Ortis. »Diese Hündin, ich meine, dieser Sohn einer Hündin war ohnehin schon so gut wie tot.« Sy bekam keine Luft mehr. Er eilte in sein Büro und suchte nach seinem Spray. Seine Brust fühlte sich an, als würde sie gleich zerspringen. Wenn er nicht aufpaßte, lag er bald in dem Leichenschauhaus neben diesem Miststück. Seinen Schreibtisch zierten unzählige rosa Notizzettel. Er sah sie durch. Alles Kunden und wahrscheinlich bald Ex-Kunden, wie er vermutete. Angeblich wollten all diese ninos de las putas — in Gedanken benutzte er lieber die spanische Sprache für diese Hurenkinder — über Verfahrensfragen sprechen. Es gab eben keine Loyalität mehr, keinen Sinn für Geschichte bei diesen Schweinen. Nun würden sie alle in die Arme der anderen Agenten stürzen.
    Totaler Zerfall. Marty hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten. Die Blondine war pervers. Jahne Moore war das Ergebnis von chirurgischen Machenschaften und Lila Kyle war ein Mann. Der Sender brodelte. Die Sponsoren stiegen aus. Sy mußte von Glück sagen, wenn die Fabrikanten ihm nicht den letzten Penny aus den Taschen klagten. Er rechnete mit Millionenverlusten.
    Doch das war noch nicht das Schlimmste. Hollywood bestand aus Luftblasen. War man gut im Geschäft, dann lief es, war man es nicht, dann existierte man nicht mehr. Sy ahnte, wie ihn die Leute künftig ansehen würden. Er stellte sich ihr verstecktes Grinsen vor, wenn er ein Lokal betrat. Er glaubte es sehen und hören zu können.
    Darum mußte er sich um Schadenbegrenzung kümmern. Sofort. Wenn es dafür nicht schon zu spät war. Immerhin

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