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Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)

Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)

Titel: Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Feiertagen nicht mehr bei ihm gewesen. Ich hatte es mir aber vorgenommen.«
    »War er eigentlich vermögend?«
    »Seine Frau besitzt, glaube ich, etwas Vermögen. Aber das kann nur ganz unbedeutend sein.«
    »Man muss ihr nun wohl einen Beileidsbesuch machen. Sie wohnen ja furchtbar weit.«
    »Das heißt, für Sie ist es weit. Von Ihrer Wohnung ist es überallhin weit.«
    »Er kann mir noch immer nicht verzeihen, dass ich jenseits des Flusses wohne«, sagte Pjotr Iwanowitsch lächelnd, wobei er mit dem Kopf auf Schebek wies. Und nachdem man noch eine Weile über die großen Entfernungen in der Stadt gesprochen hatte, begaben sich die Herren in den Sitzungssaal zurück.
    Abgesehen von den Erwägungen, die nun alle anstellten wegen der möglicherweise zu erwartenden Umbesetzungen und dienstlichen Veränderungen anlässlich dieses Todesfalles, rief die Nachricht vom Ableben eines nahen Bekannten, wie immer, bei jedem, der davon erfuhr, ein Gefühl der Freude darüber hervor, dass ein anderer gestorben war und nicht er selbst.
    Ja, das ist eben Schicksal: Ihn hat’s getroffen, ich aber lebe weiter, dachte oder fühlte ein jeder. Und die näheren Bekannten Iwan Iljitschs, sozusagen seine Freunde, dachten dabei unwillkürlich auch noch daran, dass sie nun der Anstandspflicht nachkommen müssten, den höchst langweiligen Beisetzungsfeierlichkeiten beizuwohnen und der Witwe des Verstorbenen einen Beileidsbesuch abzustatten.
    Dem Trauerhause am nächsten standen Pjotr Iwanowitsch und Fjodor Wassiljewitsch.
    Pjotr Iwanowitsch hatte mit Iwan Iljitsch zusammen das Institut für Rechtswissenschaften besucht und fühlte sich ihm besonders verbunden.
    Nachdem er seiner Frau beim Mittagessen vom Hinscheiden Iwan Iljitschs berichtet und ihr seine Erwägungen über die jetzt vielleicht mögliche Versetzung des Schwagers in den hiesigen Bezirk mitgeteilt hatte, legte er sich diesmal nicht zu einem Mittagsschläfchen nieder, sondern zog gleich seinen Frack an und fuhr ins Trauerhaus.
    Vor dem Hause Iwan Iljitschs hielten eine Privatequipage und zwei Droschken. In der Vorhalle im Erdgeschoß stand, neben dem Kleiderständer an die Wand gelehnt, der mit Glanzstoff bezogene und mit Quasten und einer mit Putzpulver blank geriebenen Goldborte geschmückte Sargdeckel. Zwei Damen in Trauerkleidung legten gerade ihre Pelzmäntel ab. Mit der einen von ihnen, einer Schwester Iwan Iljitschs, war Pjotr Iwanowitsch bereits bekannt; wer die andere war, wusste er nicht. Schwarz, ein Kollege von Pjotr Iwanowitsch, schickte sich eben an, aus dem Obergeschoss herunterzukommen, blieb jedoch, als er ihn erblickte, an der obersten Treppenstufe stehen und zwinkerte ihm zu, als wollte er sagen: Das hat Iwan Iljitsch dumm angestellt, Leuten wie uns hätte so etwas nicht passieren können.
    In dem Gesicht von Schwarz, das ein englischer Backenbart umrahmte, in seiner hageren, mit einem Frack bekleideten Gestalt und in seiner ganzen, stets eleganten Erscheinung drückte sich betonte Feierlichkeit aus – eine Feierlichkeit, die so gar nicht mit seinem flatterhaften Wesen in Einklang stand, die aber hier – so schien es Pjotr Iwanowitsch – einen ganz besonderen Eindruck machte.
    Pjotr Iwanowitsch ließ den Damen den Vortritt und ging hinter ihnen her langsam die Treppe hinauf. Schwarz blieb oben stehen, und Pjotr Iwanowitsch erriet auch, weshalb: Er wollte offenbar verabreden, wo man sich heute zum Kartenspiel traf. Im Obergeschoss angekommen, begaben sich die Damen zu der Witwe, während Schwarz seinem Gesicht durch ein Zusammenpressen der vollen Lippen einen ernsten Ausdruck gab und Pjotr Iwanowitsch mit einer vielsagenden Bewegung der Brauen auf das rechts liegende Zimmer verwies, in dem der Tote aufgebahrt war.
    Als Pjotr Iwanowitsch das Zimmer betrat, war er, wie man es in solchen Fällen immer ist, im Zweifel darüber, wie er sich nun verhalten sollte. Er wusste immerhin, dass es vor einer Bahre nie fehl am Platze sein konnte, sich zu bekreuzigen, war sich aber nicht im Klaren, ob er sich dabei auch noch verneigen musste, und wählte daher einen Mittelweg, indem er sich beim Eintritt ins Zimmer bekreuzigte und ein wenig den Kopf senkte. Soweit die Bewegungen mit den Händen und dem Kopf ihm dies gestatteten, schaute er sich zugleich im Zimmer um. Zwei ganz junge Leute, anscheinend Neffen des Verstorbenen, von denen der eine Gymnasiast war, hatten sich eben mehrmals bekreuzigt und verließen das Zimmer. Neben dem Sarg stand regungslos ein altes

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