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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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hängen dicht gedrängt lauter kleine Bilder. Sie sind nur fünfzehn mal dreißig Zentimeter groß, aber es sind viele, und alle sind gleich gerahmt. Als ich die Augen leicht zusammenkneife, erkenne ich, dass es Schwarz-Weiß-Fotos sind, lauter Naturaufnahmen. Meere und Felsen und Bäume, Kunst, wie sie im Schlafzimmer eines Naturliebhabers hängen würde.
    Weil meine Unterwäsche irgendwo unter den zerknüllten Laken steckt und mein Kleid immer noch auf der Treppe liegt, taste ich auf dem Boden nach seinem T -Shirt und ziehe es an. Es schmiegt sich weich an meine Haut und fühlt sich warm an, obwohl er es schon vor Stunden ausgezogen hat. Erst dann bemerke ich Daniel, der im Dunkeln am anderen Ende des Zimmers auf der Fensterbank sitzt. Er trägt nur seine Trainingshose. Er sitzt einfach da und beobachtet mich.
    Â»Ich bin aufgestanden, um nachzusehen, ob ich die Haustür abgeschlossen habe«, sagt er. »Dann habe ich mein Scheckbuch in mein Arbeitszimmer gebracht.«
    Ich betrachte meine Hände, die flach auf dem Laken liegen. Ein Nagel ist abgebrochen.
    Â»Die Tür war nicht abgeschlossen«, sagt er. »Was seltsam ist. Ich schließe das Arbeitszimmer immer ab. Der Kerl von Telstra. Der Arbeiter, der meine Auffahrt aufreißen wollte. Wer war das?«
    Ich stehe auf und sehe ihn an. »Mein Bruder.« Meine Hände finden sich hinter meinem Rücken, und ich stelle mich etwas breitbeiniger auf.
    Daniel fährt sich mit einer Hand über das Kinn. »Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe und dir im Flur die Brille heruntergefallen ist«, sagt er, als hätte ich ihm eine Frage gestellt. »Sie lag direkt vor meinem Fuß. Durch die Gläser konnte ich das Muster im Teppich ganz klar sehen. Als ich sie aufgehoben habe, war nichts verzerrt, so wie sonst, wenn man durch Brillen sieht. Die Gläser waren dick, aber nicht geschliffen. Also habe ich mich gefragt, warum eine so angesehene Wissenschaftlerin eine Brille mit Fensterglas trägt.«
    Diese Brille. Ich blinzle.
    Â»Dann habe ich ein paar Erkundigungen eingeholt«, erzählt er. »Du hast gesagt, du hättest in Harvard studiert. Aber dann hätte ich von dir gehört. Du bist nicht die Einzige mit Kontakten. Ich wusste es von Anfang an. Zuerst war es wie ein Rätsel, das ich lösen wollte. Ich wollte herausfinden, was du vorhast. So hat es angefangen.« Er verschränkt die Arme.
    Wir stehen uns gegenüber, zerzaust vom Schlaf, mit den Spuren des anderen auf der Haut. Barfuß. Ich in seinem T -Shirt. Ich mache ein paar Schritte nach links auf die Tür zu. Mit einer Hand fahre ich über die Wand, um gelassen zu wirken, die andere balle ich zu einer Faust, damit sie aufhört zu zittern. Daniel geht nach rechts, zum Fußende des Bettes. Wir bewegen uns wie in einem Tanz. In einem langsamen Walzer ohne Musik.
    Â»Danach hast du dir keine Fehler mehr geleistet«, sagt er. »Alles war gut, der wissenschaftliche Teil, die ganze Theorie. Ach, eine Sache. Du hast einen Zahn aufgehoben, ohne Handschuhe zu tragen. Du wusstest nicht, was für ein Zahn es war. Er war noch nicht bestimmt, und so hättest du die Probe verunreinigt. Zähne sind die beste Quelle für DNA , aber man darf sie nicht mit den Händen berühren. Du hättest jeden Laien täuschen können. Aber es war zu spät, ich hatte schon einen Verdacht. Und ich habe mich ein wenig umgehört. Ich habe alles herausgefunden, was ich wissen musste.« Er kommt näher und sieht mich an. Er ist größer und stärker als ich. Wenn er mich packt und zu Boden drückt, kann er mich festhalten, bis die Polizei kommt. Ich säße in der Falle.
    Â»Das Warum weiß ich: des Geldes wegen. Das Wie ist schon schwieriger. Das war doch eine ziemliche Aktion. Du hast dich sogar in der Uni mit mir getroffen. Nicht zu vergessen Glenda und Joshua. Das kannst du nicht allein durchgezogen haben.«
    Er kommt noch einen Schritt auf mich zu. »Du heißt Della.« Das ist eine Feststellung, keine Frage. »So hat Timmy dich auf dem Zeltplatz genannt. Della.«
    Mit erhobenen Händen, die Handflächen zu mir gedreht, kommt er langsam näher, als wollte er ein scheues Tier einfangen. Ich schwinge plötzlich den Arm zur Seite und werfe die Leselampe um. Sie ist schwer, im Fallen reißt sie den Stecker aus der Wand. Daniel springt instinktiv zurück, um nicht getroffen zu werden. Es wird

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