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Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)

Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)

Titel: Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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wir eben den kleinen«, sagte er, worauf er das kluge Pferd, das die ganze Zeit so tat, als wollte es ihn beißen, zwischen die Deichselstangen lenkte und mit Hilfe des Mannes der Köchin anspannte.
    Als alles so weit fertig war, dass nur noch die Zügel angebracht werden mussten, bat Nikita den Mann der Köchin, aus der Scheune Stroh und aus dem Speicher Sackleinen zu holen.
    »So, das ist schön. Nun, nun, sperr dich nicht so!«, sagte Nikita, während er das frisch gedroschene Haferstroh, das ihm der Mann der Köchin gebracht hatte, im Schlitten glattdrückte. »Und jetzt legen wir die Matte drüber und breiten dann das Sackleinen aus. Ja, so ist’s gut, so wird er bequem sitzen«, sagte Nikita, der alles, was er tat, mit Erklärungen begleitete und nun das über das Stroh gelegte Sackleinen am Rande von allen Seiten unter den Sitz stopfte.
    »Nun, hab Dank, mein Guter!«, wandte er sich zum Schluss an den Mann der Köchin. »Zu zweien geht alles leichter.« Nachdem er dann noch die an ihrem Ende durch einen Ring zusammengehaltenen Lederzügel geordnet hatte, setzte er sich seitlich auf den Bock und fuhr mit dem schon ungeduldig gewordenen braven Pferd über den hartgefrorenen Mist des Hofes auf das Tor zu.
    »Onkel Nikita, Onkelchen, he, Onkelchen!«, ertönte da hinter ihm die helle Stimme eines siebenjährigen Jungen, der in kurzem schwarzem Pelzmäntelchen, neuen weißen Filzstiefeln und warmer Mütze aus dem Haus gelaufen kam. »Nimm mich mit!«, bat er und knöpfte im Laufen sein Mäntelchen zu.
    »Nun, nun, dann komm schon, mein Täubchen«, sagte Nikita und hielt den Schlitten an, ließ das schmächtige, blasse, jetzt aber vor Freude strahlende Herrensöhnchen einsteigen und fuhr auf die Straße hinaus.
    Die Uhr ging auf drei. Es war kalt – wohl an die zehn Grad Frost –, trübe und windig. Eine Hälfte des Himmels war von einer niedrigen dunklen Wolke verhangen. Der Hof lag geschützt, aber auf der Straße machte sich der Wind bemerkbar: Er fegte den Schnee vom Dach der Nachbarscheune, und an der Ecke, vor dem Badehäuschen, wirbelte eine Schneewolke auf. Nikita war gerade durchs Tor gefahren und zum Hauseingang eingebogen, als auch schon Wassili Andrejitsch erschien. Eine Zigarette im Mund und angetan mit einem tuchbezogenen, unterhalb der Taille eng gegürteten Schafpelz, trat er auf die unter seinen mit Leder eingefassten Filzstiefeln knarrende Vortreppe heraus und blieb dort wartend stehen. Nachdem er mit einem Seitenblick auf das sich nähernde Pferd einen letzten Zug von seiner Zigarette getan hatte, warf er den Stummel weg, trat ihn aus und bog, zuvor den Rauch durch den Schnurrbart blasend, auf beiden Seiten seiner glattrasierten rosigen Wangen die Ecken des Pelzkragens nach innen, um das Fell nicht mit seinem Atem feucht zu machen.
    »Sieh mal an, dieser Schlingel, er sitzt schon da!«, sagte er, als er im Schlitten sein Söhnchen bemerkte. Angeregt von dem Wein, den er mit seinen Gästen getrunken hatte, war Wassili Andrejitsch mit allem, was er besaß und tat, noch zufriedener als sonst. Der Anblick des Sohnes, den er in Gedanken immer seinen Kronprinzen nannte, bereitete ihm jetzt großes Vergnügen; er kniff die Augen zusammen und lächelte, seine kräftigen Zähne entblößend, über das ganze Gesicht, als er zu ihm hinblickte.
    Blass und hager, die Schultern und den Kopf mit einem wollenen Tuch umhüllt, so dass nur die Augen zu sehen waren, stand hinter Wassili Andrejitsch im Flur seine schwangere Frau, um ihm das Geleit zu geben.
    »Wirklich, du solltest Nikita mitnehmen«, sagte sie und trat zaghaft durch die Tür.
    Wassili Andrejitsch antwortete nichts auf ihre Worte, die ihm offensichtlich unangenehm waren, sondern zog nur finster die Brauen zusammen und spie aus.
    »Du hast doch viel Geld bei dir«, fuhr seine Frau in demselben wehleidigen Ton fort. »Auch kann ein Unwetter aufkommen, wirklich, bei Gott.«
    »Ja, kenne ich denn den Weg nicht, dass ich unbedingt einen Begleiter haben muss?«, sagte Wassili Andrejitsch und verzog dabei unnatürlich die Lippen, was er gewöhnlich tat, wenn er mit Verkäufern oder Kunden verhandelte und dabei jede Silbe besonders deutlich aussprach.
    »Nein, wirklich, nimm ihn mit, ich bitte dich im Namen Gottes!«, beharrte seine Frau und hüllte sich noch fester in das Tuch.
    »Du bist wahrhaftig wie eine Klette … Was soll ich mit ihm?«
    »Ich bin bereit, Wassili Andrejitsch«, mischte sich Nikita fröhlich ein. »Nur muss dann dafür gesorgt

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