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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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schlug ich vor. Ich hätte wetten könne, das würde sie freuen. Ihre Mutter.
    »Scherzkeks«, brummte Lena, sah aber schon etwas freundlicher drein. »Meinst du, es hilft, wenn ich sie besteche?«
    »Sieh es doch einfach als eine Art der Entschuldigung. Und das sollte sie auch so sehen. Wenn du ihr so sagst, dass es dir wegen neulich leid tut, kann sie bestimmt nicht widerstehen.«
    Lena strahlte mich an.
    »Du hast immer so nette Ideen«, sagte sie erfreut. »Scheint so, als könntest du dich wirklich in jeden hineinversetzen.«
    Zum ersten Mal sagte sie so etwas zu mir. Etwas, das mir zeigte, dass sie sehr genau registrierte, was ich tat oder sagte, dass sie mochte, was sie da sah und hörte.
    Und zum ersten Mal sah ich sie in abgewetzten Alltags-jeans, nicht schickimicki rausgeputzt für eine Unternehmung am Abend. Es war eine von diesen superweichen verwaschenen Hosen, die so aussehen, als könne man sie vom Körper streicheln. Ich liebte sie in Jeans.
    »Tja, was soll ich darauf sagen«, erwiderte ich, betont bescheiden. »Du wirst wohl recht haben damit.«
    Wir lächelten uns vielsagend an. Leider war mir nicht ganz klar, was genau sie mir mit ihrem Lächeln sagen wollte.
    »Ist dir die Wohnung, von der du gesprochen hast, denn schon sicher?«, erkundigte ich mich.
    »Zum nächsten Ersten.« Lenas Gesicht leuchtete bei diesem Gedanken auf wie eine Glühbirne. »Eine echte Blitzaktion. Eigentlich gar nicht meine Art, aber es wird einfach Zeit. Und es ist eine total schöne Wohnung. Nicht so groß wie deine, aber es reicht für mich. Zwei Zimmer, eine kleine Küche und ein kuscheliger Balkon zum Innenhof, sehr gemütlich.« Sie sah sich aufmerksam um. »Womit hast du die Wände tapeziert. Sieht cool aus.«
    »Keine Tapete«, erklärte ich. »Einfach nur Wand. Tapeten runter. Ein bisschen Grundierung. Und schon kannst du drauflospinseln.«
    Lena legte die Hand an die Wand hinter dem Sessel.
    »Ich dachte immer, so eine kahle Wand muss kühl und abschreckend wirken. Aber das hier gefällt mir total gut. Da wird einem regelrecht warm.« Sie seufzte. »Ich hab keine Ahnung von so was. Als Architekturstudentin eigentlich ein Unding, oder?«
    Das war meine Gelegenheit! »Ich helf dir gern!«
    »Ehrlich? Würdest du?«
    »Logisch. Wenn ich’s doch sage.«
    Ihre Augen und … oh, ihr Mund. Was konnte wunderbarer sein, als gemeinsam eine Wohnung zu streichen? Wir würden in Orange und Gelb schwelgen, uns mit dunklem Bourdeauxrot übergießen. Farben würden tanzen. Vielleicht wir ja auch.
    »Das ist super nett von dir. Du bist …« Lena sah mich an und brach ab. Verlegen betrachtete sie erneut den Anstrich. »Hast du die anderen Räume auch so gestrichen?« Oh, endlich wusste ich, warum ich mir damals mit der Renovierung so viel Mühe gemacht hatte!
    »Komm, ich zeig sie dir.«
    Da schellte es erneut.
    »Das wird Jackie sein«, sagte ich und ging zur Tür. Manchmal stellte ich mir einfach selbst ein Beinchen. Hätte ich Jackie vorhin nicht angerufen, stände mir jetzt womöglich der erste sehr persönliche Abend mit Lena bevor. Ich blieb an der Tür stehen, um meine Freundin auf den bereits anwesenden Besuch vorzubereiten und eine kurze Ermahnung zu tadellosem Benehmen anzubringen. Die konnte bei Jackie hin und wieder durchaus angebracht sein, denn sie ließ sich gern zu unkontrollierten Quiekern, Hüpfern oder Gekicher hinreißen, wenn eine überraschende Situation ihr zu viel Selbstbeherrschung abverlangte. Als ich Schritte von zwei Personen im Hausflur hörte, staunte ich nicht schlecht. Hinter Jackie erschien Ellens pastellfarbene Gestalt auf der Treppe.
    »Ich hab Ellen auf der Straße aufgelesen«, erklärte Jackie, und ihre dunkle Haut überzog sich mit einer selten auftretenden leichten Rötung. Die beiden sahen gar nicht so genervt aus wie sonst, wenn sie ungefiltert aufeinanderstießen.
    »Ich stör doch nicht?«, stellte Ellen die rhetorische Frage, die selbstverständlich mit einem überzeugenden Kopfschütteln beantwortet werden musste.
    Ich tat, was getan werden musste, flüsterte den beiden jedoch dabei zu: »Bitte keine dummen Kommentare, wenn ihr reinkommt. Lena ist da.«
    Mehr Erklärung war leider nicht drin. Ich wollte nicht, dass Lena unser Gewisper bis ins Wohnzimmer hören würde.
    Jackie kicherte ein bisschen, bekam allerdings von Ellen einen scharfen Stoß in die Rippen zur Ernüchterung. Ich erwartete schon halb, dass Jackie deswegen einen Zank anfangen würde, doch sie sah Ellen nur

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