Die schoenen Hyaenen
Schreibtisch.
»Ja? Natürlich warte ich.« Sie wandte sich an Robbie. »Das war Miss McElroy. Sie wollte nur die Ärzte ankündigen, die gleich zu mir kommen werden, und ich solle ihnen die Tür öffnen. «
Es klopfte. Theresa trank rasch noch ihr Glas aus. Robbie öffnete die Tür. Zwei Ärzte in grüner OP-Kleidung kamen herein.
Der ältere Arzt sprach zuerst. »Miss O'Donnell, ich fürchte, wir haben eine sehr schlechte Nachricht. Es tut mir leid, wir haben ihn verloren.«
Theresa rührte sich zunächst nicht. »Was heißt das: Sie haben ihn verloren?«
»Lila Kyle ist tot, Miss O'Donnell. Er starb während der Operation.«
Robbie stieß einen Laut aus, der wie ein Gurgeln klang. Er ging zur Tür. Theresa schrie: »Robbie, laß mich nicht allein. Ich brauche dich!« Doch Robbie beschleunigte seinen Schritt.
15.
Jahne hörte den Schuß. Sie sah, wie Lila, einer Marionette gleich, der man die Fäden gekappt hatte, zusammensackte. Doch eigentlich brachte ihr das gespenstische, schreckliche Schweigen danach erst zu Bewußtsein, daß etwas Entsetzliches passiert war. Dann schrien die Leute.
Später fragte Jahne sich, was sie ohne Brewster getan hätte. Er zog sie von ihrem Sitz hoch. Inmitten all der Schreierei, dem Schieben und Drängeln der hysterischen Massen, brachte er sie zu Sharleen, Dean und Dobe. »Behaltet sie bei euch«, verlangte er von Dobe. »Ich bin Arzt und werde sehen, ob ich helfen kann.«
Er gelangte zur Bühne, indem er über die Sitze stieg. Dobe dirigierte die Frauen in den Schutz einer Säule. Jahne beobachtete, wie die gefeierten Stars sich gegenseitig die Kleidung zerrissen, um zuerst zum Ausgang zu gelangen. Nach einer Weile kehrte Brewster zu ihnen zurück.
»Der Schütze wurde festgenommen. Es handelt sich um einen Verrückten, der seinen Neid abreagiert hat. Nun brauchen wir keine Angst mehr zu haben, außer, daß wir von einem der Stars totgetrampelt werden können, die hinauswollen.«
»Ist Lila okay?« fragte Sharleen.
»Das glaube ich nicht. Sie wurde in die Brust getroffen. Doch sie lebt noch.«
»Mein Gott, es hätte eine von uns treffen können«, flüsterte Jahne. schaudernd. Sharleen weinte.
Endlich drangen die Sicherheitskräfte von La Brecque zu ihnen durch. Es wurde viel über Notausgänge und Verschwörung und Schnüffler geredet. Doch Jahne achtete gar nicht darauf. Sie zitterte wie am Vormittag. Doch diesmal hörte es nicht auf. Sie fürchtete sich nicht vor einem neuerlichen Anschlag oder gar um ihr Leben. Vielmehr kämpfte sie gegen eine allgemeine Angst: vor dem Theater, der Bühne, den Sicherheitsleuten, der Menschenmenge, den Scheinwerfern, dem Lärm. Sie versuchte etwas zu sagen. Doch ihre Stimme versagte.
»Jahne ist krank«, stellte Dean fest, und Jahne war ihm unendlich dankbar, weil er es bemerkte. Brewster legte ihr sein Jackett um die Schultern und nahm sie in den Arm. Sie schloß die Augen. Er murmelte etwas. Doch sie verstand es nicht. Irgendwie gelangten sie aus dem Theater in ein Auto. Sirenen schrillten. Das Licht der Polizeiwagen blinkte im Wettstreit mit den Blitzlichtern der Fotografen.
Brewster ließ Jahne in den nächsten zwei Tagen nicht mehr allein. Sie wohnte im Beverly Wilshire in einer Suite. Das Haus wurde als zu unsicher erklärt, bis man die wahren Zusammenhänge über das Attentat erfuhr. Brewster sprach mit Jahne, oder er las ihr vor. Doch meist schlief sie. Er ließ sie nicht fernsehen und duldete keine Anrufe oder Zeitungen im Zimmer. Am zweiten Tag erzählte er ihr von Lila. Jahne hörte ihm schockiert zu.
»Ein Mann? War sie transsexuell?«
»Nicht im medizinischen Sinne. Sie war nicht körperlich verändert worden. Wahrscheinlich impotent, ein Neutrum.«
Jahne weinte wieder. »Ach, ist das alles traurig.« Er hielt ihre Hand, bis sie einschlief. Jahne glaubte, einen Monat lang durchschlafen zu können.
Brewster ließ sie nur für den Gang zum Badezimmer aufstehen. Er bestellte das Essen aufs Zimmer, ließ sie mit Sharleen sprechen, hielt die anderen fern.
Endlich kehrten ihre Kräfte zurück. »Du bist ein phantastischer Arzt.«
»Eine phantastische Krankenschwester. Aber das bist du auch, was das anlangt.«
Es schien Jahne, als habe sie seit Jahrzehnten nicht mehr als Krankenschwester gearbeitet.
»Geht es dir besser?«
»Viel besser. Ich kann es noch gar nicht fassen, aber ich glaube, ich bin wieder ganz in Ordnung.«
»Da wäre jemand, der dich gern sehen möchte. Er hat praktisch seit drei Tagen im Gang
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