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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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natürlich nicht. Aber wissen Sie, ich habe wirklich wenig Erfahrung im Umgang mit … diesen Dingen. Ich weiß nicht, woran man ernste Absichten erkennt und ob es überhaupt von mir erwartet wird, dass ich mich dafür interessiere. Ich meine, immerhin kann nicht viel passieren. Lena kann nicht ungewollt schwanger werden oder sonst was, wovor man früher selber Angst haben musste.« Sie maß mich wieder mit einem forschenden Blick. »Natürlich weiß ich nicht, ob Sie jemals Angst vor so was haben mussten …«
    »Ich habe die Pille genommen.«
    »Nun, mit dieser Antwort sind wir schon ein großes Stück weiter«, erwiderte sie und lachte plötzlich.
    Ich betrachtete die kleinen Fältchen, die sich dabei auf ihrer Nase bildeten. »Weil Sie jetzt wissen, dass ich mal mit Männern geschlafen habe?«
    Sie erschrak und ließ das Messer neben den Teller fallen. Das Geräusch ließ mich zusammenzucken. Ich war auch nicht unbedingt die Ruhe in Person.
    »Nein«, sagte sie, als sie das Messer wieder aufgenommen hatte. »Weil ich jetzt weiß, dass wir, Sie und ich, mal die gleichen Sorgen gekannt haben. Nur dass es bei mir anders ausging als offensichtlich bei Ihnen.«
    Ich starrte sie an.
    »Verstehen Sie mich bloß nicht falsch! Ich liebe sie wirklich. Aber ein Kind zu bekommen mit dreiundzwanzig …«
    »Viele Frauen bekommen in diesem Alter ihr erstes Baby.«
    »Es war zu früh. Für mich. Mir scheint, in unserer Familie gibt es eine Menge Spätentwickler. Sehen Sie doch Lena selber an. Können Sie sich vorstellen, dass sie in so wenigen Jahren schon für ein Baby sorgen sollte? Sie ist doch selber noch ein echter Kindskopf.« Wieder der kurze Blick, fast zu schnell, um ihn zu bemerken. »Aber das sehen Sie ja wohl etwas anders.«
    Ich zog es vor, zu dieser Feststellung lieber zu schweigen.
    Das Essen war einfach hervorragend, und ich sparte nicht mit Lob, das sie sehr freute, was mich wiederum zu immer neuen Lobpreisungen anfachte. Ich aß den Teller so leer, dass nicht mal eines der kleinen Salatblätter zurückblieb, die eigentlich wohl eher dem Dekor gedient hatten.
    Der Wein war wunderbar. Ich verstand nicht viel davon, aber er schmeckte perfekt zur Soße. Vielleicht hatte sie einen Schuss Wein hineingeschüttet?
    Alles war so liebevoll hergerichtet. Die Kerzen, die Köstlichkeiten, die leise Musik. Es musste toll sein, eine Tochter zu haben, für die man so etwas Hübsches machen konnte. Und es musste eine herbe Enttäuschung sein, wenn die Tochter das dann nicht zu schätzen wusste, sondern einfach wegblieb – wahrscheinlich beim Candlelight Dinner bei einer ihrer Liebsten …
    Grrr. Ich spürte ein Grollen meine Kehle heraufrollen. Doch ich kam nicht dazu, den Gedanken zu Ende zu denken.
    »Darf ich Sie noch etwas fragen?«, fragte Frau Rose und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. Sie hatte einen sehr schönen Mund, geschwungen und voll, den ich neben der hübschen Nase in meinen sowieso – aus Angst vor Entdeckung meiner Neugierde – flüchtigen Betrachtungen eher vernachlässigt hatte. Er sah sinnlich aus, aber ihm fehlte das kindliche Schmollen, das ich inzwischen von Lenas Lippen kannte. Nun, eigentlich konnte ich nicht behaupten, dass Angela Roses Mund etwas fehlte, denn er schien perfekt zu sein. Vielmehr war also an Lenas Mund etwas zu viel, überflüssig? Wie konnte ich so etwas denken?
    »Nur zu!« Ich prostete ihr noch einmal zu.
    »Was finden Sie eigentlich an meiner Tochter?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie wedelte mit der Hand und verfehlte dabei nur knapp ihr Weinglas.
    »Ach, kommen Sie, Sie wissen doch bestimmt, was ich meine. Ich kenne Sie erst ein paar Stunden, aber das reicht, um zu sehen, wer Sie sind: Sie sind eine erwachsene, reife Frau, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Sie sind sehr erfolgreich in Ihrem Beruf, Sie sind selbstständig, Sie sind … attraktiv …« Ich spürte, wie sich mein Gesicht mit einer leichten Röte überzog. Sie sah es und schaute weg.
    »Na, hören Sie«, sagte ich, um darüber hinwegzutäuschen, wie sehr sie mich in Verlegenheit gebracht hatte. »Das klingt ja ganz so, als hielten Sie Lena für eine minderwertige Ausgabe.«
    »Sie ist erst neunzehn. Sie ist so was wie ein grüner Apfel, wenn Sie verstehen, was ich meine. Was kann sie Ihnen bieten?«
    Wunderbar. Hier saß ich mit der Mutter der Frau, von der ich nun seit zig Nächten träumte, und die sagte nichts anderes als meine doofen Freundinnen.
    Ehe ich noch antworten konnte, erklang im Flur

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