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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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neuen Bücher über ferne Länder zu zeigen. Und er? Hat sie vielleicht rumliegen sehen, fragte aber nicht. Er war müde von der Arbeit, abgekämpft für uns. Dankbarkeit wirkt sich da wohl nicht gerade als Aphrodisiakum aus. Natürlich schwindet die Erotik, wenn man so lange nebeneinanderher lebt und sich gegenseitig bei neuen Impulsen behindert.«
    ›Eine echte Biedermeier-Ehe‹, dachte ich. ›Und sie versucht, es sachlich zu betrachten. Dabei wird sie gelitten haben. Jahrelang gelitten. Was für ein Leben!‹
    »Vor einem Jahr, im April, hatten wir eine Party geplant. Ich traf eine Bekannte beim Einkaufen, die sich sehr für die Einladung bedankte und dann fragte, wer denn noch alles erwartet würde. Ich zählte auf. ›Die Inge Schmoll nicht?‹, fragte sie. ›Ach, nein‹, sagte ich. ›Man muss ja nicht Volkers Mitarbeiterinnen zu jedem Popanz einladen.‹ Sie schaute kariert und meinte: ›Ich dachte nur, wo Volker doch hin und wieder mit ihr essen geht ins La Cavernetta . Letzte Woche hat Bärbel die beiden noch da getroffen.‹ Und dann ging sie weg und ließ mich am Boden liegen. Ich wusste sofort, was das bedeutete. Alles war mir sofort klar.«
    »Aber er hat es geleugnet?«
    Sie sah mich an, als grenze es an ein Wunder, dass ich das erraten hatte.
    »›Hirngespinste! Übertriebene Eifersüchteleien! Hysterische Reaktion!‹ Was ich mir alles anhören musste. Aber als er das nächste Mal eine wichtige Abendveranstaltung hatte, bin ich schnurstracks ins La Cavernetta gefahren und habe da auf sie gewartet. Ich muss sagen, die Überraschung ist mir gelungen.«
    Ich konnte es mir einfach nicht verdrücken: »Wie dumm von ihm, noch einmal dahin zu gehen. Er hätte doch gewarnt sein müssen.«
    Sie verzog grimmig den Mund. »Er war sich viel zu sicher.« Doch dann lachte sie plötzlich, und darin lag nicht halb so viel Bitterkeit, wie ich jetzt erwartete hätte. »Weißt du, das Verrückte war, als ich sie da so zusammen Arm in Arm hereinkommen sah, dachte ich: ›Muss es ausgerechnet eine Sekretärin sein?‹ Ich meine, wenn es schon irgendeine Sekretärin sein musste, dann hätte er auch genauso gut mich nehmen können. Ich bin auch gut in meinem Job. Ich weiß, das klingt jetzt absurd, aber das war es, was ich dachte.«
    »Ich finde es gar nicht absurd«, erwiderte ich. »Ich frage mich nur: Wenn es für dich schon unbedingt ein Abteilungsleiter sein musste, warum dann nicht deine nette Chefin?«
    Angela warf den Kopf in den Nacken. Ihr Lachen war befreit von der Bedrückung, die gerade noch von ihr Besitz ergreifen wollte. In ihrem Gesicht blitzte etwas überraschend Übermütiges.
    »Mir ist aufgefallen, dass du großartig darin bist, die richtigen Fragen zu stellen«, lobte sie mich.
    »Nur an deinen Antworten müssen wir noch etwas feilen«, antwortete ich ungerührt.
    »Was gefällt dir an meinen Antworten nicht?« Es gefiel mir, dass sie nachhakte und wissen wollte. Sie wollte meine Gedanken wissen. Sie waren ihr wichtig.
    »Manchmal habe ich den Eindruck, sie entspringen einem Leben auf einem asphaltierten Weg«, sagte ich vorsichtig. »Hast du schon gemerkt, dass du ihn verlassen hast?«
    »Du meinst, ich bin nicht ehrlich gegen mich selber?«
    Ich wackelte mit dem Kopf, was sie als Nicken hätte auffassen können, wenn sie dazu bereit war.
    Sie setzte sich auf der etwas ungemütlichen Unterlage einer einfachen Wolldecke auf Ufersteinen zurecht.
    »Versuchen wir es noch mal!«, schlug sie mit gestrafften Schultern vor, gewappnet gegen jeden noch so starken Angriff. »Frag mich etwas!«
    »Warum seid ihr dann so lange zusammengeblieben?«, sagte ich, ohne zu zögern.
    Angelas Blick irrte weit über den See ans andere Ufer und dort hinein in den Wald, als hoffe sie, dort eine Antwort entdecken zu können.
    »Weil Liebe nicht so einfach zu messen ist. Wann liebt man noch genug? Wann ist die Grenze überschritten, hinter der die Reste der Liebe eher weh tun als gut?«
    Mein Herz zog sich zusammen. Diese Antwort war so ehrlich, dass ihr Schmerz mich frontal berührte und in mich hineintauchte. Diese Antwort galt gewiss für viele Lieben, bestehende und vergangene. »Egal, ob ein Mann oder eine Frau, egal ob vier Jahre oder zwanzig«, sagte ich. »Die Fragen, die wir uns irgendwann stellen, sind offensichtlich immer die gleichen.«
    »Warum kann Lena nicht ein klein wenig mehr wie du sein?«, fragte Angela, ohne mich anzusehen. »Sie bringt so wenig Verständnis auf für die Trennung.«
    Ein ungutes

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