Die schoenen Hyaenen
Cara.«
Sie nahm den Text. Ein junges Mädchen sprach mit einem anderen Mädchen über ihren Ex-Freund, über ihre Eltern, über Feten und über das Leben. Ein bißchen blauäugig, aber nett. Der Jargon hart und scheinbar abgebrüht, wie Kids eben sprechen, wenn sie vermeiden wollen, für ein Kind gehalten zu werden.
Jahne hatte den Text kurz überflogen. »Gut. Wer liest mit mir? «
»Ich werde Ihnen die Stichworte geben, aber nicht im Bild sein«, bestimmte Marty.
Jahne begann. Eine Tonlage höher als gewöhnlich, damit sie die jugendliche Stimme traf. Doch das machte ihren Halbstarkenjargon nur noch glaubwürdiger. Den Monolog über ihren Vater brachte sie sehr schnell, plapperte ihn fast, als müßte sie etwas sagen., was eigentlich niemanden etwas anging. Die Szene endete mit einer Frage. »Verstehst du, was ich meine?« Das flüsterte sie nur und sah dabei direkt in die Kamera. Sie wußte, daß sie gut gewesen war. Sogar sehr gut.
Gut genug?
Lieber Dr. Moore,
Sie haben als Arzt großartig an meinem Körper gearbeitet, aber sind Sie ebensogut als Psychiater? Ich habe so viele Neuigkeiten zu berichten, daß ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ich freue mich, daß Sie die Theaterkritiken, die ich Ihnen schickte, erhalten haben. Sie trugen mir den Besuch von Marty DiGennaro ein. Das ist kein Witz. Er kam nach der Vorstellung in meine Garderobe und beglückwünschte mich! Aber das war nur der Anfang. Er hat mich zu Probeaufnahmen bestellt. Gestern fanden die statt. Er möchte mich für eine Hauptrolle in einer neuen Fernsehserie haben!
Ich weiß schon, was Sie sagen werden: Haben Sie die vielen Schmerzen auf sich genommen, nur um eine Serienrolle zu spielen? Aber, Dr. Moore, ich meine Brewster, hier führt Marty DiGennaro Regie, und die Serie ist echt innovativ. Sie läuft unter dem Arbeitstitel Three for the Road. Ich habe die ersten Drehbücher gelesen. Sie sind gut. Drei Mädchen (Sie haben recht gelesen, ich gelte hier als Mädchen!) fahren mit dem Motorrad durch Amerika. Der Gag sind die sagenhaften Dialoge und die guten Einstellungen, Einblendungen, Überschneidungen und Schnitte. So wird manches nur angedeutet, ohne daß es ausgesprochen werden muß. 0 Gott, ich habe mir das gerade durchgelesen. Jetzt klinge ich schon wie jemand vom Fach. Doch ich bin tatsächlich richtig aufgeregt. Dabei ist der Vertrag noch nicht endgültig unter Dach und Fach. Marty braucht für die Serie drei Hauptdarstellerinnen, und die müssen zusammen passen. Immerhin hat er mir nahegelegt, daß mein Agent schon einmal den Vertrag ausarbeiten sollte. Als ich ihm sagte, daß ich gar keinen Agenten habe, ist er beinahe in Ohnmacht gefallen. Jedenfalls hat er mich an Sy Ortis vermittelt, der der mächtigste Agent in der Branche ist.
Abgesehen davon soll Ortis auch eine miese Ratte sein und jeden fallenlassen, der nicht permanent erfolgreich ist.
Ich habe reich nach einer Wohnung umgesehen, die ich mieten kann und wurde an Roxanne Greely weitergereicht, eine Maklerin, die sich ausschließlich um die Stars kümmert. Sie hat mir einen reizenden Bungalow gezeigt. Blick aufs Meer. Ich werde Ihnen den Mietpreis nicht nennen, weil Sie mich dann umbringen würden. Aber ich unterschreibe den Mietvertrag ohnehin erst, wenn mein Vertrag unterzeichnet ist.
Damit bin ich beim Geld. Noch kann ich es kaum fassen. Man spricht von 33000 Dollar pro Folge und der Vertrag läuft über achtzehn. Doch der erste Scheck, den ich ausstelle, geht an Sie zur Begleichung Ihres Honorars. Ich danke Ihnen noch einmal, daß Sie so lange Geduld mit mir hatten und an mich geglaubt haben.
Einen Haken hat die Sache allerdings. Ich muß einen Vertrag mit Flanders Cosmetics als deren Repräsentantin unterschreiben. Mir widerstrebt die Vorstellung, für irgend etwas zu werben. Doch das muß ich, wenn ich die Rolle haben möchte. Außerdem soll ich dafür eine Viertelmillion Dollar erhalten! Brewster, Sie wissen ja, daß ich all das nur Ihnen verdanke. Nur Sie wissen, wer ich wirklich bin: eine dicke, unansehnliche alte Mary Jane Moran. Darum stehe ich tief in Ihrer Schuld und werde es immer bleiben.
Erstaunlich, was man mit Schönheit erreicht! Als hätte man übernatürliche Kräfte. Mein Aussehen läßt Schranken verschwinden, es zieht Menschen an. Mir ist, als könne ich fliegen. Es ist einfach wahnsinnig. Wie geht es Raoul? Ist die Rekonstruktion seiner Nase gelungen? Er hat so viele innere Gaben! Grüßen Sie ihn von mir, und richten Sie auch den anderen
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