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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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nichs erkennen.
    Frau Rose hantierte in der gemütlichen Wohnküche und deckte bereits den Tisch: für zwei!
    Ich wandte den Blick rasch wieder ab, als sie zu mir sah. Doch sie kam ein paar Schritte auf mich zu und blickte mich zögernd an, während sie sich die Hände an einem Geschirrtuch abwischte, dessen einen Zipfel sie sich in ihren Hosenbund gesteckt hatte.
    »Sie können nicht so im Flur herumstehen«, sagte sie ratlos, als sei ich ein Möbelstück, das sich nicht am rechten Platz befand. »Kommen Sie rein. Setzen Sie sich.« Sie war knapp, aber deutlich, das musste ich ihr lassen. Ich straffte meine Schultern, um größer und selbstbewusst auszusehen, und humpelte in die Küche. Vielleicht sollte ich froh sein, von ihr nicht in Lenas Zimmer geschickt worden zu sein? Sie bot mir einen Stuhl an, aber keinen Platz am Tisch.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Sehr gern. Wenn Sie etwas Wasser haben?!«
    Das Wasserglas wurde mir hingehalten, ohne dass ein weiteres Wort aus Frau Roses Mund fiel. Ich schaute sie an. Sie sah Lena geradezu verblüffend ähnlich. Nur dass ihre ebenfalls sehr schönen Augen hinter den langen schwarzen Wimpern grün waren. Das ergab einen sonderbaren Kontrast zu ihrem dunkelbraunen Haar, das sie mit längerem Deckhaar im Nacken kurz trug. Leider versuchte sie, ihre Augen kühl und unnahbar aussehen zu lassen, und so ganz verfehlte das nicht seine Wirkung. Also nahm ich das Glas, sagte brav »danke« und schlug ein Bein über das andere. Es war bereits Viertel nach acht.
    Angela Rose konnte schweigen. Es war keines dieser verächtlichen Schweigen, wenn man einander mit Nichtachtung straft und den anderen wie Luft behandelt. Nein, es war eher das Schweigen derer, die sich wohl nicht viel zu sagen haben und die lieber nichts sagen, als Unsinn zu reden, sich im Small Talk zu ergehen. Ihr Schweigen flößte mir Respekt ein, während sie Soßen rührte, mehrmals in den Ofen schaute, Temperaturen kontrollierte, die Nachspeise mit Rum verfeinerte, die zarten Glasschälchen dann im Kühlschrank kalt stellte und ständig auf die Uhr sah.
    Um halb neun drehte sie alle Knöpfe am Herd herunter und wandte sich abrupt zu mir um.
    »Mögen Sie Soufflé?«, überfiel sie mich mit ihrer unerwarteten Frage.
    »Ja, schon …«, murmelte ich, um Zeit zu gewinnen. Wenn ich mich nicht täuschte, würde mir gleich ein Abendessen angeboten, von dem ich nicht wusste, ob ich darauf nicht besser verzichten sollte.
    »Fünf Stunden!«, schoss es da aus ihr heraus. Ihre Augen, gerade noch kühl und distanziert, blitzten plötzlich. Sie riss sich das Geschirrtuch herunter und wischte sich energisch die Hände daran ab. »Fünf Stunden habe ich hier gestanden. Gemüse geputzt, Kräuter gewaschen und gehackt. Alles frisch, alles aus dem Bioanbau. Was anderes rührt die Dame ja nicht an. Sogar die Milch für den Käse: von glücklichen Kühen! Ha! Sie finden das komisch?« Ich fand es nicht komisch. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Stellvertretende Aggressionsadressatin zu sein, lag mir nicht. Ich war schließlich keine Therapeutin.
    »Nein, Sie können darüber auch nicht lachen!«, stellte sie ganz richtig nach einem forschendem Blick in mein Gesicht fest. »Wahrscheinlich würden Sie Ihre Mutter niemals sitzen lassen, wenn Sie selbst um so ein Mutter-Tochter-Abendessen gebeten hätten, oder?«
    »Niemals!«, bestätigte ich tapfer.
    »Das dachte ich mir. Wissen Sie, andere Mütter haben Töchter, denen etwas an solchen Dingen liegt. Man trifft sich nicht oft wirklich. Verstehen Sie? Ich meine, man wohnt in der gleichen Wohnung. Aber ich bin berufstätig, und abends ist sie oft weg. Wenn wir dann ausnahmsweise mal gemeinsam hier sind, haben wir auch nicht immer Lust dazu, über unsere Sorgen und Problemchen zu reden. Wie soll man denn noch etwas übereinander wissen, wenn man nicht hin und wieder solche Gelegenheiten wie diesen Abend beim Schopf ergreift?«
    Sie machte eine kurze Pause, und ich überlegte rasch, ob sie vielleicht erwarten würde, dass ich mich dazu äußerte. »Ich hasse es, von Gleichgültigkeit umgeben zu sein!«, fuhr sie aber schon in unverminderter Lautstärke fort. »Meine Mutter war gleichgültig gegen mich. Ich war nur ein lästiges Anhängsel, wissen Sie. Nichts weiter als ein Klotz am Bein. Sie wollte Model werden. Das konnte sie natürlich vergessen, als sie mich bekam. Und irrwitzigerweise wiederholt sich alles im Leben. Ich wurde schwanger, als es mit meiner Karriere richtig

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