Die Schönen und Verdammten
zog eine höfliche Grimasse.
»Ich Ihnen zeigen«, rief er begeistert. »Ich sagen…«
»Baust du eine Hundehütte?«
»Nein, Sir.« Wieder grinste Tana. »Machen Schleibmaschine.«
»Eine Schreibmaschine?«
»Ja, Sir. Ich denken, oh, ganze Zeit denken, liegen in Bett, denken an Schleibmaschine.«
»Dann hast du dir also gedacht, du baust einfach eine, was?«
[284] »Walten. Ich sagen.«
Anthony lehnte, ein Sandwich kauend, lässig an der Spüle. Tana machte mehrere Male den Mund auf und zu, als wolle er seine Aktionsfähigkeit erproben.
Dann plötzlich begann er: »Ich denken – Schleibmaschine – hat, oh, viel, viel, viel, viel Ding. Oh, viel, viel, viel, viel.«
»Viele Tasten. Verstehe.«
»Nein? Ja – Taste! Viele, viele, viele, viele Buchstaben. So wie a-b-c.«
»Ja, das stimmt.«
»Walten. Ich sagen.« In einer ungeheuren Anstrengung, sich verständlich zu machen, verzog er das Gesicht. »Ich gedenkt – viele Wöltel – gleich enden. Wie e-n.«
»Und ob! Ein ganzer Haufen.«
»So – ich machen – Schleibmaschine – schnell. Nicht so viele Buchstaben…«
»Das ist eine großartige Idee, Tana. Zeitsparend. Du wirst ein Vermögen machen. Man drückt eine Taste und tippt e-n. Hoffentlich kriegst du’s hin.«
Tana lachte geringschätzig.
»Walten. Ich sagen…«
»Wo ist Mrs. Patch?«
»Ausgehen. Walten, ich sagen…« Wieder verzog er das Gesicht, um in Aktion zu treten. » Meine Schleibmaschine…«
»Wo ist sie?«
»Hiel – ich machen.« Er deutete auf den Ramsch, der auf dem Tisch herumlag.
»Ich meine Mrs. Patch.«
[285] »Sie ausgehen.« Tana beruhigte ihn: »Sie zulücksein fünf Uhl, sie sagen.«
»Ist sie im Dorf?«
»Nein. Ist gegeht vor Mittagessen. Sie geht Ml. Bloeckman.«
Anthony zuckte zusammen.
»Sie ist mit Mr. Bloeckman ausgegangen?«
»Sie zulücksein fünf.«
Ohne ein weiteres Wort ging Anthony aus der Küche, verfolgt von Tanas untröstlichem »Ich sagen«. Bei Gott, also das war Glorias Vorstellung von Abwechslung! Er hatte die Fäuste geballt; binnen kurzem steigerte er sich zu höchster Empörung. Er ging zur Tür und sah hinaus; kein Auto weit und breit, dabei zeigte seine Uhr bereits vier Minuten vor fünf. In grimmer Hast stürmte er zum Ende des Gartenwegs – auf der Straße war bis zur anderthalb Kilometer entfernten Kurve kein Auto zu sehen – außer – nein, es war die alte Karre eines Farmers. Dann, im würdelosen Versuch, seine Würde zurückzugewinnen, flüchtete er sich ebenso rasch, wie er hinausgestürzt war, wieder in den Schutz des Hauses.
Er lief im Wohnzimmer auf und ab und begann eine wütende Gardinenpredigt einzuüben, die er ihr halten würde, wenn sie hereinkäme…
»Das also ist Liebe!«, würde er beginnen – oder nein, das klang zu sehr wie die volkstümliche Redewendung »Das also ist Paris!«. Er musste würdevoll, gekränkt, bekümmert auftreten. Wie auch immer – »Das also treibst du, wenn ich geschäftlich nach New York fahren muss und den ganzen Tag in der heißen Stadt herumtrotte. Kein Wunder, dass ich [286] nicht schreiben kann! Kein Wunder, dass ich es nicht wage, dich aus den Augen zu lassen!« Er blühte auf und erwärmte sich für sein Thema. »Ich sage dir«, fuhr er fort, »ich sage dir…« Er hielt inne, da er in seinen Worten einen vertrauten Klang entdeckte – und merkte dann, es war Tanas »Ich sagen«.
Aber Anthony konnte weder lachen, noch kam er sich lächerlich vor. In seiner rasenden Phantasie war es bereits sechs – sieben – acht, und nie mehr würde sie kommen! Bloeckman, der gesehen hatte, wie gelangweilt und unglücklich sie war, hatte sie überredet, mit ihm nach Kalifornien zu gehen…
Vor dem Haus erhob sich ein heftiger Tumult, ein fröhliches »Juhu, Anthony!«. Zitternd stand er auf und war halbwegs froh, sie den Gartenweg heraufflattern zu sehen. Bloeckman folgte ihr, die Mütze in der Hand.
»Liebster!«, rief sie. »Wir haben die schönste Spritztour gemacht – durch den ganzen Staat New York.«
»Ich muss mich langsam auf den Heimweg machen«, sagte Bloeckman. »Wünschte, Sie wären beide hier gewesen, als ich vorbeigeschaut habe.«
»Bedaure, nicht hier gewesen zu sein«, antwortete Anthony trocken.
Als er abgefahren war, zögerte Anthony. Die Angst war aus seinem Herzen gewichen, doch hatte er das Gefühl, moralisch sei ein Protest angebracht. Gloria befreite ihn aus seiner Unsicherheit.
»Ich wusste, du hättest nichts dagegen. Er kam kurz vor dem Mittagessen und
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