Die schoenen Hyaenen
war, müssen das aber nun auch halten..«
»Aber ich sehe entsetzlich aus.« Sie hob die Arme. Die lose Haut flatterte an ihr herum.
»Fledermausarme sind typisch. Da hilft auch keine Diät. Jetzt müssen Fettentfernung, Chirurgie und Bewegung den Rest bringen. Ihre Bauchmuskulatur muß gestrafft werden. Wir werden also Ihre Muskeln verkürzen und die überflüssige Haut entfernen.«
»Was ist mit meinem Nabel?«
»Der wird herausgeschnitten. Machen Sie sich nicht die geringsten Sorgen. Ich überwache alles. Silverman wird Ihnen einen hübschen neuen Nabel verpassen.«
Die Operation erforderte sieben bis zehn Tage Krankenhausaufenthalt und begann um halb acht Uhr an einem grauen Donnerstagmorgen. Erst die Spritzen befreiten Mary Jane von ihrer Nervosität und dem Gefühl von Scham. Wie aus weiter Ferne hörte sie Dr. Moores Stimme. Er erkundigte sich nach ihrem Befinden. Der Chirurg war Dr. Bob Silverman, Dr. Moore hierbei nur sein Assistent.
Von allem anderen bekam Mary Jane nicht viel mit. Als sie nach der Operation aufwachte, fühlte sich ihre Zunge wie Schmirgelpapier an. Sie litt unter heftigsten Bauchschmerzen, konnte nicht sprechen, nicht einmal weinen. Die geringste Bewegung vermehrte die Schmerzen. Sie wimmerte nur. Die Schnitte in ihrem Unterleib brannten. Irgendwann umfing sie Bewußtlosigkeit.
Als sie erwachte, spürte sie die Schmerzen noch immer. Doch sie konnte so klar denken, daß sie wußte, man werde ihr dagegen bald etwas geben.
Eine Schwester erschien. Mary Jane brachte schließlich mühsam heraus: »Wasser!« Kurz darauf fühlte Mary Jane den Einstich. Die Schmerzen wichen. Bevor wohltuender Schlaf sie umfing, dachte sie noch, daß sie nun acht weitere Operationen überstehen mußte.
In der Folgezeit litt Mary Jane unter den juckenden Wunden. Doch nachdem die Verbände abgenommen worden waren, hatte sie einen Bauch wie ein Teenager. Das konnte sie kaum fassen. So glatt und fest! Sie vergaß die Schmerzen, die Kosten. Interessiert betrachtete sie ihren brandneuen Nabel.
Die Brustoperation fand Mary Jane am schlimmsten, obwohl Brewster Moore ihr versicherte, daß der Heilungsprozeß weniger schmerzhaft sein würde als bei der Bauchoperation. »Bei der Brust reduzieren wir keine Muskeln, nur Fett. Sie haben genügend Brustgewebe. Es ist nur zu tief an der Brustwand angewachsen. Dr. Wright wird eine neue Hauttasche formen, höher als bisher, wird sie mit Gewebe füllen und die Warzen wieder zentral einsetzen.«
»Heißt das, daß Sie mir die Brustwarzen abschneiden?«
»Ja. Ich nahm an, das sei Ihnen klar. Das hätte Ihnen eigentlich Frau Dr. Wright bei der Vorbesprechung sagen müssen.« Dr. Moore seufzte. »Doch die Narben werden fast vollständig von dem Warzenvorhof verdeckt werden.«
Übelkeit stieg in Mary Jane hoch. »Wenn sie wiedereingesetzt werden, werde ich sie dann noch fühlen?« fragte sie unglücklich und verlegen zugleich.
»Ja. Natürlich könnten Sie nicht stillen. Doch das Gefühl kehrt mitunter zurück. Meiner Überzeugung nach erholen sich die Nerven. Das ist selbstverständlich ein wichtiger Aspekt. Ich bin davon ausgegangen, daß Sie darüber Bescheid wissen. Sie müssen selbst entscheiden, ob Ihnen das Opfer die Sache wert ist. Manche Frauen haben sogar vermehrtes sexuelles Vergnügen nach der Operation verspürt, weil sie auf ihr Aussehen so stolz sind. Das Gehirn spielt eine wesentliche Rolle. Es ist sozusagen das wichtigste sexuelle Organ.«
»Sie operieren nicht mein Gehirn, Doktor.«
»Das ist mir klar. Ich hoffe, Sie wissen auch, wie ich den Mut bewundere, den Sie gezeigt haben.«
»Die Kinder wie Raoul und Winthrop, die die Hälfte ihres Gesichts durch Krankheit oder Unfall eingebüßt haben, sind die vor denen ich Respekt habe. Aber ich danke Ihnen trotz dem, Doktor.«
24.
Hier bin ich wieder. Laura Richie. Während Mary Jane in New York Schmerzen leidet, haben Sie mich im fernen Hollywood wahrscheinlich vergessen. Kein Wunder. Hollywood ist für seine Vergeßlichkeit bekannt. Hier gibt es keinen Stillstand. Entweder ist man auf dem Weg nach oben oder nach unten. Stehenzubleiben kann sich niemand leisten. Wie Haie, die die Meere durchpflügen. Und wie Haie werden alle von Hunger und Angst getrieben. Das bestimmt auch die Beziehung zwischen Agent und Kunden. Die jungen aufsteigenden Sternchen fürchten die Agenten, als seien sie Götter. Denn Agenten können Karrieren schaffen oder zerstören.
Doch die Angst ist eine Straße mit Gegenverkehr. Sind
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