Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
Pfarrer Welebil, sein Grabstein steht auf dem Friedhof, soll zu so einer Messe bereit gewesen sein. Freilich können nur sehr fromme Priester, die dazu noch eine extra Portion Mut besitzen, eine solche Schwurmesse lesen. Die Witwe selber bekam ebenfalls einen Vespermantel um, und schon begann um Punkt zwölf Uhr nachts die Messe. Anwesend waren noch der Kaplan und der Mesner, die Messe selber aber wurde rückwärts gesprochen, und alle befanden sich in einem mit Kreide gezogenen Kreis. Schon schleppten einige Teufel mit einem Höllenlärm ihren Mann herbei, der seine Frau anschrie:
„Hättest du nit den Fetzen um, i zerreißert di in tausend Schiefer!“
Vor Schreck fiel der Pfarrer in Ohnmacht und zum großen Glück übernahm der Kaplan sein Amt und konnte die Messe zu Ende führen, denn sonst wären sie selber von den Teufeln gemartert worden. Die Frau des Verwalters wusste nun aber, wo ihr Mann nach seinem Tode umging. Passiert soll das Ganze im Jahr 1830 sein.
Der Jungfernsprung
Ein alter Handelsweg führt nach Eisenerz, der schon in der Römerzeit begangen wurde, und auf dem die schweren Karren ihre Spuren im Stein hinterlassen haben. Die Säumer waren mit Erz, Holzkohle, Salz und auch Lebensmitteln unterwegs und kannten jeden Tritt, wofür sie natürlich auch Bezeichnungen hatten. Von der Eisenerzer Höhe und dem nahen Jungfernsprung wusste man aber immer schon viel zu erzählen.
Auf der Passhöhe gab es nämlich früher eine Almhütte, und dort lebte eine fleißige Sennerin, die weitum das schönste Mädchen war. Jeden Sommer machte sie hier gewissenhaft ihre Arbeit und kannte sich sehr gut aus, da sie wirklich um jedes Tier bemüht war, das sich verstiegen hatte. In einer stürmischen Gewitternacht, es regnete wie aus Kübeln, kam noch ein fremder Reiter auf die Höhe, musste dann aber einsehen, dass es wenig Sinn machte, bei diesen Wetterverhältnissen weiterzureiten. Er klopfte an die Tür und fragte die Sennerin, ob er wohl das grausige Wetter abwarten dürfe. Natürlich gewährte ihm das freundliche Mädchen Schutz unter seinem Dach, so wie es in den Alpen und anderswo üblich ist, in der Not zu helfen. Sie half ihm sogar, seine nassen Sachen vor dem Feuer zu trocknen und gab ihm auch etwas zu essen. Der fremde Reiter war sehr angetan von dem fleißigen Mädchen, so eine Schönheit hatte er selten gesehen, und er bemühte sich, der jungen Sennerin ebenfalls zu gefallen. Aber all sein Werben schien nicht zu fruchten, das junge Ding wollte einfach nicht „anbeißen“. Zuletzt wurde er immer zudringlicher, und da es ihn mit schroffen Worten zurechtwies, wurde er handgreiflich. Da wusste sich die junge Sennerin nicht anders zu helfen und lief aus der Tür in die Regennacht. „Tja, Mädel“, dachte sich der fremde Reiter, „ich werde dir schon zeigen, was ich für ein Mann bin!“, und er tobte wild entschlossen dem Mädchen nach. Dieses hatte sich in der nahen Schlucht verstecken wollen, doch als es die nahen Hufe hörte und bald auch schon das Schnauben des Pferdes, da nahm es Anlauf und wagte den Sprung über die tiefe Schlucht. In Todesangst kam es wohlbehalten auf der anderen Seite an, sprang sogleich wieder auf und versteckte sich im dreckigen und nassen Unterholz. Dem herannahenden Reiter war klar, dass die schöne Sennerin über den tiefen Abgrund gesprungen war. „Was ein Mensch überspringen kann, das kann mein Pferd allemal“, dachte sich der Fremde, gab seinem Pferd die Sporen und setzte zum Sprung an. Doch in diesem Augenblick blitzte und donnerte es so gewaltig, dass man meinte, die Erde bebe, und das Pferd wurde im Sprung gestört. Ross und Reiter kamen zwar auf der anderen Seite an, doch der Boden war bereits vom vielen Regen aufgeweicht und das Pferd fand keinen Halt. Mit den Hinterhufen rutschte es vom Rand ab und beide stürzten in den tiefen Abgrund. Als der dumpfe Aufprall zu hören war, wusste das schöne Mädchen, dass es nichts mehr zu befürchten hatte. Am nächsten Morgen wurden die zerschmetterten Leichen von Ross und Reiter auf dem Felsboden der Schlucht gefunden.
Seit diesem Tag heißt die Felsenwand der Schlucht Jungfernsprung.
Etwas Ähnliches ist in Peggau passiert. Hinter dem Kugelstein auf der schmalen Bergebene baute ein Mann für sich und seine Frau ein Haus. Dort wollten sie glücklich miteinander leben, doch die Hunnen zogen ins Land und alle waffenfähigen Männer zogen zur Verteidigung aus. Die Frau musste alleine mit dem Hund zurückbleiben, und eines
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