Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
Vom Netzwerk:
die Sternchen einmal etabliert, haben sie eine gewisse Berühmtheit erreicht, lassen sie mitunter ihren ersten Agenten fallen und wenden sich einflussreicheren zu. Agenten leben also ständig in der Angst, fallengelassen zu werden.
    Lila glaubte die Angst in Ara Sagarians Vorzimmer riechen zu können und hoffte, daß nicht sie diesen Geruch verbreitete. In dem Zimmer saßen noch sechs weitere junge Frauen, eine schöner als die andere, alle mit ihren Unterlagen in der Hand. Nur Verlierer läßt man warten. Lila haßte es. Doch sie ging davon aus, daß keines dieser Mädchen eine Verabredung mit Ara hatte. Sie vermutete, daß das eher die Spreu der Industrie war, die regelmäßig die Runde bei den Agenten machte, in der Hoffnung, ein 5-Minuten-Gespräch zu bekommen, das vielleicht eine Rolle einbrachte. Noch verwegener war die Hoffnung, von dem Agenten unter Vertrag genommen zu werden.
    In Hollywood ist ein Schauspieler ohne einen Agenten chancenlos.
    »Miss Kyle?« rief die Sekretärin. Alle drehten sich zu Lila um. »Mr. Sagarian ist jetzt frei. Folgen Sie mir bitte.«
    Lila lächelte. Sie hatte die Sonderbehandlung erwartet.
    Doch sie war nervös. Sie sagte sich zwar, daß Ara Sagarian nicht mehr der Gigant von ehedem war. Die alten Stars hatten sich längst zurückgezogen oder lebten nicht mehr. Ara brauchte frisches Blut, wenn auch keines von den jungen Küken ohne Format, die im Vorraum auf ihn warteten. Er brauchte eine Madonna, einen Tom Cruise — eine Lila Kyle!
    »Kommen Sie herein!« rief Are ihr entgegen.
    Lila hatte ihn das letzte Mal vor fünf oder gar zehn Jahren gesehen. Niemand hatte sie auf den Tattergreis vorbereitet, der ihr jetzt entgegenhinkte. Der große, imposante Ara Sagarian ging nun gebückt. Ein geschrumpftes Männlein. Der linke Arm hing schlaff am Körper herunter. Ara zog das linke Bein nach. Die linke Seite seines Mundes war teilweise gelähmt. Die Begrüßung blieb teilweise unverständlich.
    »Mr. Sagarian, ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie Zeit für mich haben. Ich weiß, wie vielbeschäftigt Sie sind.«
    Ara schüttelte die ausgestreckte Hand. Dann tupfte er mit einem weißen Taschentuch den Speichel aus dem Mundwinkel. Sein bleistiftdünner Schnurrbart war auch feucht. »Ich bitte Sie, meine Liebe, ich freue mich doch, Sie zu sehen. Das letzte Mal müssen Sie etwa sieben oder acht Jahre alt gewesen sein. Sie traten mit Ihrer Mutter und den Puppen in Ihrem Haus bei einer Party auf. Sie haben sich mächtig herausgemacht. Setzen Sie sich doch.« Er wies auf eine Couch und setzte sich neben sie. »Wie geht es Ihrer reizenden Mutter?«
    »Sehr gut, Mr. Sagarian. Sie läßt Sie herzlich grüßen. Sie ist Ihnen dankbar, daß Sie sich die Zeit nehmen, mit mir über meine Karriere zu sprechen. Wie Mutter sagt: Wenn du Mr. Sagarian nicht überreden kannst, dich zu vertreten, bist du auch nicht im Showgeschäft.«
    »Bei welcher Karriere soll ich Ihnen denn helfen?« Er tupfte sich wieder den Speichel ab.
    »Ich bin Schauspielerin. Mutter sagt, ich sei ein Naturtalent. Sie versucht seit Jahren, mich für das Showgeschäft zu begeistern. Nun habe ich nachgegeben.« Lila strahlte Ara an.
    »Was genau hatten Sie gedacht, daß ich für Sie tun soll, meine Liebe?«
    Lilas Zuversicht bröckelte ab. Trotz seines Schlaganfalls, trotz seines hohen Alters ging ungeheuer viel Selbstsicherheit von diesem Mann aus. Er besaß eine wahrhaft königliche Würde. Und jetzt verlangte er von ihr, sich nicht nur auf Andeutungen zu beschränken. Spielte er mit ihr?
    »Ich dachte... ich möchte Sie bitten, mich zu vertreten. Vielleicht erst für Fernsehrollen. An sich bin ich eher am Film interessiert.«
    Ara runzelte die Stirn. »Tut mir leid, daß Sie Ihre Zeit vergeudet haben, Lila. Ich nehme keine neuen Talente mehr an. Das hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun. Ich habe das seit Jahren nicht mehr gemacht. Wenn ich gewußt hätte, daß das der Grund Ihres Kommens ist, hätte ich Ihnen den Weg erspart. Vielleicht kann ich Ihnen helfen, indem ich Sie an einen anderen Agenten vermittle.«
    Lila geriet fast in Panik. Sie wollte an keinen Möchtegernagenten vermittelt werden. Sie versuchte es mit Schmeichelei: »Ich will nur Sie, Mr. Sagarian. Mutter hat immer behauptet, Sie besäßen mehr Verständnis für künstlerisches Temperament als jeder andere, mehr als ein Produzent. Meine Mutter hat mich auf meine Karriere vorbereitet, bevor ich mich dazu entschlossen habe.«
    »Ihre Mutter steht also voll hinter

Weitere Kostenlose Bücher