Die schoenen Hyaenen
ließ sich Jahne Moore noch retten. Birth of a Star lief nach wie vor bombig. Sie konnte auch andere Rollen spielen. Immerhin ließ sich eine Weile lang von dem Neugierfaktor zehren. Vor kurzem hatte Sy ein Drehbuch über eine Prostituierte gelesen, die zwei Kinder adoptiert. Daraus ließ sich etwas machen. Inzwischen wollte er den Informer verklagen und Laura Richie, diese Hündin. Nein, das Klagen dauerte zu lang und kostete zuviel. Er runzelte die Stirn.
Plötzlich fiel ihm etwas ein. Er brauchte frisches Blut. Das ließ sich immer beschaffen. Außerdem gab es noch die Familie Smith. Offensichtlich war Dean doch nicht der Bruder dieser Provinzgöre. Also mußte man für Sharleen die Revolverblätter verklagen. Vielleicht brachte er Sharleen auch dazu, daß sie sich verlobte, besser noch, heiratete. Damit wurde man die frömmelnden Heuchler und Moralprediger wieder los. Blieb nur Lila. Marty mußte natürlich wieder auf Vordermann gebracht werden. Dann ließ sich auch Lila ersetzen.
Sy dachte daran, daß er vor einer Woche erwogen hatte, Sharleen und Jahne fallen zu lassen. Nun mußte er eben auf Lila verzichten und die beiden anderen behalten. Auch mit zwei von den dreien hatte die Serie gute Aussichten, erfolgreich zu bleiben.
Darum lief am Ende der Faden wieder zu Marty. Momentan war er nicht zurechnungsfähig. Sy hoffte, daß ihm einige Wochen in dem Sanatorium ausreichten. Wenn nicht, kam auch der Regieassistent von Birth of a Star , A. Joel Grossman, in Frage.
Der Belagerungszustand, dem Sy Ortis und seine Firma »Early Artists« ausgesetzt wurden, dauerte vier Tage. Die Medien, die Filmleute, der Sender und die Sponsoren mußten abgewimmelt werden. Offenbar hielt es jeder für seine Pflicht, anzurufen und sich in Szene zu setzen. Die Einschaltquote für Three for the Road war dennoch in die Höhe geschnellt, genau wie Sy es Hyram Flanders vorhergesagt hatte.
Die Sprechanlage summte. »Miss Moore ist hier und möchte Sie sprechen.«
»Okay.« Heilige Muttergottes, er hatte keine Lust auf diese nervige Tante, die ständig eigene Ansichten vertrat. Zumindest brauchte Sy nicht zu befürchten, daß sie hysterisch wurde. Er hatte die Begabten erlebt, wenn sie zum erstenmal merkten, daß die Öffentlichkeit nicht nur gibt, sondern auch nimmt. Diese Erkenntnis hatte Crystal klein und bescheiden gemacht. Sy mochte es, wenn seine Talente bescheiden wurden. Das machte sie respektvoller. Man mußte natürlich aufpassen, daß sie nicht durchdrehten. Das war eine Gefahr.
Jahne Moore würde sich zwar Sorgen machen, aber nicht durchdrehen, dachte Sy. Sie hatte sich ja vermutlich inzwischen von ihrer Überraschung wegen Birth of a Star erholt und eingesehen, wie recht er gehabt hatte, als er sagte, es würde ein Schlager werden, und sie solle mit dem Fernsehen weitermachen. Außerdem wollten Playboy und Penthouse eine Fotoserie über sie bringen — selbstverständlich mit einem Sonderentgelt für Sy. Damit ließ sich das ganze Gerede von wegen Chirurgie entkräften. Ein kluger Schachzug. Jahne würde zufrieden sein. Sy machte sich bereit, ein besorgtes Talent zu besänftigen.
Jahne machte allerdings keinen besorgten Eindruck. Sie sah schön aus wie immer und war die Ruhe in Person. Sie trug die verdammten Jeans mit einem einfachen weißen Sweater. Unwillkürlich dachte Sy daran, was unter dem Sweather war. Er lächelte. Sie erwiderte das Lächeln nicht. Was stimmte denn nun nicht mit dieser Hure?
»Hallo Sy.« Sie setzte sich ihm gegenüber. »Ich möchte meine Option ausüben.«
»Welche Option?«
»Ich möchte aus Three for the Road aussteigen.«
»Wie bitte?«
»Ich steige aus, Sy. Das darf ich laut Kontrakt. Und auf diesen Passus komme ich jetzt zurück.«
Was sollte diese Scheiße nun wieder? Sy kniff die Augen zusammen. »Sie haben jetzt natürlich eine Menge anderer Offerten. Das ist mir klar. Einige Angebote hatte ich ja selbst auf dem Tisch. Aber wir wollen doch das Kind nicht mit dem Bad ausschütten.«
»Wie Sie es auch nennen möchten: Ich kündige. Ich kündige den Vertrag mit Three for the Road , übernehme keine Filmrollen, stelle mich keinen Kosmetikanzeigen mehr, eröffne keine Einkaufspassagen. Ich steige aus dem Geschäft aus.«
Sys Sekretärin steckte den Kopf zur Tür herein und meldete Sy: »Ihre Frau ist am Apparat.«
Er drückte auf den Knopf, den seine Sekretärin ihm zeigte.
»Was?« schrie er. »Nein. Wag es nicht, in den Club zu gehen. Du wirst mit niemandem sprechen. Nein.
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