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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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unbekannter Mann einkehrte. Er bestellte ein Mittagessen für zwanzig Personen und ging dann weiter nach Ellenbogen zu. Zur Mittagszeit kehrte er zurück, doch war er allein. Die Wirtsleute fragten, wann denn die anderen Gäste eintreffen würden, aber er beruhigte sie, dass alles so in Ordnung sei. Sie könnten jetzt damit anfangen die Speisen zu servieren, denn er werde alles alleine essen. Da machten die Wirtsleute große Augen, aber noch viel mehr staunten sie, als er wirklich alles restlos aufgegessen hatte. Das war der Wirtin nicht ganz geheuer und sie eilte zum Pfarrer und erzählte ihm von ihrem hungrigen Gast. Der riet ihr, nur ja nichts für das Essen zu verlangen. Als dann der Fremde nach der Rechnung verlangte, sagte die Wirtin, dass alles schon bezahlt sei. Da jubelte der fremde Mann auf, dankte den guten Wirtsleuten und versicherte ihnen, dass ab jetzt die Pest nicht mehr weiter um sich greifen werde. Dann verließ der Fresser das Gasthaus und wurde nie mehr im Bregenzerwald gesehen.
    Im Jahre 1628 wütete auch in Dornbirn die Pest ganz fürchterlich. Der nach Hohenems angrenzende Ortsteil Hattlerdorf im Süden der Stadt hatte damals nur einige zwanzig Häuser. Die meisten der Bewohner waren Leibeigene der Grafen von Hohenems, und von diesen soll nur ein einziges altes Mütterlein am Leben geblieben sein sowie eine Geiß ohne Hörner, die man „Hattel“ nennt. Daher soll Hattlerdorf seinen Namen bekommen haben.
    Das Haus, in dem das alte Mütterlein wohnte, wird heute noch gezeigt, es steht neben der Kirche und gehörte lange Zeit dem Mesner. Die alte Pfarrkirche wurde damals noch von einem Friedhof umgeben und in einer Nische der Friedhofsmauer war lange Zeit eine Inschrift angebracht, die aus der Pestzeit berichtete. Dort stand:
    „Klag, Klag, über Klag!
    77 Tote in einem Grab.“
    Auch in Weiler gibt es eine ähnliche Inschrift bei der Sebastianskapelle, gleich neben dem alten Schulhaus. Die Kapelle wurde in der Pestzeit gebaut und war früher ein reiner Holzbau. Kein Betstuhl hat darin Platz, so klein ist sie, und doch haben sieben Zimmermänner an ihr gearbeitet, einer nach dem anderen wurde vom Schwarzen Tod geholt.
    Natürlich hat auch die Totengasse in Weiler ihren Namen aus dieser Zeit, dort wurden nämlich die Leichen der Pestkranken begraben. Ein Holzkreuz markiert die Stelle, wo sie liegen, und auch hier wird darüber geklagt, dass zweiundsiebzig Leichen in einem Massengrab liegen.
    In dieser Zeit führten die Totengräber in den Städten eine kleine Glocke mit, so war es auch in Dornbirn. Wenn der Totengräber bei einbrechender Nacht durch die Bezirke und Gassen der großen Gemeinde fuhr, wurde er von seinem Glöckchen angekündigt, sodass die Bewohner ihm Zeichen geben konnten, wo ein Toter mitzunehmen war. Dann hielt er an, lud die Leiche auf und führte sie auf den Gottesacker, um sie zu beerdigen. Vor einem Haus meldete man ihm einmal, dass die Tochter gestorben sei. Stumm und gefühllos lud er die Tote auf seinen Wagen, um sie zu den vielen hundert anderen in die Erde zu geben. Ihr Liebster schritt traurig hinter dem Wagen her und wollte diesen letzten Weg mit ihr gehen, da packte ihn auf einmal der Gedanke: „Sie ist nicht tot!“
    Er hob das Mädchen wieder vom Wagen – und wirklich, langsam regte sich wieder das Leben in dem Körper der Totgeglaubten. Auch wurde sie wieder vollkommen gesund und wenig später heirateten sie. Als sie vor dem Altar den Bund der Ehe eingegangen waren, gelobten sie, wenn sie einen Buben bekommen würden, ihn nach dem großen Pestheiligen Rochus zu nennen. Ihr Wunsch ging in Erfüllung, der Sohn bekam den angelobten Namen und wuchs heran. Aus dieser Linie gingen viele Nachkommen hervor, die alle bis auf den heutigen Tag „Rochusses“ genannt werden.
    Die Totengräber und Leichensammler hatten in den Tagen der Pest kein leichtes Leben, sie waren von den Gemeinden dazu verpflichtet worden, alle an der Pest Gestorbenen zu sammeln und zu begraben. Beim Sammeln der Toten wurden ihnen aber oft auch Kranke mitgegeben, von denen man glaubte, dass sie nicht mehr lange zu leben hätten. Sie wurden dann einfach zu den Toten mit auf den Karren gelegt. Eines Tages war dann auch die Geliebte eines der Leichensammler erkrankt, und da er den Gedanken nicht ertragen konnte, sie selbst auf den Friedhof zu führen, tauschte er mit einem anderen Leichensammler die Parzelle.
    Als er dann zufällig im Oberdorf an einem Haus vorbeiging, sah er den Karren seines Kollegen

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