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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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antiken Ohrringen von Anfang an eine Falle. Vielleicht hat ihn jemand nach der letzten Nummer verpfiffen, jedenfalls waren die Kunden verdeckte Ermittler. Wie es aussieht, sind sie ihm hierher gefolgt. Wahrscheinlich haben sie ihn die ganze Zeit überwacht, und er hat nichts gemerkt.«
    Seine glanzvolle Karriere, seine vielen Abenteuer. Unser Anführer, mein Vorbild. Dass er auf so schmähliche Weise untergehen muss. Verhaftet. Ich blicke zu Boden, auf meine nackten Füße. Mir ist, als müsste ich mich wieder übergeben.
    Â»Er kommt ins Gefängnis«, sage ich und stelle ihn mir in einem kleinen, dunklen Raum vor, ganz allein: graue Uniform, Zementboden, in der Ecke eine stählerne Kloschüssel.
    Â»Und das ist noch nicht das Schlimmste«, sagt Sam. »Jetzt ist er im System. Sie wissen, wo er wohnt und was er macht. Er ist kein Geist mehr. Und Ruby ist im Haus bei den Bullen. Irgendwie haben sie sie auch geschnappt.«
    Â»Oder sie wollte bei ihm bleiben«, sage ich.
    Â»Er hat ziemlich viel Zeit geschunden, als sie geklopft haben. Bei seinem Alter kommt er damit durch. Dann hat er ewig gebraucht, um die Schlösser zu öffnen, deshalb bin ich ziemlich sicher, dass sonst niemand im Haus ist. Vielleicht sind Syd und Ava hinter der falschen Wand im unteren Badezimmer und warten, bis die Polizei verschwunden ist. Julius konnte offenbar abhauen. Immerhin. Greta ist gestern Abend gar nicht nach Hause gekommen, und ich habe ihr eine SMS geschickt, dass sie bleiben soll, wo sie ist. Schade um Ruby. Ihre Karriere dürfte damit gelaufen sein.« Sam neigt den Kopf und reibt sich über den Nacken. So traurig habe ich ihn nicht mehr gesehen, seit wir Kinder waren. »Wir haben nur noch auf dich gewartet«, sagt er. »Jetzt hauen wir ab.«
    Ich stehe vor dem Haus meiner Familie, in einem zerrissenen Abendkleid mit zerschnittenen, blutigen nackten Füßen. Ich habe weder geschlafen noch gegessen, und meine Haut trägt noch die Spuren von Daniel, der mich nie mehr berühren wird. Und jetzt wurde mein Vater verhaftet. Noch schlimmer kann mein Leben nicht werden.
    Â»Wenigstens hast du den Scheck von Metcalf«, sagt Sam.
    Â»Scheck?«, frage ich. Dann erinnere ich mich. Er ist auf dem Beifahrersitz des Autos in der Handtasche, in die ich ihn vor einer Million Jahren gesteckt habe.
    Â»Della?«, fragt Beau. »Alles in Ordnung, Della?«
    Â»Was ist bei ihm passiert, Della? Hast du sein Arbeitszimmer durchsucht? Du hast den Scheck doch, oder? Hast du ihn?«
    Â»Es war ein Reinfall«, erzähle ich. »Er hat uns von Anfang an durchschaut.«
    Â»Das kann doch nicht sein«, sagt Sam.
    Â»Von Anfang an.« Ich muss lachen. Unpassend, beinahe hysterisch. »Ob ihr es glaubt oder nicht, er ist Wissenschaftler. Er ist selbst Evolutionsbiologe. Er hat uns die ganze Zeit etwas vorgemacht.«
    Beau stößt einen langen, leisen Pfiff aus. »Heutzutage kann man doch keinem mehr trauen.«
    Â»Also«, sagt Sam und mustert mich und mein zerknautschtes Kleid noch einmal von oben bis unten. Er streift mir einen Ärmel von der nackten Schulter, dann zieht er ihn langsam wieder hoch. Er streicht mir das Haar hinters Ohr. »Was hast du gemacht, Della?«
    Es würde nichts bringen, es zu erklären. Ich verstehe es ja selbst nicht. Also antworte ich nicht.
    Â»Heißt das, du hast den Scheck nicht? Du warst die halbe Nacht bei ihm, kommst ohne BH und ohne Schuhe nach Hause und hast den Scheck nicht?«
    Ich drücke mir eine Hand vor den Mund.
    Â»Hast du ihn oder nicht?«, fragt er.
    Â»Er ist in meiner Handtasche.«
    Â»Er lässt ihn bestimmt sperren«, sagt Beau. »Wenn er uns von Anfang an durchschaut hat, lässt er ihn sperren. Auch wenn er ein Kunde ist, ist er nicht dumm.«
    Â»Er ist kein Kunde«, widerspreche ich. »War er nie.«
    Â»Warum hat er dir den Scheck gegeben, wenn er ihn sperren lassen will?«, fragt Sam.
    Â»Keine Ahnung. Er hat ihn mir gegeben, mehr weiß ich nicht.«
    Â»Della.« Sam packt mich bei den Schultern und schüttelt mich leicht. »Denk nach. Mein Gott, das ist wichtig. Wir sind dabei, alles zu verlieren, sogar Dad. Warum hat er dir den Scheck gegeben?«
    Â»Ich weiß es nicht«, wiederhole ich.
    Â»Du lügst.« Er lässt mich los und stößt mich weg.
    Â»Wahrscheinlich irgendein krankes Spiel«, sagt Beau. »Sobald die Bank öffnet, ruft er an und

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