Die schoenen Hyaenen
Gäste lauerte. »Bringen Sie Mr. Sagarian ein Telefon.«
Lila sah zu, wie das Telefon eingestöpselt wurde. »Mir geht es nicht so sehr um das behutsame Vorgehen, sondern vielmehr darum, daß Sie mir Ihre Treue beweisen. Darum rufen Sie sie bitte jetzt an. Sie kennen ja ihre Nummer.«
Ara starrte Lila wie hypnotisiert an. Doch er nahm den Hörer und wählte die Nummer. Endlich gelang es ihm, sich von Lilas Gesicht loszureißen. Lila glaubte sogar, so etwas wie Scham in seinem Blick entdeckt zu haben. Lila lehnte sich zurück und hörte zu. Sie lächelte noch immer.
»Theresa bitte«, flüsterte Ara fast, und Lila sah im Geiste, wie Estrella der Puppenmutter das Telefon brachte. »Theresa, hier spricht Ara. Ich fürchte, ich habe keine sehr gute Nachricht für Sie.« Lila hörte sich Aras Teil der Unterhaltung an. Sie genoß sie wie eine köstliche Praline, wohlschmeckender als die berühmte weiße Schokolademousse, Spezialität der Polo Lounge.
Nachdem Ara den Anruf beendet hatte, beugte Lila sich über den Tisch und tätschelte seine gesunde Wange. »Nachdem das erledigt ist, sollten wir uns ein Dessert bestellen.«
15.
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Das Leben ist eine einzige Hetzjagd, dachte Sy Ortis in seinem Bentley Turbo R auf der Fahrt aus dem Canyon. Sy Ortis' Lebensphilosophie zufolge ließen die Menschen sich in folgende Kategorien einteilen: Rechtschaffene, Arschlöcher und Talente.
Die Rechtschaffenen bildeten die Mehrzahl. Sie rekrutierten sich aus den normalen Angestellten: Verkäufer, Versicherungsvertreter, IBM-Vertreter, Bedienungspersonal. Sie stellten das Heer der Konsumenten dar, die Ortis halfen, seinen Traum zu verwirklichen. Rechtschaffene verfolgten die Träume und Alpträume anderer auf der Filmleinwand oder dem Bildschirm und lebten dabei ihr kleines, langweiliges Leben, weil sie zu phantasielos waren, um vernünftige eigene Träume zu produzieren. In Hollywood sprach man auch von »Flyovers« und meinte damit die Menschenmassen zwischen Ost- und Westküste, über die die Maschine New York — L.A. hinwegflog.
Die Talente, das waren Ortis' Kunden. Menschen der Sonderklasse, die die Träume verkörperten, von denen die Rechtschaffenen in den Bann gezogen wurden. Leider gab es zu viele Rechtschaffene und zu wenig Talente. Nur die Talente mit ihren Verrücktheiten, ihren Visionen, ihren leicht exzentrischen Eigenheiten entlockten Ortis' Interesse. Er arbeitete mit den interessantesten Menschen der Welt zusammen. Autoren, die ihre großen Träume zu Papier brachten, bildschönen Schauspielerinnen, Produzenten und Regisseuren, die Autoren und Akteure zusammenführten und die Träume verwirklichten.
Zweifellos war der Umgang mit Talenten schwierig. Manchmal bauten sie Scheiße, weil sie auf Kokain abfuhren, manchmal gerieten sie in Schwierigkeiten mit der Steuer oder ihren Ehen. Doch sie waren schöpferisch tätig. Sy kannte sich damit aus, wie man Talente behandeln mußte. Mit den Rechtschaffenen hatte er praktisch überhaupt nichts zu tun.
Die Arschlöcher in der Mitte verursachten ihm die größten Schwierigkeiten. Das waren die, die sich für Talente hielten und sich an einem festklammerten, bis man sie zertreten und den Schuh wie von Hundescheiße gereinigt hatte. Sys größtes Problem bestand darin, die Arschlöcher loszuwerden, die er fälschlicherweise für Talente gehalten hatte. Noch heftiger litt er unter der Rachsucht jener Talente, die er nicht erkannt und darum wie Arschlöcher behandelt hatte.
Zur Zeit machte ihm dieser Morelli die Hölle heiß. Er gehörte definitiv zu den Arschlöchern. Er hatte eine Pilotsendung bekommen und geschmissen und wollte nun nicht lockerlassen. Warum kroch er nicht einfach wieder in das Loch zurück, aus dem er hervorgekrochen war? Mußte er Sy mit seinen Anrufen und seinen idiotischen Briefen zum Wahnsinn treiben? Mußte er ihm vor seinem Büro auflauern? Doch das war typisch für die Arschlöcher.
Natürlich stellte Morelli kein echtes Problem dar. Solange der Scheißer nicht mit einer Pistole auftauchte, konnte es Sy total egal sein, was er sagte oder dachte.
April Irons gehörte dagegen zu den ganz großen Talenten. Sie herrschte praktisch allein über die International Studios, eines der letzten großen Filmstudios. Sy mußte zu seiner Schande und seinem Kummer gestehen, daß er sie für ein Arschloch gehalten hatte. Er hatte April früher einmal, als man mit ihr noch problemlos ins Bett gehen konnte, bei einem Projekt von Marty DiGennaro übel mitgespielt. Das
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