Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
Vom Netzwerk:
mit Gewalt gehalten werden, damit sie den Kranken beistanden. Tote und Sterbende lagen zu Hunderten auf den Straßen und wurden oft alle miteinander auf die Wägen zur Pestgrube geworfen. Aber selbst in dieser Zeit kamen immer noch einige Gäste ins Wirtshaus, um durch die erheiternden Klänge von Augustins Sackpfeife das allgemeine Elend für einige Stunden zu vergessen. Und Augustin schien überhaupt der Sorgloseste von allen zu sein, der sich über jeden gesammelten Pfennig und über jeden Humpen Bier und Branntwein wie ein Kind freuen konnte.
    Eines Abends jedoch, da kam niemand mehr, um den lieben Augustin zu hören, und nun hatte der Musiker und Komiker viel Zeit und noch mehr Durst. Als er dann seinen Heimweg in die Hahngasse an der Landstraße anging, stolperte er über den Stephansplatz, vorbei am Stock im Eisen, Graben, Kohlmarkt und zum Burgtor hinaus. In seinem Rausch fand er nicht nach Hause, und irgendwann blieb er in der Dunkelheit einfach im Straßengraben liegen und schlief seinen Rausch aus.
    Als er am frühen Morgen mit einem elendigen Durst aufwachte, da wurde ihm mit einem riesigen Schrecken klar, dass er auf einem Menschen lag. Schnell sprang er auf und erkannte seine Lage – er befand sich in einer Pestgrube. Die Pestknechte hatten ihn mit eingesammelt und auf dem Wagen zur Grube gebracht. Sein großes Glück war es, dass die Reihe der Leichen noch nicht vollständig war und sie deswegen noch nicht mit Erde bedeckt worden waren. Doch alleine kam er aus dieser schauerlichen Grube nicht heraus, auch sein Schreien und Rufen hatte keinen Sinn, erst als die nächste Wagenladung gebracht wurde, halfen ihm die Männer wieder heraus.
    Augustin überlebte aber diesen Vorfall und machte sich das fürchterliche Abenteuer lediglich zunutze, indem er von nun an seinen Zuhörern eine neue, kuriose Geschichte vortragen konnte.
    Am 17. Februar 1702 starb der bekannte Sackpfeifer und Bänkelsänger im Alter von 72 Jahren. Im Bierhaus „Zum Roten Dachel“ erzählten die Gäste aber noch lange vom alten Augustin und seinen lustigen Liedern.
    Von der Pest
    Wenn die Bregenzerwälderinnen in ihrer Tracht am Sonntag zur Kirche gehen, dann sind sie sehr ernst und streng gekleidet. Ihre schwarze, mit vielen Falten versehene Juppe aus Glanzleinen ist von einem Gürtel umschlossen und reicht bis über die Brust hinauf. Auch ihr Leibchen ist aus dem gleichen schwarzen, glatten Stoff und verdeckt alles, was an der Tracht heiter und bunt ist. Kein Schmuck und keine Zier ist mehr an der ganzen Tracht zu sehen, einzig die natürliche Schönheit und der stille Glanz des schwarzen Leinens oder der fadenbreite blaue Streif an der Juppe. So sah ihre Tracht aber nicht immer aus – sie entstand durch ein Gelübde der Frauen.
    Zuvor waren die Frauen aus diesem Gebiet sehr eitel und wählten nur den schwersten Goldfaden für die Stickerei an „Fürtuch“ und Mieder. Für die Ärmel wurde nur italienische Seide verwendet, und hier auch nur die teure, glänzende, mit den großblumigen Mustern. Ganze Lasten Käse mussten dafür ins „Welschland“ gebracht werden, so war es ausgehandelt worden. Es gab im Bregenzerwald aber nicht nur Menschen, denen es gut ging, es gab auch sehr viele Arme, die um die Molke betteln gingen, und viele von ihnen, die in den Hinterwald kamen, gingen ziemlich leer aus.
    Am ärgsten waren die Eitelkeit und die Prunksucht der Wälderinnen am Sonntag. Selbst beim Kirchgang dachten Frauen und „Schmelgen“ (Mädchen) nicht an das Wort Gottes und das Beten, sondern achteten nur darauf, wie sie einander in ihrem stolzen Aufputz noch übertrumpfen konnten.
    So gingen die Jahre dahin und irgendwann kam auch die Strafe über sie. In einem Jahr wurde mit der schimmernden italienischen Seide auch der Tod „in den Wald“ gebracht. Es begann die Zeit des großen Sterbens, die Pest war da. Grausam wütete sie, ganze Häuser und Dörfer verödeten.
    In dieser unermesslichen Not ging das Volk in sich und die Frauen gelobten, wenn die Seuche erlösche, an Sonn- und Festtagen zur Buße über ihren gezierten Trachten schwarze, einfache Leibchen zu tragen. So kam es, und die Frauen hielten Wort und trugen von da an die „Schälkle“, in denen sie sich in der ersten Zeit nach dem großen Prunk hässlich und armselig vorkamen.
    Besonders schwer wurde der Bregenzerwald zu Beginn des 17. Jahrhunderts von der Pest heimgesucht. Noch heute erinnert man sich daran, wie im früheren Gasthaus zur Sonne an einem Vormittag ein

Weitere Kostenlose Bücher