Die schoenen Hyaenen
verzieh ihm die Hure nie. Doch wie hätte er damals auch vorhersehen können, daß sich eine Frau an die Spitze eines Filmstudios setzt?
Zwar würde Sy bei der Premiere von Crystal Plenums jüngstem Film erscheinen, den April produziert hatte. Doch er wußte sehr genau, daß er dabei in den hinteren Reihen unter dem Fußvolk sitzen würde. Dabei war er Crystals Agent, der mächtigste Mann hinter den Kulissen von ganz Hollywood. Leider besaß April nicht nur hinter, sondern auch vor den Kulissen Macht.
Sy war der Gnade seiner Talente ausgeliefert. Das gehörte nun einmal zum Los eines Agenten. Es ging Sy unheimlich auf den Geist, daß Marty, Sys Vertragspartner und genialer Regisseur, sich auf so eine alberne Fernsehserie einließ und obendrein von sich aus eines dieser Flittchen engagierte, ohne Sy auch nur zu Rate zu ziehen. Martys jüngste Entdeckung wurde bereits von diesem sterbenden alten Löwen Ara Sagarian vertreten, wie Sy erfahren hatte. Ara hatte deren Mutter unter Vertrag gehabt. Sy konnte dagegen nicht das geringste ausrichten. Er konnte sich nur unheimlich darüber ärgern.
Er griff nach dem Asthmaspray. Milton hatte ihm wenigstens die Blondine gebracht. Die hatten sie ja auch gut an die Leine genommen. Doch Marty hatte auch die andere Schauspielerin gefunden, die vom Melrose Theater. Die wollte Sy unbedingt unter Vertrag nehmen. Denn zwei von drei gab ihm die Mehrheit bei allen Diskussionen, sofern keine Einigkeit erzielt wurde, was er entschieden vorzog.
Mit Glicks Hinterwäldlerin war man bald handelseinig geworden. Von ihr erwartete Sy auch in Zukunft keine Schwierigkeiten. Unterzeichnen Sie hier, machen Sie das, gehen Sie dort rüber, lächeln bitte! Warum lief nicht alles so glatt?
Sys Autotelefon klingelte. Er zuckte zusammen, griff nach dem Hörer. Herrgott, nichts haßte er mehr als beim Autofahren zu telefonieren. Das machte ihn nervös und sein Asthma schlimmer.
Er meldete sich.
»Mr. Ortis, ich habe Michael McLain am Apparat«, sagte Sys Sekretärin. »Darf ich ihn durchstellen?«
»Ja.« Es klickte und quiekte in der Leitung. Fast hätte Sy seine Abfahrt verpaßt.
»Mr. Ortis? Hier spricht Michael McLain.«
»Was gibt's, alter Hurensohn?«
»Ich wollte mich nach Addison und dem Drehbuch erkundigen, das mir gut gefallen hat.«
Sy seufzte. Denn Rex Addison dachte gar nicht daran. Michael die Hauptrolle in seinem neuen Film zu geben. Rex war erst achtundzwanzig. Der hatte schon als Kind Filme mit Michael McLain gesehen. Für Rex war Michael ein alter Furz. Und dieser Quatsch, daß Michael darauf bestand, alle gefährlichen Szenen persönlich zu drehen und auf einen Stuntman zu verzichten, verfing bei manchen, nicht aber bei Rex. Der war zu ausgeschlafen für solche Mätzchen. Dem imponierte das nicht.
»Da kann ich Ihnen sicher was Besseres anbieten«, meinte Sy. »Das Drehbuch hat keinen Stil.«
»Den bekommt es durch mich.«
Nie im Leben, dachte Sy gehässig. »Hören Sie, Mike, ich habe da einen guten Krimi für Sie. Der ist schon eher was für Sie.«
»Und wer ist mein Partner?« fragte Michael mißtrauisch. »Ricky Dunn.«
Natürlich wußte Michael, wer Ricky Dunn war. Er hatte zwei sehr erfolgreiche Filme gedreht. Im People war er zu dem Mann mit dem meisten Sex-Appeal gewählt worden. Sy bremste gerade noch rechtzeitig, um einem alten Mann auszuweichen.
»Na und?«
»Michael, jeder Mensch erreicht eines Tages den Punkt in „einer Karriere, wo er sich auch anderen Dingen öffnen muß...«
»Dann muß wenigstens mein Name über dem Titel stehen.«
Sy wußte, daß sich das nicht durchsetzen ließ. Vielleicht wußte das sogar Michael. Obwohl man das bei diesen Burschen nie vorhersagen konnte. Deren Egos waren so aufgebläht, daß sie sich meist meilenweit von der Realität entfernten. Sy griff nach seinem Spray. »Nun hören Sie mir mal zu, Verehrtester. Warum wollen Sie unbedingt vor die Wand laufen?« Michael hatte in den vergangenen drei Jahren keinen einzigen Kassenschlager mehr gehabt. Er hätte froh und dankbar dafür sein sollen, eine solche Chance geboten zu bekommen. Sy mußte ihn einfach davon überzeugen. Gelang ihm das, fiel für ihn ein kleines Vermögen ab, denn er konnte quasi das ganze Paket verkaufen. Er vertrat nämlich auch Benson und das lausige Drehbuch.
»Michael«, versuchte Sy es noch einmal geduldig. »Das ist wirklich eine gute Sache. Robert Redford hat das Drehbuch auch sehen wollen.«
»Sie können mir doch nicht weismachen, daß es den
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