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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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dunkel im Zimmer. Ich laufe zur Tür. Ich knalle sie hinter mir zu und schließe mit dem Schlüssel ab, der immer noch von außen steckt. In letzter Sekunde: Daniel hat die Tür erreicht und drückt die Klinke nach unten. Er schaltet das Licht an, es strömt unter der Tür hervor. Jetzt steht er an der Tür und hämmert mit der Faust dagegen. Dann folgt ein lauteres, dumpferes Krachen. Er will sie mit der Schulter aufbrechen.
    Â»Ella!« Ich höre ihn rufen, als ich die Treppe hinunterlaufe. »Um Himmels willen, Ella, mach das nicht.«
    Auf der Treppe ziehe ich sein T -Shirt aus. Ich ertrage es nicht länger auf meiner Haut. Es verbrennt mich. Einen Moment lang bleibe ich nackt stehen, ich zittere, obwohl es nicht kalt ist. Ich ziehe mein Kleid an, kann den Reißverschluss aber nur zur Hälfte hochziehen. Sein T -Shirt lasse ich dort fallen, wo mein Kleid lag. Auf die Schuhe und die Unterwäsche kann ich verzichten. Meine Handtasche mit den Autoschlüsseln liegt noch am selben Platz. Ich klemme sie mir unter den Arm. Beim Anziehen habe ich ihn noch deutlich gehört, aber als ich jetzt zur Tür laufe, klingen seine Rufe gedämpfter. »Bitte nicht, Ella. Tu das nicht. Hör mir doch zu. Bitte.«
    Ich lasse die Haustür offen und renne. Mein einziger Gedanke ist, von ihm wegzukommen, zum Auto, in die Cumberland Street, wo ich sicher bin, und nicht zurückzublicken.
    Auf halbem Weg zur Straße höre ich ihn wieder rufen. »Ella! Ella, warte!« Ich drehe mich um und sehe, wie er sich aus dem offenen Fenster lehnt, mit nacktem Oberkörper. Ich kann sein Schlüsselbein sehen, wo ich ihn erst vor ein paar Stunden geküsst habe. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, mitten auf seinem Gartenweg, unter meinen Füßen kalter Beton. »Ella!«, ruft er. Keiner von uns rührt sich.
    Â»So heiße ich nicht«, flüstere ich, aber dann wird mir klar, dass er zu weit weg ist und mich nicht hört. »So heiße ich nicht!« Dieses Mal schreie ich es zu ihm hinauf, mit geballten Fäusten, die Arme angespannt, zu allem bereit.
    Er lehnt sich aus dem Fenster, um das Fallrohr an der Hausecke zu erreichen. Es wird sein Gewicht nicht tragen. Das ist schrecklich. Er muss aufhören. Jetzt klettert er ganz hinaus und tastet mit den Füßen nach dem Rohr. Es ist, als wäre ich festgefroren, aber ich muss weg, weg von hier, ich kann nicht hier stehen und warten, bis er mich holt und ins Gefängnis bringen lässt. Ich schlage mir mit der Faust aufs Bein, und es versteht die Botschaft. Ich laufe weiter, jetzt noch schneller, aber ich kann nicht um die Ecke biegen, bevor ich sehe, dass er unten angekommen ist. Er rutscht ab und springt in ein Blumenbeet, aber er ist nicht so tief gefallen, dass er sich hätte verletzen können.
    Auf der Straße renne ich schneller. Ein scharfer, stechender Schmerz durchzuckt mich: Ich bin auf etwas Spitzes getreten, aber ich kann nicht anhalten. Ich überlege kurz, ob ich das Auto stehen lassen soll, damit er es nicht mit mir in Verbindung bringen kann, aber dann werfe ich einen Blick zurück. Er holt auf. Mir bleibt keine Wahl, ich muss das Auto nehmen. Ich renne, so schnell ich kann. Das Kleid reibt unter der Achsel. Mit den Armen rudernd laufe ich weiter. Jeden Moment rechne ich damit, seinen Atem im Nacken, seine Hände auf meinem Körper zu spüren.
    An der Fahrertür fummle ich mit dem Schlüssel herum. Beinahe lasse ich ihn fallen. Komm schon, komm schon. Dann finde ich endlich das Schloss und sitze im Wagen, die Türen sind verriegelt, der Motor läuft. Vom Fenster kommt ein lautes Knallen – Daniel schlägt mit der flachen Hand gegen die Seitenscheibe. »Ella.« Er ist blass, an seiner Lippe klebt Blut. »Um Himmels willen, Ella, mach die Tür auf. Ich tue dir nichts.«
    Ich rase los, ohne das Licht einzuschalten. Er springt zurück, und ich kann im Rückspiegel sehen, dass er dem Auto nachläuft und dabei mit den Armen rudert wie ein Sprinter. Als klar ist, dass er mich nicht mehr einholen kann, bleibt er mit ausgebreiteten Armen mitten auf der Straße stehen. Ich biege ab, und er verschwindet, aber erst fünf Vororte weiter halte ich an. Ich stelle den Motor aus, meine Hände zittern so stark, dass ich den Schlüssel kaum abziehen kann. Ich gehe ein paar Schritte vom Auto weg und übergebe mich.

D ie ganze Nacht hindurch fahre ich weiter, und

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