Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
Vom Netzwerk:
meinen Beruf zu sprechen und daß Sie nur mit mir schlafen wollen. Ich bin eine von den üblichen Beverly-Hills-Gören, die die Filmindustrie hassen. Kein Ehrgeiz, kein Talent, keine Illusionen. Verstanden?«
    »Warum denn nur?«
    »Weil Marty mich entdecken muß. Glaubt er nämlich, Sie wollten mich an ihn vermitteln oder daß ich scharf auf die Rolle bin, sieht er mich vielleicht gar nicht an. Ich bin in Ihrer Begleitung, weil Sie mir an die Wäsche wollen. Alles klar?«
    »Sicher.«
    Sie ging zur Tür, drehte sich noch einmal zu Paul um, der noch immer wie versteinert an seinem Schreibtisch saß und meinte: »Niemand hängt sich heutzutage noch Porträtaufnahmen von Stars an die Wand. Das ist auch unvorteilhaft. Man kann sich nämlich ausrechnen, wie lang Sie aus dem Geschäft sind. Schmeißen Sie die raus. Sie stehen vor einem Neuanfang, Paul. «
    Paul wartete nur, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann tippte er die Nummer von Marty DiGennaro ein. Er kannte sie auswendig.

9.
    Sharleen lag auf der unangenehm klumpigen Matratze und lauschte auf Deans Atem neben ihr. Was sie sonst beruhigte, ging ihr jetzt auf die Nerven. Das Licht wollte sie nicht anknipsen. Das hatte sie am vergangenen Morgen gemacht und zusehen müssen, wie die Kackerlacken in ihre Verstecke huschten. Am liebsten wäre sie ganz weit davongelaufen. Doch wohin?
    Auf Zehenspitzen ging sie ins Badezimmer und setzte sich auf den Deckel des Toilettensitzes. Modriger Geruch stieg ihr in die Nase. Sie griff nach einer Zigarette aus der Packung auf der Waschbeckenablage und nahm einen tiefen Zug. Jake hatte sie vor die Tür gesetzt, zweifellos auf Betreiben seiner Frau Thelma hin. Sharleen hatte nur einen Monat gearbeitet, und in der kurzen Zeit wird man keine gute Kellnerin.
    Thelma war eifersüchtig auf Sharleen gewesen. Dabei hätte Sharleen ihr sagen können, daß Jake sie anwiderte und sie ihm gewiß keine schönen Augen machte.
    Vor dem Job bei Jake waren Sharleen und Dean mit dem Rodeo unterwegs gewesen. Dean konnte ja unvergleichlich gut mit Tieren umgehen. Genauso gut wie mit Motoren. Doch wenn sich die Burschen bei so einer Show an Sharleen heranmachten, was sie immer versuchten, ging Dean mit den Fäusten auf sie los. Schließlich mußten sie das Rodeo aufgeben. Sie arbeiteten für Burger Kings in verschiedenen Städten. Einmal mußten sie sogar im Auto übernachten. Ihr Geld reichte nicht einmal für ein schlechtes Motel. Sie waren müde, hungrig und schmutzig gewesen. Damals erschien Sharleen der Job bei Jake wie ein Geschenk des Himmels. Ein kurzlebiges Geschenk, wie sich herausstellte.
    Dean verdiente als Tankwart zwei Dollar fünfundachtzig die Stunde. Lieber Gott, hilf uns weiter, betete Sharleen und blies den Zigarettenrauch zur Decke.
    Es gehört sich nicht, mit dem Herrgott zu sprechen und gleichzeitig zu rauchen, erinnerte Sharleen sich und drückte die Zigarette sorgfältig aus, bevor sie sie in den offenen Wasserspeicher der Toilette warf. Dann kniete sie sich auf den schmutzigen Linoleumboden und senkte den Kopf zum Gebet.
    Lieber Gott, ich weiß, daß wir gesündigt haben und daß du uns darum in die Wüste geschickt hast, begann sie. Aber bitte, lieber Gott, ich bin doch so müde. Ich hab den Schmutz satt, das Davonlaufen, die alten Kleider. Ich möchte nicht mehr Angst haben, möchte nicht mehr in schmierigen Motels übernachten und mich mit zerfetzten Handtüchern abtrocknen oder fetttriefende Mahlzeiten essen müssen.
    Tränen hingen an ihren langen Wimpern, füllten die schönen azurblauen Augen, rollten über ihre hübschen Wangen, an der entzückenden Nase entlang und landeten auf ihrer vollen Oberlippe. Wie ein Kind leckte sie sie ab und fuhr dann fort zu beten.
    Bitte, lieber Gott, zeig mir einen Weg.
    Plötzlich dachte sie darüber nach, was Milton Glick letzte Woche zu ihr gesagt hatte: Sie könne fürs Fernsehen arbeiten und damit viel Geld verdienen. Sie glaubte nicht daran. Trotzdem stand sie auf, holte aus dem Schlafzimmer ihre Tasche und schlich damit wieder ins Badezimmer. Sie las die Visitenkarte genau:
    Milton Glick
    Weinberg and Glick Casting
    25550 La Cienega Boulevard
    Hollywood, California
      
    Gottes Wege sind unerforschlich, dachte Sharleen. Er hat mir einen Rat gegeben.
    Die Fahrt von Bakersfield nach L.A. verlief für Sharleen alles andere als angenehm. Die Klimaanlage des Datsun funktionierte nicht richtig. Sie hatten sich schon zweimal verfahren. Als Sharleen Mr. Glick anrief, hatte

Weitere Kostenlose Bücher