Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
aber trotzdem nicht wegschicken und bot dem Bärentreiber mit seinem Bären einen Platz in seinem Schuppen an.
Genau hierhin kam aber jede Nacht der Wassermann, um seine Fische zu braten, so auch diese Nacht, um Punkt Mitternacht. Von dem guten Duft in nächster Nähe geweckt, stand der Bär auf und begann nach den gebratenen Fischen zu schnappen.
Der freche Wassermann ließ sich das natürlich nicht gefallen und wollte sein Mahl verteidigen. Er holte aus und verpasste dem Bären mit seiner feucht glitschigen Hand einen Schlag.
Doch auch der Bär ließ sich nichts gefallen, packte den Wassermann und drückte ihn so fest an seine Brust, dass das Männchen fast erstickt wäre. Nur mit letzter Kraft konnte es fliehen.
Am nächsten Tag zog der Bärentreiber mit seinem Tier wieder fort. Der Müller bedankte sich bei ihm dafür, dass der Bär den Wassermann vertrieben hatte. Ein paar Tage später erschien der Wassermann jedoch am helllichten Tag, steckte seinen Kopf durch das Fenster und fragte, ob der Müller wohl noch „die große Katze“ besäße.
„Natürlich habe ich sie noch, sie hat sogar noch zwei Junge bekommen“, antwortete der Müller schlagfertig.
In diesem Moment schlug der Wassermann das Fenster von außen zu und wurde nie wieder gesehen.
Ein anderer Wassermann lebte im tiefen Brunnen der Ruine Kreuzenstein, er zeigte sich aber nur sehr selten, sodass man bald gar nicht mehr daran dachte, dass auch er auf der Burg lebte. Dieser kleine Wicht war unglaublich hässlich, mit langen, bemoosten Haaren und einem breiten Froschmaul mit spitzen Zähnen. Er roch unglaublich modrig und liebte nichts mehr, als alle Leute rund um den Brunnen, gleichgültig ob Groß oder Klein, zu necken. So spritzte er mit Wasser um sich oder lockte Kinder mit glitzernden Perlen und schillernden Muscheln zu sich.
Wenn er es dann geschafft hatte jemanden anzulocken, der sich zu weit über den Brunnenrand beugte, so konnte es passieren, dass er mit seiner starken Hand blitzschnell zugriff und das arme Opfer zu sich in sein unterirdisches Reich zog.
Eines Tages holte eine junge Magd Wasser vom Brunnen und stellte fest, dass der Wasserspiegel besonders hoch stand. So war es für sie ein Leichtes die beiden Eimer rasch zu füllen und sie ihrer Mutter zu bringen. Als es das Wasser schon geschöpft hatte, bemerkte das Mädchen an der Wasseroberfläche ein schillerndes Band. Neugierig griff es danach und sah sich schon im Besitz des Fundes, da fuhr mit einem Mal eine hässliche, grüne Hand aus dem Wasser, packte das Mädchen und riss es mit sich in die Tiefe.
„Um Gottes willen, wo bin ich gelandet?“, rief es erschrocken aus, als es am Grund des Brunnens angekommen war.
Dort unten befand sich der gläserne Palast des Wassermannes, der nun dem Mädchen nichts mehr antun konnte, denn wer den Herrgott beim Namen nennt, ist vor den Taten der Wassermänner sicher.
Der Wassermann hatte sich die Magd in seinen Palast geholt, damit sie ihm den Haushalt führen sollte, und das tat sie so gründlich und gewissenhaft, wie sie es von zu Hause gewohnt war. Kurz bevor dann die Jahresfrist um war, sagte er eines Tages zu ihr:
„Als Lohn kannst du dir den Kehricht mitnehmen!“
Das Mädchen tat so, wie es ihr der Wassermann gesagt hatte und kehrte von nun an jeden Tag den Kehricht in eine Ecke. Als die Stunde der Befreiung gekommen war, packte es den Mist in seine Schürze und verließ Punkt zwölf Uhr Mittag das unterirdische Reich. Überglücklich kehrte es zu seiner Mutter nach Hause zurück, die ein ganzes Jahr lang um ihre Tochter geweint hatte. Jetzt erst merkte das Kind, wie schwer seine Schürze geworden war. Als es den Knoten löste, glaubte es seinen Augen nicht zu trauen, der Mist darin war zu purem Gold geworden.
Auch in Windhag bei Waidhofen an der Ybbs war das Wassermännlein nicht zu allen böse. So spielt einmal ein Bub an einem Bächlein und sah dort einen heftig blutenden Zwerg. Dieser sagte dem Knaben, dass er sich auf der Mäusejagd den Fuß gebrochen habe und bat ihn, er möge ihn ins Wasser werfen, damit seine Wunde heilte. So schubste ihn der Bub in den Bach und der Wassermann war nicht mehr zu sehen.
Nach kurzer Zeit ging der Knabe über eine Brücke, trat dabei auf ein morsches Brett, verlor das Gleichgewicht und fiel in den Bach, wobei ihm die Sinne schwanden. Als er wieder zu sich kam, befand er sich in einem herrlichen Kristallpalast und das ihm bekannte Männlein stand vor ihm. Weil er ihm damals, als er sich
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