Die schoenen Hyaenen
Besonders nicht mit Anne.« Anne war mit seiner Frau befreundet und mit einem Reporter der L.A.Times verheiratet. »Dann bist du eben einsam!« Er legte auf und widmete sich wieder Jahne Moore.
»Sie sind noch immer wegen Birth of a Star aufgebracht«, begann er, so ruhig es ihm gelingen wollte. »Außerdem hat Sie der Todesfall aufgeregt. Aber das ist jetzt nur eine Überreaktion, die begreiflich ist. Sie sind sensibel wie alle Künstlerinnen. Sie müssen das als eine Herausforderung betrachten.«
»Sparen Sie sich die Mühe. Ich gehe.«
»Jahne, hören Sie mir zu. Ich habe eine tolle Idee, wie wir es ihnen alles zeigen können. Ich habe mit Guccione gesprochen. Wir werden ihnen beweisen, daß all die Gerüchte nichts als ein Haufen Lügen sind. Übertreibungen. Wir machen eine Fotoserie. Acht Seiten. Bob sagt, er wird die Aufnahmen selbst machen. Sie werden phantastisch herauskommen. Sensationell. Größer als je zuvor. Und danach können Sie sich Ihre Rolle aussuchen.«
Lachend schüttelte sie den Kopf.
»Sie verstehen offenbar nicht, was ich Ihnen sagen will, Jahne. Wissen Sie, hier hat schließlich jeder gewisse kosmetische Korrekturen hinter sich. Dessen braucht man sich nicht zu schämen. Mir ist klar, daß Sie solche Aufnahmen nicht gern machen, und ich würde sie auch nicht empfehlen. Doch angesichts des Schadens, der ihrer Karriere zugefügt wurde, wird so eine Serie in einem guten Magazin... «
»Sy, Penthouse ist kein gutes Magazin, und Bob Guccione ist der Antichrist persönlich. Außerdem funktioniert es eben nicht. Die Narben sind zu deutlich.«
Sy umkrampfte sein Spray. »Wollen Sie damit behaupten, daß die Gerüchte alle wahr sind?«
Jahne sah ihn offen an. »Ja.«
»Sie haben also überall Narben? Wie Frankenstein?« fragte Ortis entgeistert.
»Diese Formulierung gefällt mir nicht sonderlich. Aber es stimmt. Ich habe viele Narben.«
»Also kein Penthouse .«
»Nein.« Jahne lächelte.
»Warum, zum Teufel, lächeln Sie?« keifte Sy unbeherrscht. »Sie drei waren Traumfleisch. Gott, ist das ein Alptraum. Wissen Sie, was das für Sie bedeutet?«
Jahne zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Das Ende meiner Karriere als Sexbombe.« Sie kicherte.
Das dumme Luder kicherte! »Vielleicht endet damit Ihre Karriere auch vollständig. Sehen Sie das nicht ein? Die Illusion ist doch fort. Die Leute werden Sie auf dem Bildschirm sehen und sich fragen: Wo sind denn nun die Narben? Sie werden Sie wie hypnotisiert beobachten. Kein Produzent oder Regisseur wird Sie mehr nehmen wollen.«
Jahne lachte.
»Worüber, zum Teufel, lachen Sie eigentlich?« schrie Sy.
»Ich finde es irgendwie komisch. Eine Fernsehserie hat die drei Frauen mit dem meisten Sex-Appeal Amerikas herausgestellt. Was Sie so offenherzig mit Traumfleisch bezeichnen, ist in Wahrheit eine Art Frankenstein, eine, die mit ihrem Bruder schläft und eine dritte, die in Wirklichkeit ein Mann ist. Da läßt sich nicht mehr viel daraus machen, Sy, wie?«
18.
Eine solche Beerdigung gab es noch nie. Nicht bei Rudolph Valentino oder Jean Harlow. Nicht einmal bei Marilyn Monroe. Lila Kyles Beerdigung war Karneval und Medienorgie zugleich.
Es gab niemanden außer dem todunglücklichen Robbie Lyman, der sich um alles kümmerte. Theresa lag sturzbesoffen zu Hause, Sy Ortis wies alles weit von sich, Marty hielt sich in einer Privatklinik auf, und Ara Sagarian war tot. Geliebt von Millionen. Doch nun fand sich nur Robbie bereit, den Sarg für Lila auszusuchen und den Trauergottesdienst zu organisieren.
Robbie ließ von Bob Mackie ein lavendelfarbenes Kleid anfertigen. Da sie im Leben ein Mädchen gespielt hatte, sollte sie auch im Tod so gekleidet sein, meinte er. Doch die Farbe des Kleides paßte schlecht zu ihrem roten Haar. Trotzdem erschien ihr Bild so auf den Zeitschriften der ganzen Welt. Es gab etwa tausend Kränze und Blumengestecke.
Und Tausende verabschiedeten sich von ihr. »Sie waren ihre Fans«, weinte Robbie. »Lila liebte sie.« Doch nicht alle hatten Lila geliebt. Eine Frau versuchte, ihr das Make-up von dem toten Gesicht zu kratzen. Eine andere sprach Beschwörungsformeln an ihrem Sarg. Das Bestattungsinstitut errichtete eine Glaswand, um die Verstorbene vor der Berührung durch das Publikum zu schützen. So wirkte Lila wie ein Schneewittchen im gläsernen Sarg.
Schlimmer als die, die die tote Schauspielerin schändeten, waren die, die sie an dein Sarg verehrten. Hunderte junger Männer — manche auch nicht mehr so jung —
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