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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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lautlos. Mir fehlt einfach die Kraft, tapfer zu sein. Meine Kraft ging drauf, indem ich mich bemühte, niemandem die Laune zu verderben. Sie erklärte locker: »Klar, darauf wartet Hollywood doch: eine fette, häßliche Hure, die keine Rolle bekommt, weil die nicht mal die Hübschen bekommen.« Die Kellnerin brachte die Drinks. Mary Jane hob ihr Glas. »Auf dein Wohl, Neil, und deinen Erfolg.« Sie stieß mit ihm an.
    »Es ist mir ernst, Mary Jane«, drängte Neil nach einem tiefen Schluck. »Komm einfach mit. Ich kann dir ein Ticket auf meine Kreditkarte besorgen. Dann haben wir es geschafft.«
    Mary Jane wurde unruhig. »Das kann ich nicht, Neil. Du weißt das auch genau.«
    »Ich liebe dich. Seit du von Sam getrennt bist, kann ich das ja sagen. Ich liebe dich. Ich träume jede Nacht von dir. Ich möchte dich ständig berühren, für dich dasein.«
    Mary Jane wurde die Kehle eng. Das alles war wirklich zuviel. Auf gewisse Weise war es wohl auch beleidigend. Sam war zwar zu gut für sie, doch diesen Clown konnte sie haben. Allerdings durfte man Neil nicht nur einen Clown nennen. Er war ihr Freund. Sie sah ihn an, sah, daß er litt. »Neil, ich dachte, wir wären nur gute Freunde. Das wußte ich nicht.« Sie begann zu weinen. »Es tut mir leid, Neil.«
    »Wenn du es schon nicht meinetwegen machst, dann deinetwegen. Du bist enorm begabt. Du bekämst bestimmt eine Rolle. «
    Mit Gewalt riß sie sich zusammen. »Neil, wenn ich die Rolle in der Filmversion von Jack and Jill and Compromise nicht bekommen habe, nachdem ich sie jahrelang auf der Bühne gespielt habe, werde ich auch keine Rolle in einem anderen Film bekommen. Das war meine einzige Chance.« Neils Kummer schnitt ihr ins Herz. Sie wollte nicht, daß er New York in dieser Stimmung verließ.
    »Was wird denn jetzt aus dir?«
    »Ich habe den Workshop und genügend Freunde. Vielleicht komme ich ja in Zukunft noch einmal mit einem. erfolgreichen Stück heraus. Wer weiß?«
    Neils Flug wurde aufgerufen. Er nahm sein Gepäck und mahnte: »Vergiß Sam, Mary Jane. Du bist zu gut für ihn. Er sieht prima aus und so, und manches an ihm hat Übergröße, unter anderem auch sein Ego. Außerdem läuft er allen Frauen nach.«
    »Nicht hier oder jetzt, Neil. Ich will das alles nicht hören.«
    »Entschuldige, Mary Jane. Ich liebe dich wirklich. Doch als Freund muß ich dir meine Meinung sagen. Ich lehne Sam nicht ab, weil er dich hat, sondern weil er die Leute ausnützt. Dich hat er bis zuletzt ausgenützt. Sein Stück hätte nicht einmal die erste Hürde geschafft. Es wäre durchgefallen wie seine anderen Stücke. Dein schauspielerisches Talent hat das Stück zum Erfolg geführt. Du bist nur auf ein gutaussehendes Gesicht hereinfallen. Ich sehe nicht gut aus, aber vielleicht solltest du zweimal hinsehen.«
    Mary Jane sah Neil fest an. »Auf Wiedersehn, Neil. Viel Glück.«
    Neil zog Mary Jane in die Arme. »Ich werde dich nie vergessen.« Dann küßte er sie. Nicht flüchtig. Seine Zunge glitt in ihren Mund, seine feuchten Lippen berührten ihre trockenen.
    Mary Jane erstarrte.
    Neil griff nach seinem Handgepäck. »Ich bin noch immer ein Frosch, oder hast du mich inzwischen in einen Prinzen verwandelt?«
    »Du warst für mich immer ein Prinz.«
    »Das ist die erste Lüge, die ich von dir gehört habe. Weißt du was, ich habe es satt, die Rolle des Stützrades in deinem Leben zu spielen. Ich bin bereit für die Hauptrolle. Warum habe ich dich immer Veronica genannt, du mich aber nie Archie? Für dich war ich immer Jughead. Jughead hat zwar die Pointen, aber Archie bekommt die Mädchen. Ich sah dich als Veronica, doch du in mir nie Archie. Du hast mich immer nur Jughead genannt. Das tat weh. Jedesmal. Jetzt hängt mir die Rolle zum Hals heraus. Ich will Archie sein.« Er stellte sein Bordcase auf das Transportband, drehte sich aber nicht mehr nach Mary Jane um.
    Mary Jane wartete vor dem Flughafengebäude auf ihren Bus. Sie wischte mit einem Papiertaschentuch die Tränen ab und warf es in den Papierkorb — zusammen mit dem lächerlichen Glücksbringerarmband und der Brosche.
    In ihrer Wohnung erwartete sie Midnight und ein Telegramm. Sie riß den Umschlag auf.
    IHRE GROßMUTTER STARB HEUTE FRÜH BITTE
    KOMMEN SIE SPÄTESTENS MORGEN NACH ELMIRA
    UND RUFEN SIE BEERDIGUNGSINSTITUT
    EDWARD ROBINSON AN.
    Mary Jane brauchte eine Weile, bevor sie den Inhalt des Telegramms begriff. Ihre Großmutter war tot. Nach all den Fehlalarmen und Jammereien hatte Mary Jane sich beim letzten

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