Die schoenen Hyaenen
Mr. DiGennaro«, befahl er ihr.
»Hallo, Mr. DiGennaro.«
Marty schnaubte. »Wo haben Sie die denn aufgegabelt?« fragte er höhnisch.
»Sie hörten gerade die Stimme der schönsten Jungfrau, die Sie je kennengelernt haben.« Plötzlich fiel ihm etwas ein. Worauf ließ er sich da überhaupt ein? War sie ein Galgenvogel? Lauerte irgendwo im Hintergrund ein geldgieriger Vater oder eine ebensolche Mutter? Heilige Madonna! Er wandte sich an Sharleen: »Wie alt sind Sie?«
»Neunzehn.«
Marty lachte am Telefon. »Sie wollen mich auf den Arm nehmen.«
»Kommen Sie zu mir, und sehen Sie sich das Mädchen selbst an.«
»Sy, ich werde Sie höchstpersönlich umbringen, wenn ich mich um diese Zeit für nichts und wieder nichts über die Autobahn quäle.«
»Es ist nicht für nichts«, versprach Sy.
Eine Stunde lang probten sie mit Sharleen. Die machte sich Sorgen um Dean, wollte die Männer aber nicht bitten, sie für einige Minuten zu entschuldigen, damit sie ihrem Freund Bescheid sagen konnte. Die Männer fragten sie nach ihrer Anschrift. Sie wollten wissen, wie lang sie schon in Bakersfield wohnte, von wo sie kam, wer ihr Agent und ob sie verheiratet war. Und das waren nur einige der Fragen. Sharleen dachte an Lamson und log. Sie sprach über Arkansas und Oklahoma. Eine geschlagene Stunde stand sie in ihren schäbigen weißen Pumps herum. Ihre Füße schmerzten.
»Darf ich mich mal 'ne Minute setzen?«
»Ja, natürlich.«
Verblüfft begriff Sy Ortis, daß das Mädchen bis jetzt nicht gewagt hatte, so eine Bitte auszusprechen. »Milton, sie könnte nicht besser sein.«
Als der dritte Mann das Besprechungszimmer betrat, fehlte Sharleen die Kraft zu fragen, ob sie den Job bekommen würde, mit welchem Lohn sie rechnen durfte und ob es ein Job für eine Woche, zwei oder noch länger war. Sie las, was man von ihr verlangte und versuchte, sich von Mr. DiGennaro nicht durcheinanderbringen zu lassen, der um sie herumstrich, manchmal sehr nahe, manchmal etwas weiter entfernt. Manchmal machte er seine Beobachtungen von der Hocke aus, einmal stieg er sogar auf einen Stuhl und blickte auf sie herunter.
»Das glaub ich einfach nicht. Sie hat keinen schlechten Winkel. Wisst ihr, wie leicht man von ihr Aufnahmen schießen kann?«
Sharleen hörte nur das Wort »schießen«, und wich zurück. Vielleicht waren das doch alles Ganoven. DiGennaro, das klang wie der Name von einem Mafiaboss. Sie nahm all ihren Mut zusammen und stellte ihre Frage: »Bekomme ich den Job oder nicht?«
»Doch, das denke ich schon«, erwiderte Mr. DiGennaro sanft.
10.
Inzwischen werden Sie Neil Morelli vergessen haben. Warum auch nicht? Genauso erging es ja auch einigen Millionen Menschen, die ihn einmal kurz in seinem bisher einzigen Satirespot gesehen hatten.
Ich, Laura Richie, habe Neil vor seinem Auftritt in der Show interviewt. Er segelte auf einer rosaroten Erfolgswolke und benahm sich so aufgeblasen wie die meisten Schauspieler, die ich kennengelernt habe. Er redete abfällig über Kollegen, fuhr ein teures Auto, hatte ein Verhältnis mit seiner Partnerin auf der Bühne, einer blonden Sexbombe, die jede Zeile ihres Textes mühsam eingetrichtert bekam.
An der Show ließ sich nichts aussetzen. Das Konzept war witzig, und brachte Lacher. Es ging um einen verrückten Astrologen, der das Vertrauen des Präsidenten der Vereinigten Staaten gewonnen hat und prompt auf den neu geschaffenen Kabinettsposten eines »Ministers für Astrologie« gehievt wird. Die Show wäre ein absoluter Renner gewesen, hätten es die Autoren verstanden, die Pointen richtig zu setzen. Das schafften sie nicht. Neil wußte, daß er es besser gemacht hätte. Tatsächlich hatte er seine Texte geschrieben und Verbesserungen vorgeschlagen. Doch die las niemand. Und niemand hörte ihm zu. Die Textschreiber stammten aus Ortis' Gruppe. Durchweg Versager. Doch Ortis war auch Neils Agent.
Neil war über den Kopf des Direktors direkt zum Produzenten gegangen und hatte ihm einige seiner Textänderungen gezeigt. Das war sicher wenig diplomatisch gewesen. Neil hatte einfach versucht, sein Leichtgewicht in die Waagschale zu werfen. Doch der Produzent hatte getobt.
»Raus aus meinem Büro!« hatte er geschrien und ihm die Seiten an den Kopf geworfen. »Ich treffe hier die Entscheidungen, nicht Sie. Von Ihrer Sorte gibt es hunderte. lch brauche Sie nicht. Wenn Sie nicht tun, was ich verlange, brauchen Sie sich hier nicht mehr sehen zu lassen.
Das hatte Neil zu Tode geängstigt. Er hatte
Weitere Kostenlose Bücher