Die schoenen Hyaenen
Marty bestaunte die Geste, die ihm vertraut war. Lila sah ihn an. »Sie wurden arm geboren und sind nun reich, Paul kam arm zur Welt, wurde reich und dann wieder arm und wieder reich.« Sie lachte ein gutturales Lachen.
»Du könntest auch Erfolge einheimsen. Deine Mutter hatte nicht in allem Unrecht. Du gleichst ihr sehr. Das weißt du auch«, warf Paul ein. Sie hatten beschlossen, sich zu duzen, weil alles andere unglaubhaft gewesen wäre, obwohl Lila keine Vertraulichkeit mit Paul Grasso wünschte.
Plötzlich dämmerte es Marty. Natürlich! Die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter und ihrem berühmten Vater, der fast zu schön für einen Mann war. Marty lächelte. »Theresa O'Donnells Tochter!«
Lila hätte es ihm sicher etwas leichter machen können. Doch sie gehörte offenbar nicht zu der Sorte, die mit dem Starruhm ihrer Eltern prahlte.
Sie sprachen über die alten Filme, über die Marty und Lila bestens Bescheid wußten. Lila erzählte von ihrer Jugend und von ihrem Vater, den sie nur aus seinen Filmen kannte, weil er starb, als sie noch klein war. Marty lauschte andächtig.
Bethanie fühlte sich abserviert. Sie schaltete sich darum mit einer Frage ein.
»Wie ist es denn, als Tochter einer Theresa O'Donnell und eines Kerry Kyle aufzuwachsen? Da gibt es doch bestimmt jede Menge Vorteile.«
»Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich mich nie anders gefühlt als die anderen. Ich war viel allein. In die Schule ging ich mit Kindern aus meinem Kreisen. Wir saßen alle im gleichen Boot.«
Bethanie schwieg eingeschüchtert.
»Auf der High School wurde es nicht anders. Wahrscheinlich bin ich zu behütet aufgewachsen. Ich habe vieles einfach vorausgesetzt. An verschiedene aufregende Ereignisse erinnere ich mich aber noch heute.« Sie sah sich um, erwartete die ungeteilte Aufmerksamkeit. »Einmal hat Onkel Cary bei uns zu Haus den Weihnachtsmann gespielt. Er nahm mich auf den Schoß. Ich merkte sofort, daß es Cary Grant war. Meine Mutter hat ja alle seine Filme, und ich kannte sein Bild und die Geschichten über ihn aus den Illustrierten. Er hatte silberfarbenes Haar, war nicht mehr jung, sah aber noch blendend aus. Doch ich war so enttäuscht, weil ich mir einen echten Weihnachtsmann gewünscht hatte, keinen alten Schauspieler. Also rutschte ich heulend von seinem Schoß und ließ mich nicht überreden, wieder zu Onkel Cary zurückzugehen. Ich wußte damals nicht, warum alle lachten.«
Bethanie sprach aus, was alle dachten. »Cary Grant ist zu Ihnen ins Haus gekommen, um den Weihnachtsmann für Sie zu spielen?« Sie lachte geziert. »Also, ich bitte Sie, Lila!« Sie machte deutlich, daß das Thema damit für sie erledigt war.
Lila wirkte fast verlegen. Martys geschultem Auge entging nicht, wie sie noch schöner wurde als die weiße Haut sich mit einer leichten Röte überzog. Sie ist attraktiver als ihre Mutter und hat die Augen ihres Vaters, die Haut von Merle Oberon, die Stimme von Laureen Bacall, den Körper von Ann-Margret, nur größer, zog Marty Bilanz.
Lila machte eine geringschätzige Bewegung mit der Schulter. »So ist es immer, wenn ich aus meiner Kindheit erzähle. Die Leute werden eifersüchtig.«
Bethanie lachte nicht mehr. »Eifersüchtig bin ich nicht. Ich glaube Ihnen nur nicht. Ich kann mir Cary Grant nicht als Weihnachtsmann mit Bart vorstellen, der sich eine kleine Rotznase auf den Schoß setzt. Warum sollte er auch?«
»Weil er meine Mutter bumsen wollte. Darum. Aber was spielt das schon für eine Rolle?«
Marty gab Bethanie in diesem Augenblick den Laufpass. Er starrte nur noch Lila an. Er sah nicht nur ihr Äußeres. Ihre Haltung imponierte ihm, auch ihre Intelligenz und er vermutete, daß sie Talent hatte. Er wußte, daß sie fotogen war und in jedem Wohnzimmer Amerikas willkommen sein würde. Sogar in jedem Schlafzimmer. Hatten Lila und Paul das alles inszeniert? Doch an sich kümmerte das Marty wenig. Selznick hatte sich auch nicht beschwert, als sein Bruder am Abend vor den Aufnahmen zu Vom Winde verweht plötzlich Vivien Leigh anbrachte. Marty erkannte seine Chancen, wenn sie in Reichweite kamen.
»Lila, ich glaube Paul hat recht. Sie sollten ernsthaft über die Rolle im Fernsehen nachdenken«, drängte Marty.
»Fernsehen ist Schwachsinn.«
»Nicht, wenn ich Regie führe.«
»Aber Sie machen doch nichts fürs Fernsehen.«
»Jetzt wohl, und das wird bahnbrechend für die Zukunft sein.«
»Soll das ein Witz sein?«
»Keineswegs. Rufen Sie mich morgen an. Vielleicht kann ich Ihnen
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