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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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sich mit Logik allein nicht begründen lässt, und manchmal sind Menschen wie wir besonders empfänglich für so etwas. Es liegt uns im Blut, zu sehen, was möglich ist. Ich kenne Menschen, die an nichts glauben, und weißt du was? So möchte ich nicht sein. Das sind unglaublich missmutige, verbitterte, humorlose Menschen. Wenn die Chancen tausend zu eins stehen, dass ich mit diesem Tee abnehme, dann versuche ich es. Beim Lotto stehen die Chancen schlechter, und teurer ist es auch. Außerdem mag ich Tee.«
    Als Beweis trinkt sie den letzten Schluck, wäscht die Tasse aus und stellt sie neben die Spüle. Ich gehe in mein Zimmer, hänge den Morgenmantel auf einem Bügel an den Schrank und lege mich ins Bett. Im Halbdunkel könnte der Morgenmantel auch Ruby sein, die schwebend über mir wacht.

I ch lehne auf dem Langzeitparkplatz am Wilsons-Promontory-Nationalpark an meinem unscheinbaren geliehenen Toyota und kann kaum die Augen offen halten. Es ist Freitagmittag, seit Montagabend habe ich etwa fünfzehn Stunden geschlafen. Heute Morgen bin ich noch im Dunkeln aufgebrochen und stundenlang hierher gefahren. Ich war schon beim Ranger, habe die entsprechenden Formulare ausgefüllt, ihm für die Campingerlaubnis die Daten von Dr. Ella Canfield gegeben und einen falschen Kontakt für den Notfall genannt, falls einer von uns von einer Klippe fällt. Das ist vorgeschrieben für jeden, der über Nacht im Park bleibt, und war nicht weiter schwierig. In meiner Rolle als Ella bin ich so sicher, dass ich bei dem Papierkram nicht einmal überlegen musste.
    Ich trage eine lange Khakihose, der ich mit Erde und Olivenöl ein paar Flecken verpasst habe, und ein weißes  T -Shirt eine Nummer zu klein, das Greta ausgesucht hat. Ein langärmliges Hemd schützt meine Arme vor der Sonne. Dazu trage ich eine Baseballkappe und dicke Socken. Und natürlich meine Brille, mit der ich gar nicht erst angefangen hätte, wenn ich gewusst hätte, dass sich die Sache zu einer langen Nummer entwickelt. Die schweren Wanderstiefel habe ich gestern Abend kurz vor Ladenschluss gekauft und gegen Mitternacht mit Erde vollgeschmiert und mit Steinen von der Auffahrt zerkratzt. Die Kleidung ist komplett neu. Irgendwie habe ich mir immer vorgestellt, meinen allergrößten Coup würde ich im Ballsaal vom Ritz durchziehen, in einem saphirblauen Abendkleid aus gecrashtem Samt und mit einem europäischen Adligen, der aussieht wie Cary Grant. Diese Wanderklamotten wandern hinterher direkt zur Heilsarmee. Ich habe einen Rucksack für mich und einen für Daniel, beide ebenfalls neu und eingedreckt.
    Als ich gerade denke, dass er nicht mehr kommt, biegt sein BMW auf den Parkplatz und hält neben mir. Er steigt aus und rekelt sich wie eine Katze, streckt die Arme über den Kopf, dass sich die Trizepse gegen die Ohren drücken. Er könnte dem Katalog eines Outdoorladens entsprungen sein.
    Â»Und, bekomme ich nachher ein Verdienstabzeichen?«, fragt er.
    Â»Ein paar Verdienstblasen«, antworte ich. »Wir müssen zehn Kilometer laufen, mit Steigung und vollem Gepäck. Sind Sie sicher, dass Sie das schaffen? Ich kann Sie nicht zurücktragen, wenn Sie genug haben.«
    Eine ziemlich alberne Bemerkung. Er dürfte anderthalbmal so viel wie ich wiegen und sieht aus wie ein Profisportler.
    Â»Das wird wohl nicht nötig sein«, sagt er. »Aber ich würde gerne sehen, wie Sie das anstellen wollen.«
    Bevor ich meinen Rucksack umschnalle, muss ich ihm seinen anpassen. Ich habe ihn so vollgepackt, wie ich konnte, mit dem größeren Zelt und Schlafsack und mehr als der Hälfte des Essens, weil ich mir natürlich eigentlich um meine eigene Kondition Sorgen mache. Daniel hat eine kleine Tasche mit Kleidung und persönlichen Dingen dabei, die problemlos auf seinen Rucksack passt. Nachdem er sich das Gepäck über die Schultern geschwungen hat, als wäre es federleicht, muss ich die Träger einstellen, damit das Gewicht von dem Gestell und nicht von seinem Rücken getragen wird. Ich bin so damit beschäftigt, an welchen Riemen ich ziehen muss und wo der Rucksack sitzen soll, dass ich, ohne es recht mitzubekommen, plötzlich vor Daniel Metcalf stehe, der die Arme gehoben hat, und um ihn herum nach den Riemen an seinem Rücken greife.
    Ich achte nur auf den Rucksack und konzentriere mich. Am wichtigsten, noch wichtiger als Können, sind

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