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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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dir das zu sagen. Ich glaube, sie meint es ernst.«
    »Was weißt du denn schon davon?«, rutschte es mir raus, und im gleichen Moment sah ich ihrem Gesicht an, dass das taktlos gewesen war.
    »Klar«, brummte Frauke mit säuerlicher Miene. »Was weiß ich denn schon von euch Lesben?!«
    »Sorry«, sagte ich. »Aber es ist doch so. Wer weiß, was sie wieder im Schilde führt. Irgendwie fand ich ihren Besuch reichlich merkwürdig.« Und als ich es aussprach, fiel es mir plötzlich wie Schuppen aus den Haaren. Ich schlug triumphierend mit der flachen Hand auf den Küchentisch. Frauke, die noch verstockt vor sich hin starrte, zuckte zusammen.
    Ich war mit einem Mal so aufgeregt, dass ich trotz des ausgestandenen Schreckens jubelte: »Frauke, ich könnte dich küssen! Bloß gut, dass du sie reingelassen hast! Sie muss etwas damit zu tun haben! Muss sie einfach! Niemand außer uns kann etwas davon wissen, dass Frederikes Manuskript verschwunden ist. Aber sie weiß es!«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Dass sie hier aufgekreuzt ist, ist sozusagen ihr Alibi. Sie tut so, als hätte sie gar kein Problem damit, in Frederikes Buch aufzutauchen. Und schon fällt kein Verdacht auf sie. Dummerweise konnte sie es sich aber nicht verkneifen, uns allzu deutlich darauf hinzuweisen, dass sie nicht am Verschwinden des Manuskriptes interessiert ist. Was hat sie noch genau gesagt? ›Ich habe keinen Grund, mir zu wünschen, dass jemand der Veröffentlichung Steine in den Weg legt.‹ Hey, niemand, und ich betone niemand außer uns weiß, dass es jetzt, wo das Manuskript verschwunden ist, selbstverständlich Probleme mit der Veröffentlichung geben wird. Kein Manuskript, kein Roman. So einfach ist das. Aber Iris kann theoretisch ja gar nicht wissen, dass es weg ist. Verstehst du? Sie hat sich verraten!«
    »Meinst du wirklich?« Frauke verknotete unruhig ihre Finger miteinander.
    »Logo!« Ich war mit einem Male gar nicht mehr erschöpft, sondern voller Eifer. »Erinnerst du dich nicht mehr an den Sonntagnachmittag neulich? Wir hatten doch ausdrücklich beschlossen, dass keine von uns es weiterträgt, an niemanden! Es ist unter uns geblieben, nur wir wissen davon: Ellen, Jackie, Karolin und Frederike natürlich, Christine, ich und du. Und wir haben alle dichtgehalten. Schließlich wussten wir ja, was auf dem Spiel steht. Du musst dir die Lesbenszene als eine einzige riesige, brodelnde Gerüchteküche vorstellen. Wenn etwas dort den Umlauf macht, kannst du es nicht mehr aufhalten! Und genau das war ja unsere einzige Chance. Diese verdammten Klatschmäuler waren unsere einzige Möglichkeit, unserer Täterin auf die Spur zu kommen. Und genau das ist jetzt passiert! Diejenige muss bei irgendjemandem mit ihrer Tat geprotzt haben, und so kommt es automatisch bei uns an. Es sei denn, Iris hat es vielleicht sogar selber getan. Was meinst du? Bloß gut, inzwischen sind wir im Zurückverfolgen von Gerüchten alle ziemliche Spitzenklasse. Marlowe würde staunen, sag ich dir!« Ich lachte.
    Während ich erzählt hatte, war Frauke immer mehr in sich zusammengesunken.
    »Michelin«, sagte sie schließlich kleinlaut und sah mich über ihren Kaffeebecherrand hinweg an wie Maria Magdalena. »Ich muss dir was beichten.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    Frauke wand sich auf ihrem Stuhl hin und her. »Na ja, weißt du. Ich habe neulich, genauer gesagt vorgestern Abend, da habe ich gedacht, warum nicht, und habe Nancy angerufen …«
    Übermütig platzte ich laut heraus. »Aber Frauke! Das ist nicht dein Ernst! Du musst mir doch nicht beichten, wenn du eine neunzehnjährige Lesbe anrufst. Ich meine, du solltest wissen, dass ich die Erste bin, die Verständnis dafür aufbringen kann!«
    Sie zog eine Grimasse.
    »Bäh! Das ist doch gar nicht der Punkt. Es war ja auch völlig harmlos. Ich meine, sie weiß ja, dass Lothar und ich … Aber sie hatte mir doch ihre Telefonnummer gegeben, und ich wollte nicht unhöflich sein. Ich meine, ich weiß doch nicht, was so Sitte ist unter Frauen. Ich dachte, es sei eine Form von Freundlichkeit, sie zumindest mal kurz zurückzurufen. Aber dann wurde es doch etwas länger. Wir haben gequatscht und gequatscht und … ach, ich weiß schon gar nicht mehr, wie wir genau drauf gekommen sind. Es war irgend so ein Zufall, meine ich. Sie sagte etwas von … nein, es war anders. Wir sprachen über … oder war es doch …?«
    »Frauke«, unterbrach ich sie. »Was willst du mir eigentlich sagen?«
    Durch Fraukes Körper ging ein heftiger

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